Finanzen

Marc Friedrich über Elon Musk: Ein Heuchler, der Bitcoin nicht verstanden hat

Lesezeit: 2 min
24.05.2021 12:19
DWN-Autor Marc Friedrich macht dem extravaganten Multi-Milliardär schwere Vorwürfe.
Marc Friedrich über Elon Musk: Ein Heuchler, der Bitcoin nicht verstanden hat
Ohne Kommentar: Elon Musk. (Foto: dpa)
Foto: Christophe Gateau

Mehr zum Thema:  
Krypto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Krypto  

Das Universalgenie Elon Musk hat sich mit seinen Äußerungen zu Bitcoin heftigst blamiert und deutlich gemacht, dass es die Krypto-Währung nicht verstanden hat.

Man könnte ihm sogar Heuchelei unterstellen. Aber gehen wir einen Schritt zurück und schauen uns an, wie der Tesla-Gründer sich demaskiert hat.

In einem Tweet hat der 49-Jährige kürzlich überraschenderweise verkündet, dass Tesla das Angebot an seine Kunden, den Kauf eines Autos mit Bitcoin zu begleichen, wieder zurücknimmt – und das, obwohl das Unternehmen diese Option erst vor wenigen Monaten eingeführt hatte. Parallel hatte der E-Auto-Bauer damals auch bekanntgegeben, stolze 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert zu haben. Als Grund für die Rücknahme des Angebots nennt Musk die angeblich hohen “Energiekosten pro Transaktion” von Bitcoin und die damit einhergehende Verschwendung von fossilen Brennstoffen.

Damit hat der extravagante Milliardär offenbart, dass er das Prinzip, auf dem Bitcoin basiert, weder verstanden noch durchdrungen hat. Vorab: Eine viel größere Energieschleuder ist unser jetziges Geldsystem. Während Bitcoin 183 Millionen Gigajoule (GJ) pro Jahr verbraucht, kommt das Bankensystem auf 2,34 Milliarden GJ. Also mehr als auf das Zwölffache. Es ist nicht nur so, dass die Druckerpressen der Notenbanken seit Jahren 24 Stunden am Tag laufen, um das Geldkarussell am Laufen zu halten, nein, auch die Infrastruktur der zahllosen Geldinstitute, ihre Gebäude, ihre Geldautomaten, ja, jede Onlineüberweisung, fressen unentwegt wertvolle Energie. Ein Bruchteil davon aus Wind und Solar gewonnen. Der Rest aus Kohle, Öl und Gas.

Bei Bitcoin hingegen stammt schon jetzt mehr als drei Viertel (78 Prozent) der notwendigen Energie aus erneuerbaren Energiequellen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und eine möglichst hohe Gewinnmarge zu erzielen, suchen die Bitcoin-Miner, die die Transaktionen validieren und alle zehn Minuten einen Block an die Blockchain hängen, die günstigsten Energiequellen, und bei diesen handelt es sich um erneuerbare wie Geothermie, Solar, Wind und Wasser. Bitcoin fördert also sogar den Weg hin zu nachhaltigem und natürlichem Strom und weg von fossilen Brennstoffen. Ganz im Gegensatz zu unserem jetzigen Finanz- und Geldsystem. Wenn wir uns tatsächlich für den Klimawandel und die Reduzierung von CO2 einsetzen wollen, müssten wir der EZB und der Schweizer Nationalbank den Strom abdrehen. Damit würden wir der Umwelt auf der Stelle etwas Gutes tun und bräuchten keine milliardenschweren Green Deals der Notenbanken mehr. Ein netter Nebeneffekt wäre darüber hinaus, dass die immer wiederkehrenden Spekulationsblasen ein Ende hätten. Aber das ist ein anderes Thema. Kommen wir zurück zu Elon.

Ein weiterer kapitaler Fehler seiner Argumentation stellt die angebliche Energieverschwendung dar, die bei den Transaktionen anfallen soll. Letztere haben jedoch auf den Stromverbrauch überhaupt keinen Einfluss. Bitcoin verbraucht nicht mehr Strom, nur weil es mehr Transaktionen gibt. Die Energie wird dazu eingesetzt, um das Netzwerk zu sichern, völlig losgelöst von der Anzahl der Transaktionen! Aber vielleicht sollte der superschlaue Multi-Milliardär seine eigenen Unternehmen mal genauer betrachten, was den Energieverbrauch und die Nachhaltigkeit angeht: Teslas Karosserien, Touchscreens und Gigafabriken werden sicherlich nicht aus Luft und Liebe gebaut. Der hohe Energieverbrauch für die Herstellung der Batterien und die Gewinnung der dafür notwendigen Rohstoffe wie Lithium und Kobalt? Geschenkt!

Noch heftiger ist dieser Fakt: Der Co2-Fußabdruck von Musks Raketenabschüssen reicht – bildlich gesprochen – von Casablanca bis nach Istanbul. Die SpaceX-Raketen werden sicherlich nicht mit Fußpedalen oder Kerosin aus erneuerbaren Quellen gewonnen.

Eins steht fest: Bitcoin ist nicht nur ein Kind der Finanzkrise des Jahres 2008, nein, es ist eine Kriegserklärung an das Geldsystem und an die Finanzwelt. Musk ist Teil dieses alten Systems und von diesem abhängig. Bitcoin ist ein digitales, dezentrales, grenzenloses, nicht manipulierbares, deflationäres, demokratisches und freies System. Ein tatsächlich limitierter Wertspeicher, der sich nicht im Zugriffsbereich der Politik oder der Notenbanken befindet. Allein dafür ist jede Kilowattstunde Strom gut investiert!


Mehr zum Thema:  
Krypto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...