Deutschland

Bau-Boom im Corona-Jahr: So viele Wohnungen gebaut wie zuletzt 2001

Nach Angaben des Statistischen Bundesamt wurden im letzten Jahr so viele Wohnungen fertiggestellt wie seit 2001 nicht mehr. Doch der Bauüberhang ist weiter gestiegen.
27.05.2021 09:23
Aktualisiert: 27.05.2021 09:23
Lesezeit: 1 min

Trotz Corona-Krise wurden 2020 so viele Wohnungen fertiggestellt wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die Zahl stieg um 4,6 Prozent oder 13.374 zum Vorjahr auf 306.376, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. "Der im Jahr 2011 begonnene Anstieg setzte sich somit weiter fort", hieß es dazu. "Eine höhere Zahl an fertiggestellten Wohnungen hatte es zuletzt im Jahr 2001 gegeben." Damals waren es 326.187.

Experten zufolge reicht das Tempo aber längst nicht aus, um den vor allem in Großstädten vorhandenen Mangel zu beheben. Die von der Bundesregierung versprochene Wohnraumoffensive verfehlt demnach zentrale Ziele. Von den eigentlich geplanten 1,5 Millionen neuen Wohnungen werden bis zum Ende der Legislaturperiode wohl nur 1,2 Millionen gebaut sein, wie der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen schätzt.

"Wenigstens in ihrem letzten Regierungsjahr hätte die Bundesregierung noch einmal unter Beweis stellen müssen, dass sie Wohnungsbau kann", sagte der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Robert Feiger. "Jetzt steht fest: Die Wohnungsbau-Offensive der Bundesregierung ist mit 'Bundesinnen- und Nebenbeibauminister' Seehofer gescheitert."

Bis 2025 müssten in Deutschland 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden – vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen. "Erst wenn nach der Bundestagswahl dem Wohnungsbau bei den Koalitionsverhandlungen höchste Priorität eingeräumt wird, kann der Einstieg dafür gelingen, dass sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt innerhalb der neuen Legislaturperiode wieder entspannt", sagte Feiger.

Die Zahl der Baugenehmigungen legte im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf 368.589 zu. Sie liegt damit weiter deutlich höher als die der Fertigstellungen. "Dies führte nunmehr zu einem Überhang von genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen von insgesamt 779.432", so die Statistiker. Der seit 2008 anhaltende Anstieg dieses sogenannten Bauüberhangs erreichte damit den höchsten Stand seit 1998. Knappe Kapazitäten bei Baufirmen dürften mehr Fertigstellungen verhindert haben, vermuten Experten.

Die Zahl fertiggestellter Neubauwohnungen in Wohngebäuden legte 2020 um 5,0 Prozent auf 268.774 zu. Auf Mehrfamilienhäuser entfielen davon 153.377 Wohnungen, was einer Steigerung um 7,2 Prozent entspricht. Einfamilienhäuser verzeichneten einen Zuwachs von 4,1 Prozent auf 87.275, Zweifamilienhäuser von 6,0 Prozent auf 20.472. In Wohnheimen sank die Anzahl fertiggestellter Wohnungen auf 7650, den tiefsten Stand seit 2013.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmarkt: Angebot an Mietwohnungen steigt in Ostdeutschland
10.12.2025

Angebot runter, Preise rauf. Doch jetzt dreht sich der Trend – zumindest in Ostdeutschland. Allerdings nicht im Berliner Umland, dafür...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Selenskyj will Neuwahlen möglich machen - Ukraine könnte binnen 60 bis 90 Tagen wählen
10.12.2025

Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 fanden keine Wahlen in der Ukraine statt. Die reguläre Amtszeit des Präsidenten lief im Mai...