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Pakete in der Pandemie heizen Nachfrage nach E-Transportern an

Mit dem Boom des Online-Handels im Verlauf der Pandemie steigt auch die Nachfrage nach E-Transportern. Doch dabei gibt es auch Probleme.
13.03.2021 11:05
Lesezeit: 2 min
Pakete in der Pandemie heizen Nachfrage nach E-Transportern an
Ein Mitarbeiter der Deutschen Post "betankt" am 27.04.2011 auf einem Betriebshof der Deutschen Post in Berlin einen Elektrotransporter vom Typ Mercedes-Benz Vito E-Cell mit Strom. (Foto: dpa) Foto: Wolfgang Kumm

Ob Essen, Schuhe oder Elektronikgeräte - der Online-Handel boomt in der Pandemie und mit ihm die Lieferdienste. Auch der eher zögerliche Wandel zur Elektromobilität könnte dadurch Schub bekommen, denn die Nachfrage nach E-Transportern nimmt nun Fahrt auf. „Die Leute sprechen von einer Trendwende für kommerzielle E-Autos, aber ich glaube, da sind wir schon längst“, sagt Luke Wake, Flottenmanager beim Paketlieferdienst UPS. Der US-Konzern hat bis zu 10.000 E-Lieferwagen beim britischen Start-Up Arrival bestellt und ist an dem Unternehmen auch beteiligt. Strengere Vorschriften für Abgasemissionen in Europa und China, dazu billigere Batterien mit größerer Reichweite machen die Anschaffung von E-Transportern für Firmen rentabler. „Die Denkweise hat sich weltweit geändert und die Leute verstehen, dass die Zukunft elektrisch ist“, sagt Arrival-Chef Avinash Rugoobur. Seine Firma habe vier- bis fünfmal so viele Anfragen nach ihren Elektrotransportern und -bussen wie vor einem Jahr. Am Entwicklungszentrum in Banbury nordwestlich von London warten Manager einer großen britischen Einzelhandelskette geduldig auf eine Probefahrt. Die Produktion der Lieferwagen soll 2022 starten. Arrival will mit der Übernahme durch eine speziell dafür gegründete und schon börsennotierte Gesellschaft demnächst den Sprung an den Aktienmarkt wagen.

„Im Mittelpunkt stehen die Logistikkonzerne. Sie bekommen von allen Seiten Druck“, sagt Rob Fowler, Chef des Anbieters Volta Trucks. Das Unternehmen aus Stockholm entwickelt einen 16-Tonnen-E-LKW, der ab 2022 produziert werden soll und gedacht ist für den Güterverkehr in Städten. Durch die Ausrichtung auf kürzere Strecken werden weniger schwere Batteriezellen benötigt. Der Auftragsbestand der Firma beläuft sich auf 260 Millionen Dollar, die bisher größte Bestellung mit über 1000 LKW kommt vom französischen Anbieter von Kühllastern, Petit Forestier. Im Laufe diesen Jahres beginnt das Start-Up Rivian mit dem Bau von Lieferwagen für den US-Techriesen Amazon. Auch die Batteriefirmen erwarten eine steigende Nachfrage. Vor dem Hintergrund von Gesprächen mit den Herstellern „rechnen wir damit, dass kommerzielle elektrische Fahrzeuge in großem Stil kommen werden“, sagt etwa Tom Jensen, Chef des Batterieproduzenten FREYR. Noch sind E-Transporter wegen der hohen Preise für die Batterien im Vergleich zu Diesel- und Benzinfahrzeugen teuer und noch nicht so verbreitet. Arrival-Manager Rugoobur rechnet damit, dass sich dies auch dank leichterer Materialien und maßgeschneiderter Batterie-Reichweiten ändern wird. Er geht davon aus, dass seine Transporter bei einigen Reichweiten dann weniger kosten werden als Diesel-Lieferwagen.



Die E-Autobauer weisen zudem darauf hin, dass der Anschaffungspreis zwar höher ist, aber der Preis über die gesamte Lebensdauer niedriger, da zum einen Strom günstiger ist als Diesel und Benzin und zum anderen Elektromotoren weniger anfällig für Reparaturen seien. Bis 2025 sollen Experten zufolge die Batteriepreise so weit fallen, dass E-Autos genauso teuer sind wie Fahrzeuge mit fossilem Antrieb. Mit niedrigeren Kosten rechnet auch Fondsmanager Simon Webber von der Fondsgesellschaft Schroders. „Weil der durchschnittliche Lebenszyklus dieser Fahrzeuge kürzer ist, werden sie schneller ersetzt als Pkw. Die Elektrifizierung wird schneller gehen.“ Das Energie-Beratungsunternehmen Wood Mackenzie geht davon aus, dass der weltweite Absatz an kommerziellen E-Fahrzeugen bis 2025 auf drei Millionen weltweit steigen wird, bis 2030 auf neun Millionen, angeführt von Bussen und kleinen Lkw. In Deutschland fahren auf den Straßen derzeit rund 14.000 Streetscooter der Deutschen Post für die Tochter DHL Pakete aus. Allerdings will die Post die Produktion einstellen, weil sie kein Auto-Hersteller sein will. In Großbritannien hat der Lieferdienst DPD gut 700 Elektrotransporter in Betrieb, das ist ein Anteil von zehn Prozent an der gesamten Flotte. Die meisten davon sind Modelle von Nissan oder der Volkswagen-Tochter MAN. Die E-Modelle seien zwar teurer, sagt Olly Craughan, Manager bei DPD in Großbritannien. Aber: „Wenn man sie länger fahren kann als Dieselfahrzeuge, wird es sich lohnen.“

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