Finanzen

Inflation voraus: Konsum-Rausch in den USA, Biden saniert damit geschickt den Staatshaushalt

Ökonomen zufolge hat das aktuelle US-Konjunkturpaket einen Konsumrausch ausgelöst, weil Schecks an die Bevölkerung verteilt wurden. Was wie ein Gnadengeschenk für die US-Bürger ausschaut, ist in Wirklichkeit ein Ansatz, den Staatshaushalt über die Inflation zu sanieren.
15.04.2021 16:14
Aktualisiert: 15.04.2021 16:14
Lesezeit: 1 min

Die US-Wirtschaft hat im März starken Aufwind erhalten. Beflügelt von staatlichen Barschecks für die Bürger als Unterstützung in Zeiten der Corona-Krise machten die Einzelhändler kräftig Kasse. Die Einnahmen stiegen um satte 9,8 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 5,9 Prozent gerechnet - nach einem Umsatzminus von 2,7 Prozent im Februar. „In den USA herrscht Konsumrausch“, so die Einschätzung von VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel.

Die Verteilung der staatlichen Schecks im Rahmen des billionenschweren Pandemie-Hilfspakets von US-Präsident Joe Biden und die deutliche Lockerung von Eindämmungsmaßnahmen regten den privaten Verbrauch an, so der Experte. Laut Ökonom Dirk Chlench von der LBBW waren den anspruchsberechtigten Amerikanern zum Stichtag 24. März bereits Steuerschecks im Volumen von rund 325 Milliarden Dollar ins Haus geflattert. „Damit war der Geldsegen aus Washington zu diesem Zeitpunkt bereits doppelt so groß wie im Januar, als das US-Schatzamt im Rahmen des zweiten Rettungspakets ebenfalls Steuerschecks an die Haushalte verschickt hatte“, rechnet der Ökonom vor.

Zuvor hatten die DWN berichtet, dass die US-Regierung über die staatlichen Bargeldschecks die Inflation beflügeln werde, was sich wiederum positiv auf die immensen Staatsschulden der USA auswirken würde. Die US-Regierung könnte somit ihren Staatshaushalt sanieren.

Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf sieht die starken Einzelhandelszahlen als gutes Omen: Es sei mit einem „kräftigen Konsumwachstum“ zum Ende des ersten Quartals zu rechnen. Der Ökonom rechnet nun damit, dass auch die Konjunktur insgesamt anzieht: Für das erste Quartal wird mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von aufs Jahr hochgerechnet bis zu 9,8 Prozent gerechnet. Zum Vergleich: Im vierten Quartal lag der Zuwachs nur bei 4,3 Prozent. Für das gesamte Jahr sind nun wohl mehr als sieben Prozent Wachstum drin - eine so hohe Drehzahl des US-Wirtschaftsmotors gab es zuletzt Mitte der 1980er Jahre.

Getragen wird der angebliche Aufschwung auch von der Industrie: Die Firmen stellten im März 2,7 Prozent mehr her als im Februar, wie die Notenbank Fed mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten allerdings mit einem noch stärkeren Plus von 4,0 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 3,7 Prozent im Februar. Die Produktion bleibe zwar etwas hinter den Erwartungen zurück, so Helaba-Ökonom Umlauf. Allerdings wiesen die jüngst veröffentlichten hohen Stimmungsindikatoren der Branche im April auf die weiterhin gute Erholungsperspektive hin: „Konjunkturelle Zweifel sollten somit nicht aufkommen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Keine Jobs, teure Mieten, hohe Steuern: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...