Finanzen

Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Rüstungskonzern schwächelt beim Wachstum trotz Rüstungsboom

Die Rheinmetall-Aktie verliert nach einem Rekordlauf überraschend an Schwung – trotz globalem Rüstungsboom. Analysten zeigen sich enttäuscht, doch der Konzern bleibt optimistisch. Was steckt hinter der schwachen Quartalsbilanz? Und wie steht es um die Zukunft des deutschen Rüstungsgiganten?
07.08.2025 11:00
Aktualisiert: 07.08.2025 11:00
Lesezeit: 3 min
Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Rüstungskonzern schwächelt beim Wachstum trotz Rüstungsboom
Rheinmetall-Aktie im Minus: Armin Papperger, Vorstandvorsitzender des Rüstungskonzerns bleibt trotz verfehlter Erwartungen optimistisch (Foto: dpa). Foto: Rolf Vennenbernd

Rheinmetall-Aktie nach Zahlenvorlage im Minus: Schwacher Auftragseingang

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal deutlich unter Druck. Trotz eines Umsatzanstiegs um fast neun Prozent auf 2,43 Milliarden Euro blieb Deutschlands größter Rüstungskonzern hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Auch das operative Ergebnis legte nur leicht um gut zwei Prozent auf 276 Millionen Euro zu, während sich die Marge von 12,1 auf 11,3 Prozent verringerte. Der den Aktionären zurechenbare Gewinn kletterte auf 131 Millionen Euro, nach 62 Millionen Euro im Vorjahr – auch hier hatten Analysten im Vorfeld mit stärkeren Zuwächsen gerechnet.

Besonders deutlich zeigen sich die Schwächen beim Auftragseingang. Die sogenannte "Nomination", die neben klassischen Aufträgen auch neu abgeschlossene Rahmenverträge mit militärischen Kunden umfasst, sank im zweiten Quartal massiv auf 2,64 Milliarden Euro. Im Vorjahresquartal lag dieser Wert noch bei 11,44 Milliarden Euro – ein Rückgang um 77 Prozent. Rheinmetall begründete dies mit verzögerten Vergaben infolge der Neuwahlen im Frühjahr sowie mit Vorzieheffekten aus früheren Perioden.

Rheinmetall-Aktie aktuell: Droht Verkaufssignal?

Die Rheinmetall-Aktie reagierte auf die Veröffentlichung der Zahlen deutlich negativ. Am Donnerstagmorgen notierte das Papier auf Tradegate zeitweise bei rund 1.689 Euro, nachdem der XETRA-Schlusskurs am Mittwoch noch bei 1.783,50 Euro lag. Im weiteren Tagesverlauf sackte der Kurs sogar um über 4 Prozent auf unter 1.670 Euro ab und war damit das Schlusslicht im DAX. Angesichts der Kursrally seit Jahresbeginn – die Rheinmetall-Aktie hatte sich nahezu verdreifacht – nutzten Anleger die Gelegenheit zur Gewinnmitnahme.

Charttechnisch steht das Rheinmetall-Papier an einer Weggabelung. Die Zone zwischen 1.649 und 1.659 Euro hat sich zuletzt mehrfach als stabile Unterstützung erwiesen. Sollte diese Marke fallen, droht ein massives Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen bis zur 200-Tage-Linie bei aktuell 1.304,60 Euro. Auf der Oberseite wären hingegen bei einem stabilen Ausbruch über die Widerstände bei 1.829 und 1.889 Euro neue Kaufsignale möglich. Dann könnte sogar das Allzeithoch von 1.944 Euro aus Mai und Juni wieder in Reichweite geraten – verbunden mit Potenzialen bis 2.200 Euro.

Rheinmetall-Chef Papperger: "Auftragsbücher sind voll"

Trotz des enttäuschenden Quartalsverlaufs zeigt sich Rheinmetall-Chef Armin Papperger optimistisch: "Unsere Auftragsbücher sind voll und werden sich in Zukunft weiter füllen." Insbesondere für das vierte Quartal erwartet der Rüstungskonzern eine deutlich höhere Auftragsdynamik. Der sogenannte Backlog – also der Bestand an erwarteten Abrufen und laufenden Verträgen – stieg auf ein Rekordhoch von 63,2 Milliarden Euro.

