Finanzen

Türkei setzt auf Leitzins im einstelligen Bereich, Erdogan zweifelt an gängiger Geldtheorie

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will niedrigere Zinsen ungeachtet der hohen Inflation sehen. Entgegen der Standard-Geldtheorie behauptet er, dass hohe Zinssätze die Inflation anheizen würden.
07.04.2021 13:36
Aktualisiert: 07.04.2021 13:36
Lesezeit: 1 min
Türkei setzt auf Leitzins im einstelligen Bereich, Erdogan zweifelt an gängiger Geldtheorie
Recep Tayyip Erdogan, Präsident in der Türkei, nimmt an der Eröffnungsfeier der Exzellenzzentren des Rates für wissenschaftliche und technologische Forschung der Türkei (TUBITAK) teil. (Foto: dpa) Foto: -

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will niedrigere Zinsen ungeachtet der hohen Inflation sehen. Die Zinssätze sollten im einstelligen Bereich liegen, sagte Erdoğan am Mittwoch in einer Rede vor Abgeordneten seiner regierenden AK-Partei. Erdoğan hatte den Zentralbankchef Naci Ağbal im März gefeuert, nachdem dieser kurz zuvor den Leitzins von 17 auf 19 Prozent erhöht hatte. Teureres Geld kann die Nachfrage nach Krediten dämpfen und so die Inflation im Zaum halten, allerdings könnte dies auch die Konjunktur belasten, so Reuters. Im vergangenen Monat lag die Teuerungsrate in der Türkei bei 16 Prozent.

Seit dem Abgang Ağbals hat die Landeswährung Lira um etwa zwölf Prozent zum Dollar abgewertet. Das macht den Kampf gegen die Inflation schwieriger, ist die rohstoffarme Türkei doch auf viele Importe angewiesen. Durch die schwache Lira verteuern sich die Einfuhren, da viele Waren an den Weltmärkten in Devisen wie Dollar oder Euro bezahlt werden müssen.

Der neue Zentralbankchef Şahap Kavcıoğlu lies zuletzt verlauten, wegen der hohen Inflation müssten die Zinsen hoch bleiben. Noch im Februar hatte er sich als Kritiker einer straffen Geldpolitik ausgewiesen und wie Erdoğan die unorthodoxe Ansicht vertreten, wonach hohe Zinsen eine höhere Inflation nach sich zögen. Die Zentralbank entscheidet am 15. April erneut über ihren Leitzins. Von Reuters befragte Ökonomen gehen davon aus, dass dieser bei 19 Prozent belassen wird.

Erdoğans Zinspolitik könnte die Regeln der Geldtheorie widerlegen. Erdoğan hatte zuvor relativ hohe Leitzinsen als die „Mutter allen Übels“ bezeichnet. Entgegen der Standard-Geldtheorie behauptete er, dass hohe Zinssätze die Inflation anheizen würden (HIER).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...