Finanzen

Goldpreis verzeichnet schlechtesten Monat seit 2016

Der Goldpreis verzeichnete im Juni seinen größten monatlichen Rückgang seit viereinhalb Jahren. Es ist eine der wenigen Anlageklassen, die zuletzt nicht profitieren konnten.
02.07.2021 15:00
Lesezeit: 2 min
Goldpreis verzeichnet schlechtesten Monat seit 2016
Für Gold war der Juni ein dunkler Monat. (Foto: dpa) Foto: Peter Kneffel

Im Juni hat die US-Notenbank Federal Reserve die Investoren mit ihrer Bereitschaft überrascht, dass sie den Inflationsdruck mit einer möglichen Zinserhöhung im Jahr 2023 kontrollieren könnte, was die Attraktivität des Haltens von Gold beeinträchtigen würde. In der Folge erstarkte der Dollar, und möglicherweise auch deshalb fiel der Goldpreis im Verlauf des Monats Juni um rund 7 Prozent auf 1.779 Dollar je Unze.

Damit verblieb der Preis zwar weiterhin innerhalb der vorherigen Jahresspanne. Doch es war der schlimmste monatliche Preisrückgang seit November 2016. Die Aktienkurse von Goldminengesellschaften sind im Juni laut dem NYSE Arca Gold Bugs Index ebenfalls gefallen, und zwar deutlich stärker um rund 16 Prozent.

Die Attraktivität des Goldes geht zurück, wenn die Anleiherenditen steigen, weil das gelbe Metall keine Zinsen abwirft. Und genau dies scheint der Markt für die kommenden Jahre zu erwarten. Eine höhere Inflation könnte die Federal Reserve dazu bringen, die Zinssätze bis Ende 2023 mindestens zweimal anzuheben, so eine neue Umfrage unter führenden Ökonomen für die Financial Times.

Mehr zum Thema: Basel III: Gold wird als erstklassige Anlageklasse heraufgestuft – kommt bald eine Preisexplosion?

"Es gibt im Moment keine große Nachfrage nach Gold", so Suzanne Hutchins, eine Fondsmanagerin bei Newton Investment Management. Ihr Fonds habe seine Bestände an Gold und Goldaktien von 18 Prozent im letzten Jahr auf etwa 6 Prozent reduziert. "Gold ist in Ordnung, wenn die Inflation wirklich hoch ist, und es ist in Ordnung, wenn man eine Menge Deflation bekommt, aber wir sind in dieser mittleren Zone", zitiert sie die Financial Times.

Die Goldpreise stiegen im August 2020 auf ein Rekordhoch von mehr als 2.000 Dollar pro Unze. Aber seitdem hat Gold gelitten, auch weil die Investoren wieder optimistischer im Hinblick auf die wirtschaftliche Erholung sind. Die Analysten der Citi Group erwarten, dass die Goldpreise im Sommer weiter sinken, aber nicht abstürzen werden. Sie prognostizieren für das nächste Jahr Preise von 1.760 Dollar.

Dennoch gab es in der Woche bis zum 25. Juni laut Daten des World Gold Council nur geringe Abflüsse von etwa 8 Tonnen oder 0,2 Prozent der gesamten Vermögenswerte in Gold-ETFs. Nach einer halbjährigen Flaute hatten die Goldkäufe der Börsenfonds bereits im Mai wieder deutlich an Fahrt aufgenommen.

Mehr zum Thema: Börsenfonds kaufen wieder große Mengen Gold

Ökonomen sind sich uneinig darüber, wie ausgeprägt und langanhaltend die Inflation sein wird und wann die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagieren werden. Einige Goldenthusiasten glauben jedoch, dass die Inflation außer Kontrolle geraten und den Preis des Edelmetalls, das oft als Inflationsabsicherung betrachtet wird, in die Höhe treiben könnte.

Alasdair McKinnon, Manager des Scottish Investment Trust, sagte, er bezweifle, dass die Fed und andere Zentralbanken den steigenden Inflationsdruck kontrollieren könnten. "Wir stehen vor einer Inflationsperiode wie in den 1970er Jahren und einer Outperformance von Gold gegenüber allem anderen", sagte er. "Es scheint die einzige unterbewertete Anlageklasse zu sein."

Mehr zum Thema: Deutsche Bank warnt vor explodierender Inflation - "Weltwirtschaft sitzt auf einer Zeitbombe"

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Deutschlandticket: Finanzierungsprobleme sorgen erneut für Verunsicherung
16.06.2025

Das Deutschlandticket steht erneut auf der Kippe. Bund und Länder streiten über die Finanzierung. Bleibt der Preis stabil oder droht das...

DWN
Politik
Politik Schwere Verluste für Irans Regime – Angriffswelle auf Israel
16.06.2025

Israel setzt im eskalierenden Konflikt mit dem Iran gezielte Luftschläge – unter anderem auf strategische Atomanlagen. Auch Irans...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europe 50: Nachhaltige Unternehmen wachsen doppelt so schnell
16.06.2025

Nachhaltigkeit zahlt sich aus: Europas grünste Unternehmen wachsen doppelt so schnell wie ihre Mitbewerber, das zeigt die neue Liste...

DWN
Finanzen
Finanzen Rendite oder Risiko: Warum Anleger heutzutage mehr Angst als Ahnung haben
16.06.2025

Finanzprofis fordern Rekordrenditen, doch die Börse liefert seit Jahren mehr als verlangt. Haben Investoren den Bezug zur Realität...

DWN
Politik
Politik Rechtsrisiko aus Brüssel: EU plant Nachhaltigkeitslockerung – Juristen warnen vor Rechtsbruch
16.06.2025

Die EU will Nachhaltigkeitsauflagen für Unternehmen radikal vereinfachen – doch Juristen schlagen Alarm: Brüssel riskiere einen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mit der Bahn ins Ausland: Wie offen sind Europas Gleise wirklich?
16.06.2025

Internationale Bahnreisen boomen – doch wie grenzenlos ist Europas Schienennetz wirklich? Die Deutsche Bahn baut ihr Angebot aus, doch...

DWN
Technologie
Technologie Saab testet KI-Kampfpilot: Menschliche Piloten unterliegen zunehmend
16.06.2025

Künstliche Intelligenz gewinnt erstmals Luftkämpfe gegen Piloten im Saab Gripen – und das mit realer Bordwaffe. Schweden testet den...

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...