Washington hat seine Bemühungen verstärkt, um mehr Zusammenarbeit und Investitionen von Taiwans wichtigsten Chip- und Technologieunternehmen („TSMC“) zu gewinnen, nachdem Präsident Joe Biden eine Verordnung zur Überprüfung kritischer US-Lieferketten unterzeichnet hat. William Brent Christiansen, der Direktor des „American Institute in Taiwan“ – Washingtons De-facto-Botschaft auf der selbstverwalteten Insel – traf am 23. Februar 2021 Dutzende von taiwanesischen Führungskräften in der Chip- und Lieferkette, um eine engere Partnerschaft mit den USA zu fordern, so „Nikkei Asia“. Er erläuterte auch die Ziele der USA, mehr taiwanesische Investitionen in die USA zu locken.
Vertreter des „Deutschen Instituts Taipeh“ und der „Japan-Taiwan Exchange Association“, der De-facto-Botschaften Japans und Deutschlands in Taiwan, nahmen ebenfalls an dem Treffen teil.
Das Treffen fand Stunden nach der Anordnung von Biden statt, die Lieferkette des Landes zu überprüfen, und forderte das Handelsministerium auf, innerhalb von 100 Tagen einen Bericht vorzulegen, um die Risiken für die Halbleiterherstellung, die Lieferketten für fortschrittliche Verpackungen, die Batterien von Elektrofahrzeugen und die Versorgung mit Seltenerdmineralien zu ermitteln. Washington will kritische Teile der Chip-Lieferkette auf seinen eigenen Boden verlegen. Biden hat gesagt, dass die Verwundbarkeit der Lieferkette nicht als „Hebel“ gegen die USA eingesetzt werden sollte.
Laut dem von „Nikkei Asia“ veröffentlichten Dokument nahmen Chiphersteller wie „United Microelectronics“, „Powerchip Semiconductor Manufacturing“, „Vanguard International Semiconductor“, „MediaTek“, „Nanya Technology“ und viele andere an der Diskussion unter Ausschluss der Öffentlichkeit teil.
Einige wichtige Material- und Ausrüstungsanbieter, darunter „LCY Chemical“, das gerade seine Absicht signalisiert hat, seine größte Investition in Übersee in den USA zu tätigen, sowie „TongTai Machine and Tool“, Taiwans größter Werkzeugmaschinenhersteller, wurden ebenfalls eingeladen.
Viele lokale Führungskräfte von US-amerikanischen und europäischen Unternehmen nahmen ebenfalls an dem Treffen teil, darunter „Qualcomm“, „Micron“, „Texas Instruments“, „Synopsys“, „Arm“ und „STMicroelectronics“.
„LCY“, einer der weltweit größten Hersteller von Chemikalien für Halbleiter, teilte Nikkei Asia mit, dass der Bau einer Anlage in den USA geplant sei „Marketech International“, ein Hersteller von Halbleiteranlagen und Zulieferer von „TSMC“, und die „Chang Chun Group“, ein petrochemischer Zulieferer von „TSMC“, haben nach der Ankündigung des taiwanesischen Chipherstellers ebenfalls ihre Absicht zum Ausdruck gebracht, in den USA zu investieren.
„Voice of America“ (VoA) berichtete am 28. März 2021: „Die USA betrachten Taiwan zunehmend als einen wichtigen Teil ihres Plans, Lieferungen und Produkte von anderen Orten als dem chinesischen Festland zu beziehen. Dies gilt insbesondere für Computertechnologie und Chips. Computerchips sind kleine Stücke aus hartem Material, die viele elektronische Schaltkreise enthalten. Diese Geräte werden in Computern und anderer Elektronik verwendet. Christensen sprach bei einer Zeremonie für eine neue Chipfabrik der ,Powerchip Semiconductor Manufacturing Corporation‘ in Zentraltaiwan. Christensen sagte, er sei dort gewesen, um den ,Fokus der US - Regierung auf die Sicherheit der Lieferkette neu zu formulieren‘ (…) Christensen sagte, dass ,sowohl Präsident Biden als auch Präsidentin Tsai die Halbleiterindustrie zu Recht als sehr wichtig identifiziert haben. Christensen fügte hinzu, dass Halbleiter nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus Gründen der nationalen Sicherheit wichtig seien.“
Die größten Halbleiter-Hersteller, die auch Chips genannt werde, sind „Intel“, „TSMC“, „Qualcomm“, „Broadcom“, „Micron Technology“, „Texas Instruments“, „ASE Technology“, „NVIDIA“, „STMicroelectronics“, „NXP“, berichtet „Investopedia“.
