Finanzen

Inflationärer Tsunami: EU will europaweit CO2-Sondersteuern einführen und CO2-Emissionshandel verschärfen

Die EU legt die Grundlagen für eine massive Besteuerung aller energetischen Tätigkeiten. Die Inflation wird in den kommenden Jahren höchstwahrscheinlich drastisch zulegen.
30.06.2021 11:04
Aktualisiert: 30.06.2021 11:04
Lesezeit: 2 min
Inflationärer Tsunami: EU will europaweit CO2-Sondersteuern einführen und CO2-Emissionshandel verschärfen
Ein Surfer reitet eine Riesenwelle. (Foto: dpa) Foto: Kelly Cestari/Asp International/

Die EU will die Ausgabe von CO2-Emissionsrechten deutlich verringern und wie in Deutschland auch eine Sondersteuer für Sprit und Heizöl einführen. Während der bisherige Handel mit den Emissionsrechten im Kern nur Industrie und Kraftwerke erfasste, soll er nun auch auf den Wohnungs- und Verkehrssektor ausgedehnt werden, heißt es in einem Entwurf der EU-Kommission, der Reuters am Mittwoch vorlag. Die EU will mit den Reformen ihr neues, verschärftes Ziel einer CO2-Reduktion von 55 Prozent gegenüber 1990 bis 2030 erreichen. Mitte Juli will sie ihren Vorschlag für „Fit for 55„ vorlegen. Er muss von Mitgliedstaaten und Europäischem Parlament gebilligt werden. Da die Reformen erhebliche wirtschaftliche Folgen haben, dürfte der Prozess sich über ein Jahr hinziehen.

Der Emissionshandel ist das wichtigste Klimaschutz-Instrument der EU. Die Rechte zum CO2-Ausstoß müssen von den Unternehmen ersteigert werden. Wer besonders „klimafreundlich“ produziert, braucht weniger oder kann überschüssige Rechte wieder über die Börse verkaufen. Der Autobauer Tesla verdient mit diesen Emissionsrechten den größten Teil seiner Einnahmen, obwohl die Fertigung der Tesla-Autos selbstverständlich sehr energieintensiv sind und große Mengen CO2 ausstoßen. Über die Jahre kürzt die EU die Rechte. Zuletzt war der Preis für die Zertifikate auch in Erwartung der EU-Reformen deutlich gestiegen, was gerade Kohlekraftwerksbetreiber unter Druck setzt.

Dem Entwurf zufolge will die Kommission zum einen die Zahl überschüssiger Rechte, die noch nicht vergeben sind, mit einem Schnitt deutlich senken. Zum anderen soll auch die jährliche Kürzung der Rechte beschleunigt werden. Außerdem soll erstmals die See-Schifffahrt einbezogen werden.

Inflation wird stark steigen

Neu einführen will die EU den Handel nun auch für die Sektoren Verkehr und Wärme. Dafür soll es zunächst ein separates Handelssystem geben, das erst später mit dem übrigen Emissionshandel zusammengeführt werden könnte. Hintergrund ist, dass Sprit, Heizöl und Gas auf diese Weise verteuert werden, was die Menschen direkt betrifft. Die EU will angeblich für einen moderaten Preisanstieg sorgen. In Deutschland gilt eine CO2-Sondersteuer bereits seit Anfang des Jahres. Er könnte dann in dem neuen Handelssystem der EU aufgehen.

Die Ausweitung des Emissionshandels auf die Bereiche Verkehr, Schifffahrt und Wohnen wird eine stark preistreibende Wirkung entfalten, weil damit erstmals direkt die alltäglichen Aktivitäten der Menschen finanziell besteuert werden. Im Falle der Schifffahrt beispielsweise, weil die Verteuerung des Warentransports über die Ozeane auf die Waren umgelegt werden wird. Die Verknappung der Emissions-Rechte wird ihr übriges tun, um die Preise für die Papiere und damit die Preise für fossil erbrachte Waren und Dienstleistungen auf breiter Front steigen zu lassen. Die europaweite Einführung einer CO2-Sondersteuer nach deutschem Vorbild verteuert darüber hinaus alle energetischen Tätigkeiten noch weiter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...