Finanzen

Investoren strömen in Scharen nach Dubai, doch Anleger aus Deutschland sollten aufpassen

Lesezeit: 3 min
29.06.2021 15:47
Die Vereinigten Arabischen Emirate bieten internationalen Anlegern große Möglichkeiten. Allerdings sollten deutsche Anleger bei ihren Investitionen Transparenz walten lassen, um nicht in den Fokus des deutschen Fiskus zu geraten.
Investoren strömen in Scharen nach Dubai, doch Anleger aus Deutschland sollten aufpassen
Olaf Scholz (SPD), Bundesminister der Finanzen, nimmt zu Beginn der 154. Sitzung des Bundestags seine Aktentasche hoch. Um die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus zu minimieren, bleiben jeweils zwei Plätze zwischen den Bundestagsabgeordneten frei. (Foto: dpa)
Foto: Michael Kappeler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben sich zu einem der weltweit attraktivsten Investitionsziele entwickelt. Aufgrund einer diversifizierten Wirtschaft und eines florierenden Technologiesektors können ausländische Investoren mit Interesse an den VAE eine stabile Regierungspolitik, ein steuerfreies Umfeld, moderne Infrastruktur und günstige Steuervorschriften erwarten.

Im krassen Gegensatz zu vielen ihrer Nachbarn und anderen Mitgliedern des Golf-Kooperationsrats haben die VAE aktive Schritte unternommen, um ihre Wirtschaft zu diversifizieren und ihre Abhängigkeit von Kohlenwasserstoffexporten zu verringern, berichtet „CNBC“. Da Öl gegenüber anderen Industrien und Einnahmequellen in den Hintergrund gerückt ist, hat sich die Regierung darauf konzentriert, Programme zur Schaffung von Arbeitsplätzen auszuweiten und die Investitionen des Privatsektors anzukurbeln. In vielen Fällen hat das Streben nach neuen Partnerschaften es den VAE ermöglicht, ihren wirtschaftlichen Fußabdruck in anderen Teilen der Welt zu vertiefen und neue Möglichkeiten für ausländische Direktinvestitionen (FDI) in Afrika und Lateinamerika aufzudecken, so „Gulf Business“.

Das anlegerfreundliche Geschäftsumfeld und die einzigartige Position der VAE als Transittor zum Nahen Osten und Afrika scheinen das Land gegen einen langwierigen, durch Coronaviren verursachten Abschwung abgefedert zu haben. Tatsächlich befindet sich die Wirtschaft der VAE trotz wiederholter Unterbrechungen der Lieferkette und nahezu nicht vorhandener Aktivitäten in der Tourismusbranche mitten in einer Erholung nach der Pandemie.

Während sich die makroökonomische Landschaft in den VAE stabilisiert, versuchen versierte Investoren, sich auf dem sich schnell erholenden Immobilienmarkt des Landes zu positionieren. Von Gartenvillen in Jumeirah, einer Villa auf dem Golfplatz Emirates Hills oder einer Eigentumswohnung im Zabeel Park strömen Investoren in Scharen, um Immobilien in den gesamten Vereinigten Arabischen Emiraten zu kaufen, berichtet „Zawya“. Da ausländische Investoren auf alles abzielen, von Kapitalwachstumsanlagen bis hin zu passiven Einkommensmöglichkeiten, ist das Transaktionsvolumen in die Höhe geschossen. Im ersten Quartal 2021 verzeichnete das Emirat Dubai einen Anstieg der Immobilientransaktionen um 34,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein Siebenjahres-Rekordwachstum von 1,2 Prozent pro Monat.

Aber nicht nur das Preiswachstum treibt ausländische Investitionen in den Wohnungsmarkt der VAE an. Die VAE bieten Ausländern, die Immobilien besitzen, ein Visum für einen langfristigen Aufenthalt an. Auch Investitionen in inländisches Immobilienvermögen unterliegen sehr großzügigen steuerlichen Bedingungen. Am wichtigsten für Anleger ist vielleicht, dass es keine nationalen Grundsteuern oder Stempelgebühren gibt. Während die Grundsteuern von der örtlichen Gemeinde erhoben werden können, sind die Sätze sehr erschwinglich und können in der Regel durch die Mietrendite gedeckt werden.

Steigende Immobilienbewertungen sind jedoch bei weitem nicht der einzige Grund, in den VAE zu investieren. Dank der groß angelegten Digitalisierung und der Smartphone-Durchdringung, eines widerstandsfähigen Bankensystems und Investitionen in die Internet- und Konnektivitätsinfrastruktur haben die VAE von einem robusten Wachstum in digitalen und digital angrenzenden Wirtschaftssektoren profitiert. Bis Ende 2020 wuchs der E-Commerce-Markt der VAE um 53 Prozent auf 3,9 Milliarden US-Dollar. Bis 2025 wird der E-Commerce in den Vereinigten Arabischen Emiraten voraussichtlich 8 Milliarden US-Dollar überschreiten.

