Finanzen

Trendwende: Börsenfonds kaufen wieder große Mengen Gold

Nach einer halbjährigen Flaute haben die Goldkäufe der Börsenfonds im Mai wieder deutlich an Fahrt aufgenommen, was sich auch in der Preisentwicklung niederschlägt. Neue Rekorde sind schon in Reichweite.
10.06.2021 16:00
Lesezeit: 2 min
Trendwende: Börsenfonds kaufen wieder große Mengen Gold
Die Gold-ETFs knüpfen an die Rekordkäufe des letzten Jahres an. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Die mit Gold hinterlegten Börsenfonds kauften im vergangenen Jahr 877 Tonnen Gold hinzu. Das war so viel wie niemals zuvor und deutlich mehr als der bisherige Rekord aus dem Jahr 2009, als die Gold-ETFs 646 Tonnen Gold kauften. Damit erreichten die Goldbestände 2020 einen neuen Rekordstand von 3.752 Tonnen. Zum Vergleich: Die Deutsche Bundesbank hält nur rund 3.362 Tonnen.

Die Goldbestände der ETFs waren bis einschließlich Oktober 2020 elf Monate in Folge angestiegen, bevor es im November zu einer Trendwende kam. Zwar tätigten die Fonds im Januar leichte Nettokäufe. Doch in den folgenden Monaten verzeichnete man wieder Nettoabflüsse. Hintergrund waren der Rückgang des Goldpreises und das Umschichten der Anleger auf risikoreichere Anlagen.

Dieser seit Ende letzten Jahres zu beobachtende Trend hat sich im Mai umgekehrt, als die mit Gold gedeckten Fonds weltweit 61,3 Tonnen Gold hinzufügten, wie aus den neuesten Daten des World Gold Councils hervorgeht. Das waren die stärkten monatlichen Nettokäufe seit September 2020. Zudem haben die Goldkäufe fast wieder das Rekordtempo des letzten Jahres erreicht.

Das globale verwaltete Vermögen (assets under management, AUM) der mit Gold gedeckten Börsenfonds liegt nunmehr bei insgesamt 3.628 Tonnen. Das sind nur sieben Prozent weniger als das bisherige Allzeithoch vom Oktober letzten Jahres, als die Gold-ETFs 3.908 Tonnen des gelben Edelmetalls verwahrten.

Die erstarkte Goldnachfrage der ETFs im Mai geschah vor dem Hintergrund eines steigenden Goldpreises. "Wir glauben, dass dies größtenteils eine Funktion der mit der Preisstärke von Gold steigenden Investitionsnachfrage ist, zusammen mit den erneuten Inflationssorgen im Markt, einem schwächeren Dollar und niedrigeren Realrenditen", schreibt der World Gold Council.

Nordamerikanische Fonds führten die Entwicklung an und fügten ihren Beständen im Mai 34,5 Tonnen Gold hinzu. Europäische Fonds waren nicht weit dahinter und verzeichneten Nettozuflüsse von 31,2 Tonnen. Größere Fonds aus Großbritannien und Deutschland waren die Haupttreiber der europäischen Zuflüsse.

Asiatische ETFs verzeichneten Abflüsse von 3,3 Tonnen. Fast alle Abflüsse in Asien entfielen auf chinesische Fonds. Das Land verzeichnete im Mai einen starken Aktienmarkt. Trotz der Abflüsse im Mai bleibt das Wachstum der asiatischen Gold-ETF-Bestände im Jahr 2021 bei über 11 Prozent. Fonds, die in anderen Regionen gelistet sind, einschließlich Australien, sahen Nettoabflüsse von insgesamt 1 Tonne.

Die jüngste Stärke des Goldpreises erklärt der World Gold Council unter anderem mit den höheren Inflationserwartungen und dem schwächeren Dollar. Zudem hat der Goldpreis etwa im Vergleich mit dem Rohstoffmarkt einiges aufzuholen. Positiv für den Preis dürfte auch die erhöhte Goldnachfrage durch die Zentralbanken gewesen sein.

Die Zuflüsse von Gold in ETFs haben einen signifikanten Effekt auf den weltweiten Goldmarkt. Sie ermöglichen Investoren den Handel mit Gold, ohne dass diese es selbst halten müssen. Daher sind sie kein Schutz gegen eine Bankenkrise. Aufgrund der Struktur von Gold-ETFs dürften viele Investoren im Falle einer schweren Finanzkrise weder "ihr" physisches Gold noch wenigstens dessen baren Gegenwert erhalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Flixtrain bereit zum harten Wettbewerb um Bahn-Kunden
18.11.2025

Im Fernverkehr auf deutschen Schienen herrscht bislang wenig Wettbewerb. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Ein kleiner...

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist tief gefallen und löst weltweit Unruhe unter Anlegern aus. Der Fear-and-Greed-Index warnt vor extremer Angst am...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...