Wirtschaft

Export-Boom stimmt Japans Unternehmen zuversichtlich

Japans Exporte sind so stark gewachsen wie seit 2010 nicht mehr. Die Folge ist eine Boom-Stimmung bei Japans Unternehmen.
30.05.2021 10:01
Lesezeit: 3 min
Export-Boom stimmt Japans Unternehmen zuversichtlich
Während Teile der japanischen Wirtschaft unter den Corona-Maßnahmen leiden, profitieren andere von einem massiven Export-Boom. (Foto: dpa) Foto: Koji Sasahara

Die japanischen Exporte sind im April vor allem wegen der höheren Nachfrage aus China und den USA so stark gestiegen wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Sie wuchsen um 38,0 Prozent zum Vorjahresmonat, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten der Regierung hervorgeht. Das war der kräftigste Zuwachs seit 2010.

Bereits im März hatten die japanischen Exporten einen Anstieg um 16,1 Prozent verzeichnet. Ein entscheidender Grund für den starken Anstieg gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten, ist der Umstand, dass die Exportnation Japan damals noch unter der weltweit zusammengebrochenen Nachfrage aufgrund des Corona-Schocks litt.

"Die Außenhandelsdaten bestätigen, dass sich die Exporte stetig erholen", zitiert Reuters den Chefökonomen des Forschungsinstituts Meiji Yasuda, Yuichi Kodama. Vor allem die Autoexporte, die im vergangenen Jahr stark zurückgegangen waren, seien im Aufwind. "In Japan tendieren die Investitionsausgaben dazu, sich synchron mit der Auslandsnachfrage zu bewegen, daher ist eine Erholung der Exporte ermutigend für Maschinenaufträge und Investitionsausgaben."

Die Exporte nach China, Japans größtem Handelspartner, stiegen im April um 33,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Gefragt waren vor allem Anlagen zur Chip-Herstellung, Hybridautos und Kupferschrott. Die Ausfuhren in die USA legten sogar um 45,1 Prozent zu. Besonders Autos, Autoteile und Schiffsmotoren wurden in die Vereinigten Staaten geliefert.

Trotz der wieder gestiegenen Exporte ist die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt im ersten Quartal um 1,3 Prozent geschrumpft, da Corona-Maßnahmen den Konsum behindern, der mehr als die Hälfte der japanischen Wirtschaft ausmacht. Für das Gesamtjahr stehen die Chancen auf ein deutliches Wachstum aber nicht schlecht. Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Japan 2021 ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 3,3 Prozent zu.

Daten des Kabinettsbüros zeigten, dass die Kernaufträge für Maschinen in Japan, eine sehr volatile Datenreihe, die als Indikator für die Investitionsausgaben in den kommenden sechs bis neun Monaten gilt, im März um 3,7 März gegenüber dem Vormonat gestiegen sind. Das Kabinettsbüro warnt jedoch, dass der Aufschwung bei den Maschinenbestellungen ins Stocken gerät. Der Anstieg bei den Kernbestellungen, die die Aufträge für Schiffe und Stromversorger ausschließen, lag laut einer Reuters-Umfrage unter Ökonomen bei 6,4 Prozent.

Boom-Stimmung bei Japans Unternehmen

Vor dem Hintergrund der stärkeren Nachfrage aus dem Ausland hat das Geschäftsvertrauen der japanischen Hersteller im Mai ein Zwei-Jahres-Hoch erreicht. Die Stimmung unter den Firmen des Dienstleistungssektors war zum ersten Mal seit Anfang letzten Jahres wieder optimistisch, so die Reuters Tankan Umfrage, welche die vierteljährliche Tankan-Umfrage der Bank of Japan (BOJ) zur Grundlage nimmt.

Dennoch war die Verbesserung der Zuversicht etwas uneinheitlich, da die Firmen sagten, dass sie die Belastung durch den Kampf gegen Corona spüren. Große Teile Japans, darunter Tokio und Osaka, stehen bis Ende des Monats unter einem Ausnahmezustand. Der Stimmungsindex für das verarbeitende Gewerbe verbesserte sich von 13 im April auf 21 im Mai und erreichte damit den höchsten Stand seit Dezember 2018, wie die vom 6. bis 17. Mai durchgeführte Umfrage ergab.

Der Index für den Dienstleistungssektor expandierte zum ersten Mal seit Februar letzten Jahres und stieg von minus 3 im April auf plus auf 2 im Mai, so die Umfrage unter 482 großen und mittelgroßen Unternehmen, bei der 236 Firmen unter der Bedingung der Anonymität antworteten. Der Reuters Tankan-Index wird ermittelt, indem man den Prozentsatz der Befragten, die die Bedingungen als schlecht bezeichnen, von denen abzieht, die sie als gut bezeichnen. Ein positiver Wert bedeutet somit, dass die Optimisten die Pessimisten überwiegen.

"Der Wettbewerb unter den Konkurrenten hat aufgrund des Rückgangs der privaten Auftragsvolumina zugenommen", sagte ein Manager eines Bauunternehmens. Ein anderer Manager eines Dienstleistungsunternehmens sagte, dass Projekte aufgrund des geringeren Interesses privater Investoren verschoben oder gestrichen worden seien, während öffentliche Bauaufträge im Großraum Tokio aufgrund der Olympischen Spiele im Juli zurückgehalten würden.

Das Geschäftsvertrauen der Hersteller wurde insbesondere durch Verbesserungen in den Sektoren Chemie, Metallerzeugnisse und Maschinen sowie Elektromaschinen gestärkt, während sich die Stimmung in der Autoindustrie weniger schnell verbesserte. "Die Produktion von neuen Produkten, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus entstehen, macht Fortschritte", sagte ein Manager eines Chemieunternehmens. "Die Aufträge für Teile, die mit solchen Produkten zusammenhängen, steigen."

Bei den nicht-verarbeitenden Unternehmen war die positive Einschätzung vor allem auf eine Verbesserung bei Transport- und Versorgungsunternehmen zurückzuführen, während die Stimmung bei Einzel- und Großhändlern sowie anderen Dienstleistungsunternehmen negativ blieb.

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