Mit einer wachsenden E-Commerce-Branche und einer fortschrittlichen Technologie- und Fertigungsbasis sind die VAE heute ein wichtiger Akteur bei der globalen digitalen Innovation. In den letzten zwei Jahren haben sich die VAE auch darauf konzentriert, den Finanzdienstleistungssektor des Landes zu entwickeln, öffentlich-private Partnerschaften zu verbessern und Banken zu ermutigen, mehr Finanzierungsmöglichkeiten für KMU anzubieten. Im Mai 2018 kündigte Abu Dhabi einen 1-Milliarden-Dollar-Plan mit dem Namen „Abu Dhabi Global Market 2.0“ an, der sich darauf konzentriert, Start-ups dabei zu helfen, ihren Betrieb zu vergrößern und ihre Reichweite weltweit zu erweitern. Mit Blick auf die Zukunft gehören der Bau eines neuen Luft- und Raumfahrtzentrums in Al Ain und die Entwicklung Dubais zu einem internationalen Finanzzentrum zu den obersten Prioritäten der Regierung der VAE. In Abu Dhabi plant der Staat, die FDI bis 2030 in Sektoren wie Technologie und Innovation, erneuerbare Energien, Medien, Verkehr, Logistik, Infrastrukturentwicklung, Tourismus und Gastgewerbe zu verdreifachen.

Durch eine ausgewogene Mischung aus marktwirtschaftlichen Prinzipien und kalkulierten Gesetzes- und Investitionsmaßnahmen sind die VAE auf dem besten Weg, das führende Handels- und Investitionszentrum am Persischen Golf zu werden. Als Heimat eines dynamischen Privatsektors, eines florierenden Wohnungsmarkts und eines aufstrebenden Technologiesektors haben Investitionen in den VAE das Potenzial, für ausländische Investoren erhebliche lang- und kurzfristige Dividenden zu erzielen.

Allerdings sollten deutsche Investoren und Anleger in Deutschland Transparenz walten lassen, wenn es um die VAE geht. Im Kampf gegen Steuerbetrug können die Länder jetzt auf die aus Dubai gekauften Steuerdaten zurückgreifen. Das Bundeszentralamt für Steuern habe die Daten entsprechend weitergeleitet, teilte das Finanzministerium in Berlin mit. „Wir nutzen alle Mittel, um Steuerstraftaten aufzudecken“, erklärte Finanzminister Olaf Scholz (SPD). Jetzt seien die Steuerfahnder am Zug, die Täter aufzuspüren. „Damit stellen wir sicher, dass alle ihren fairen Beitrag zur Finanzierung unseres Gemeinwesens leisten.“

Erstmals hatte das Bundeszentralamt für Steuern im Frühjahr geheime Daten aus dem Emirat Dubai angekauft, mit denen massenhaft Steuerstraftaten nachgewiesen werden sollen. Sie enthalten laut Ministerium umfassende Informationen zu Millionen von Steuerpflichtigen weltweit, darunter auch mehrere Tausend Deutsche, die in Dubai Vermögen haben.

Scholz verspricht sich von dem Kauf, länderübergreifende Steuerstraftaten von erheblichem Ausmaß aufzudecken. Bisher hatten nur Bundesländer Steuerdaten-CDs aus dem Ausland gekauft.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Statt Steuern sparen, lieber Steuern vermeiden?
12.05.2024

Deutsche Geldanleger lieben Steuersparmodelle in Form von Geschlossenen Fonds. Deren Bilanzen fallen allerdings häufig durch enorme...

DWN
Finanzen
Finanzen Ark Innovation ETF von Cathie Wood: Ist es das Risiko wert?
12.05.2024

Die US-Investorin Cathie Wood hat immer noch eine große Anhängerschaft. Alles Geld auf Disruption, lautet ihr Motto, mit dem Sie hohe...

DWN
Finanzen
Finanzen Degressive Abschreibung bei Gebäuden: Mit Steuertipps von Experten Tausende Euro sparen
12.05.2024

Die Bundesregierung hat im Wachstumschancengesetz vorgeschlagen, rückwirkend eine degressive Abschreibung (AfA) für neu errichtete...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ist die Flexibilität europäischer Unternehmen in Gefahr? Neue EU-Zahlungsfristen wecken Sorgen
12.05.2024

Starre und praxisferne Zahlungsfristen: Die EU-Pläne für eine einheitliche 30-Tage-Zahlungfrist stoßen auf deutlichen Gegenwind....

DWN
Unternehmen
Unternehmen 4 Tage Woche: Sind neue Arbeitszeitmodelle Rettung oder Untergang der deutschen Wirtschaft?
12.05.2024

Der Wunsch nach einer 4-Tage-Woche wird bei vielen Arbeitnehmern immer stärker - und das bei vollem Lohnausgleich. SPD-Chefin Saskia Esken...

DWN
Technologie
Technologie Kohleausstieg bis 2035: Folgen für die Energieversorgung
12.05.2024

Der Ausstieg aus der Kohle und den anderen fossilen Brennstoffen wie Erdöl und Erdgas ist in vielen Ländern schon seit Weltklimakonferenz...

DWN
Politik
Politik IW-Ökonom Hentze: Deutschland braucht mutigere Schuldenregeln
12.05.2024

Ein Festhalten an der aktuellen Schuldenbremse macht ein geringeres Wirtschaftswachstum immer wahrscheinlicher. Davon ist IW-Ökonom Tobias...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Betrug erkennen und vermeiden: Tipps zum Schutz von Bitcoin, Ether und Co.
11.05.2024

Während der Kryptomarkt wieder an Dynamik gewinnt und der Bitcoin immer teurer wird, ist es entscheidend, sich vor betrügerischen...