Auch wenn die Quartalszahlen unter den Erwartungen blieben, hält der Konzern an seiner Jahresprognose fest. Der Umsatz soll demnach im laufenden Jahr zwischen 25 und 30 Prozent zulegen, was einem Erlös von 12,2 bis 12,7 Milliarden Euro entspräche. Die operative Ergebnismarge soll weiterhin bei rund 15,5 Prozent liegen. Gleichzeitig behält sich Rheinmetall eine Anpassung der Prognose vor, sollte die geplante Aufrüstung in Europa konkreter werden.

Rüstungskonzern sorgt für Großaufträge vor

Rheinmetall hat sich nach eigenen Angaben auf eine anziehende Nachfrage vorbereitet und die Lagerbestände im zweiten Quartal deutlich aufgestockt. Dies belastete jedoch den freien Barmittelzufluss erheblich: Der Free Cashflow fiel von plus 170 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 911 Millionen Euro. Ein klares Signal, dass Rheinmetall bereits für kommende Großaufträge vorsorgt – insbesondere aus Deutschland, das im ersten Halbjahr rund ein Drittel zum Konzernumsatz beitrug.

Die Rheinmetall-Aktie bleibt damit ein Spiegelbild der geopolitischen Lage und der Erwartungen an den Verteidigungssektor. Während die Fundamentaldaten kurzfristig enttäuschten, bleibt die langfristige Perspektive angesichts der geplanten Aufrüstungsprogramme in Europa und der engen Kooperation mit US-Partnern weiterhin intakt. Anleger sollten jedoch genau beobachten, ob sich die Prognosen im zweiten Halbjahr bewahrheiten – und ob das Rheinmetall-Papier charttechnisch die entscheidenden Marken halten kann.

Analysten bleiben trotz schwachem Quartal optimistisch

Trotz eines enttäuschenden Quartals halten Analysten an ihren positiven Einschätzungen zur Rheinmetall-Aktie fest. Besonders das vierte Quartal gilt als entscheidend für die weitere Entwicklung.

Die US-Bank JPMorgan bestätigte direkt nach Zahlenvorlage ihre Einstufung für die Rheinmetall-Aktie mit "Overweight" und einem Kursziel von 2250 Euro. Analyst David H. Perry bezeichnete das zweite Quartal zwar als schwach, sieht aber keine Veränderung bei den Jahreszielen und bewertet Kursrücksetzer als Einstiegschance. Auch das Analysehaus Jefferies beließ die Rheinmetall-Aktie auf "Buy", ebenfalls mit einem Kursziel von 2250 Euro. Analystin Chloe Lemarie betonte, dass die entscheidenden Impulse erst im vierten Quartal zu erwarten seien – vor allem durch Aufträge aus Deutschland.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Exportbilanz: Plus im Halbjahr, aber Gefahr aus den USA
07.08.2025

Deutschlands Exporteure melden ein leichtes Plus – doch die gute Nachricht hat einen Haken. Denn hinter dem Rekordwert brodelt ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datengold statt Excel-Chaos: Wie Unternehmen Gewinne steigern
07.08.2025

Datengestützte Entscheidungen schlagen Bauchgefühl: Wie Unternehmen mit Analytik Prozesse optimieren, Kosten senken und Mitarbeitende...

DWN
Technologie
Technologie Berlin investiert in Genwaffe: Deutscher Staat finanziert dänisches Biotech-Experiment
07.08.2025

Ein dänisches Biotech-Start-up verspricht gezielte Bakterienbekämpfung per Genschere – und der deutsche Staat greift tief in die...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie klettert: Allianz verdient überraschend viel
07.08.2025

Rekordgewinne, stabile Dividenden und milliardenschwere Rückkäufe – die Allianz beeindruckt mit starken Zahlen. Anleger sollten jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Rüstungskonzern schwächelt beim Wachstum trotz Rüstungsboom
07.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie verliert nach einem Rekordlauf überraschend an Schwung – trotz globalem Rüstungsboom. Analysten zeigen sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sind in Kraft - früher als von der EU erwartet
07.08.2025

US-Präsident Donald Trump zieht die Daumenschrauben im transatlantischen Handel weiter an: Die angekündigten Strafzölle auf EU-Importe...

DWN
Politik
Politik Diskrete Verhandlungen über Kriegsende laufen – doch die Hindernisse bleiben
07.08.2025

Donald Trump will mit Wladimir Putin persönlich über ein Ende des Ukraine-Kriegs verhandeln – und stellt Russland ein Ultimatum. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Transportbranche im Fadenkreuz: Hackerangriffe nehmen rasant zu
07.08.2025

Geopolitische Konflikte und digitale Aufrüstung treiben Cyberattacken auf Transportunternehmen in die Höhe. Laut einer Studie sind...