Deutschland

0:2 - wir freuen uns aber trotzdem

DWN-Chefredakteur Hauke Rudolph kommentiert das Ausscheiden der deutschen Fußballnationalmannschaft - aus politischer Sicht.
30.06.2021 14:21
Aktualisiert: 30.06.2021 14:21
Lesezeit: 1 min
0:2 - wir freuen uns aber trotzdem
Teamkapitän Manuel Neuer. (Foto: dpa)

0:2 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gestern im Achtelfinale der Europameisterschaft gegen England verloren, muss jetzt vorzeitig nach Hause fahren. Früher, als Fans, Medien und Verantwortliche alles unterhalb des Final-Einzugs als Scheitern empfanden, wäre so ein Debakel als veritable nationale Krise aufgefasst worden, die wochenlange Diskussionen nach sich gezogen hätte. Heute ist das anders: Man lässt die Niederlage ein, zwei Tage Revue passieren und wendet sich anschließend anderen Dingen zu. Im Wissen darum, dass ein Ausscheiden gar keine so große Rolle spielt. Schließlich haben die deutschen Nationalspieler ihre wichtigste Aufgabe bravourös erfüllt: Vor dem England-Spiel knieten sie nieder, gedachten eines Vorfalls, der sich vor über einem Jahr in der fast 7.000 Kilometer entfernten US-Metropole Minneapolis zugetragen hatte. Und Teamkapitän Manuel Neuer trug pflichtschuldig eine Binde in Regenbogenfarben statt einer, die ihn als Spielführer ausgewiesen hätte.

Unsere Auswahl machte somit deutlich, wen sie repräsentiert: Die bunte Republik. Ein Land, in dem Studenten Internet-Plattformen einrichten, um politisch missliebige Professoren zu diskreditieren. In dem junge Männer und Frauen erst mal einen Schnupperkurs bei der Bundeswehr absolvieren, bevor sie sich entscheiden, sich zu verpflichten oder nicht. In dem abgelehnte Asylbewerber - selbst in einem konservativen Bundesland wie Bayern - straffällig werden können, ohne die Abschiebung befürchten zu müssen. In dem Politiker mit ihrer Gesetzgebung dafür sorgen, dass Demonstranten bewaffnet sein dürfen.

Andererseits: Wer möchte noch in die alten Zeiten zurück, als es sonntags Schweinebraten statt Sushi gab? Als junge Männer fünfzehn Monate dienen mussten? Als junge Menschen nach der Lehre eine Stelle in der örtlichen Fabrik bekamen, statt nach dem Studium ein Job in einem Start-up? Als Schlagerbarden wie Ronald Kaiser noch über Liebe sangen, statt Rap-Stars über „Schlampen“?

Wobei - war früher wirklich alles schlechter? Damals winkte bei Berufseintritt noch eine Stelle auf Lebenszeit – plus Tarifgehalt und 30 Tage Urlaub. Ein Werktätiger konnte noch eine ganze Familie ernähren – staatlicher Lohnzuschuss und Zweitjob waren unbekannt. Man durfte noch sagen, was man dachte – politische Korrektheit existierte nicht. Gegen die Landshut-Entführer wurde die GSG 9 eingesetzt – wenn heute die Polizei gegen kriminelle Familien-Clans vorgeht, sind selbst die Mitglieder etablierter Volksparteien schnell mit Rassismus-Vorwürfen bei der Hand.

Wenn ich´s mir genau überlege, war früher doch nicht alles schlechter.

Übrigens: Manni, Lothar und Karl-Heinz kamen damals mit typisch deutschem Rumpelfußball regelmäßig ins Finale …

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