Finanzen

Gelddrucken der EZB bringt dem Bund Milliarden-Einnahmen

Die lockere Geldpolitik der EZB hat die Zinsen für Bundesanleihen deutlich in den negativen Bereich gedrückt. Im ersten Quartal verdiente der Bund auf diese Weise rund 2 Milliarden Euro.
22.04.2021 12:06
Lesezeit: 2 min

Der Bund hat im ersten Quartal dank Negativzinsen eine Milliardensumme beim Schuldenmachen eingestrichen. Bei der Emission von Anleihen und anderen Kapitalmarktinstrumenten zur Finanzierung des Haushalts einschließlich Sondervermögen fielen rund zwei Milliarden Euro an Einnahmen an. Das geht aus einem der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorliegenden Schreiben von Finanzstaatssekretärin Sarah Ryglewski auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Fabio De Masi von der Linkspartei hervor.

"Der Bund verdient auch in diesem Jahr kräftig Geld mit dem Schuldenmachen", sagte De Masi und ergänzte mit Blick auf den Bundesfinanzminister: "Die EZB macht ihren Job und hält die Zinsen niedrig, damit Olaf Scholz keine Finanzierungsprobleme hat." Wer unter diesem Umständen zurück zur Schuldenbremse wolle und die Axt an öffentlichen Investitionen oder dem Sozialstaat anlege, sei "ein ökonomischer Geisterfahrer". Deutschland könne ohne Probleme langfristig aus den Schulden herauswachsen.

Die Milliardensumme kommt durch die negativen Zinsen am Kapitalmarkt zustande. Investoren geben dem Bund bei der Schuldenaufnahme mehr Geld, als sie am Ende zurückbekommen. Im Finanzjargon wird von einem Agio-Gewinn gesprochen.

Die für das Schuldenmanagement des Bundes verantwortliche Finanzagentur kam im ersten Quartal auf ein Emissionsvolumen von 59,70 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Emissionsrendite betrug minus 0,54 Prozent. Dennoch waren die Auktionen überzeichnet: die durchschnittliche Bid-to-Cover-Ratio betrug 1,54.

"Deutsche Staatsanleihen sind heiße Ware auf dem Kapitalmarkt", sagte De Masi. "Der Bund hätte in den Auktionen sogar noch mehr Anleihen verkaufen können, denn im Schnitt gab es von den Banken deutlich mehr Gebote als verkaufte Anleihen. Und das, obwohl die Renditen negativ sind."

Insgesamt will die Finanzagentur in diesem Jahr mehr als 471 Milliarden Euro bei Investoren einsammeln. Hauptgrund dafür ist die Rekordneuverschuldung des Bundes wegen der enormen Kosten der Corona-Pandemie. Zudem müssen Altschulden getilgt werden.

Der Bund steht bei Investoren so hoch im Kurs, da seine Bonität von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote "AAA" bewertet wird und die Rückzahlung damit als sehr sicher gilt. Zudem gibt es einen riesigen Markt für den Handel mit diesen Papieren, weshalb Bundeswertpapiere für Pensionsfonds, Vermögensverwalter und andere Anleger nahezu Bargeld-Status genießen. Investoren sind deshalb bereit, draufzuzahlen anstatt Zinsen zu kassieren.

Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in großem Stil als Käufer von Wertpapieren auftritt. Das dafür nötige Geld wird von der Notenbank aus dem Nichts geschaffen. In der Folge steigt die Nachfrage nach den Staatsanleihen der Euro-Länder, was deren Renditen nach unten drückt.

Dadurch fielen die Zinsausgaben im vergangenen Jahr ungeachtet der rekordhohen Neuverschuldung auf 6,4 Milliarden Euro, den niedrigsten Wert seit Jahrzehnten. Auch wegen der wieder leicht anziehenden Zinsen rechnet die Bundesregierung nun mit einer Trendwende und schraubt deswegen in ihrem Nachtragshaushalt für dieses Jahr den Posten für erwartete Zinsausgaben um 4,5 Milliarden auf 10,3 Milliarden Euro nach oben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Cloudflare-Störung: Internetdienste X und ChatGPT massiv betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit dem Mittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist tief gefallen und löst weltweit Unruhe unter Anlegern aus. Der Fear-and-Greed-Index warnt vor extremer Angst am...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Selbstständige in Deutschland: Von der Politik vergessen – jeder fünfte Selbstständige steht vor dem Aus
18.11.2025

Die Zahlen sind alarmierend: Jeder fünfte Selbstständige in Deutschland steht vor dem Aus, während die Großwirtschaft auf Erholung...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie klettert: Kapitalmarkttag, Rekordaufträge und politische Impulse
18.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie legt am Dienstag kräftig zu. Ambitionierte Ziele, politischer Rückenwind und ein mit Spannung erwarteter...