Wer den Weltmarkt für Halbleiter kontrolliert, kontrolliert folglich die Volkswirtschaften und die weltweite Produktion von technologischen Waren und Gütern. Sollte es den USA gelingen, ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf Taiwan, wo ein Großteil der Halbleiter der Welt produziert wird, auszuweiten, könnten die Amerikaner ganz ohne kriegerische Auseinandersetzungen China einen schweren Schlag zusetzen. Allerdings müssten die USA auch garantieren, dass Halbleiter-Hersteller aus anderen Ländern gegen China positioniert werden.
Wie wichtig Halbleiter sind, verdeutlichen einige Meldungen:
„Die Sportwagentochter von Volkswagen muss wegen des Chipmangels in der Autobranche möglicherweise ihre Produktion drosseln. ,Wir können bei einzelnen Modellen nicht ausschließen, dass wir in nächster Zeit die Stückzahlen verringern‘, teilte Porsche dem ,Handelsblatt‘ zufolge mit.“
„Tokio: Lieferengpässe schlagen einem Medienbericht zufolge nun auf die Herstellung von MacBooks und iPads durch. Die Produktion einiger dieser Apple-Produkte verzögere sich, meldete die japanische Zeitung ,Nikkei‘. Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern bereiteten der MacBook-Fertigung Probleme, während Engpässe bei Bildschirmen und Display-Bestandteilen der iPad-Produktion zusetzten. Die iPhone-Herstellung sei bisher nicht betroffen. Kunden spürten ebenfalls keine Auswirkungen. Apple war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.“
„Neu-Delhi: Die indische Regierung will zwei Insidern zufolge eine Milliarde US-Dollar in bar an jede Firma zahlen, die in Indien Halbleiter herstellen will. Wie die Zahlungen ablaufen sollen, sei noch nicht klar, sagte ein Regierungsvertreter. Ministerpräsident Modi hat mit seinem Projekt ,Make in India‘ das Land auf Platz Zwei der größten Mobilfunkhersteller gebracht. Indien hat bereits in der Vergangenheit versucht, Chipfirmen ins Land zu holen.“
„Der Stuttgarter Autobauer Daimler hat weiterhin mit Mangel an Halbleitern zu kämpfen. ,Die Situation bleibt herausfordernd, wir müssen gemeinsam mit den Lieferanten täglich schauen, wie die Versorgungslage ist‘, sagte Mercedes-Produktionschef Jörg Burzer der Nachrichtenagentur Reuters.“
„Der größte US-Autobauer GM fährt wegen des Mangels an Computerchips die Produktion weiter zurück. Das Montagewerk in Wentzville (Missouri) solle vom 29. März bis 5. April stillstehen, teilte GM mit. Der Produktionsstopp in der von dem Engpass bereits betroffenen Fabrik in Lansing im Bundesstaat Michigan werde um zwei Wochen verlängert. Die Zahl der nicht produzierten Fahrzeuge bezifferte ein Sprecher nicht. Die Kürzungen seien bereits in die Prognose eingeflossen, wonach die Chipkrise den Gewinn von GM in diesem Jahr um bis zu zwei Milliarden Dollar schmälern könnte. Die Lieferengpässe bei Halbleitern beeinträchtigen die Produktion von mehreren Autobauern weltweit. Zuletzt hatte sich die Lage durch einen Brand bei dem japanischen Halbleiterhersteller Renesas Electronics zusätzlich verschärft.“
Derartige Meldungen könnten derzeit endlos fortgesetzt werden. Sie unterstreichen nicht nur die technologische, sondern auch die geopolitische Bedeutung von Halbleitern. In gewisser Weise sind Halbleiter das Öl des 21. Jahrhunderts.