Rheinmetall-Aktie nach Zahlenvorlage im Minus: Schwacher Auftragseingang
Die Rheinmetall-Aktie gerät nach der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal deutlich unter Druck. Trotz eines Umsatzanstiegs um fast neun Prozent auf 2,43 Milliarden Euro blieb Deutschlands größter Rüstungskonzern hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Auch das operative Ergebnis legte nur leicht um gut zwei Prozent auf 276 Millionen Euro zu, während sich die Marge von 12,1 auf 11,3 Prozent verringerte. Der den Aktionären zurechenbare Gewinn kletterte auf 131 Millionen Euro, nach 62 Millionen Euro im Vorjahr – auch hier hatten Analysten im Vorfeld mit stärkeren Zuwächsen gerechnet.
Besonders deutlich zeigen sich die Schwächen beim Auftragseingang. Die sogenannte "Nomination", die neben klassischen Aufträgen auch neu abgeschlossene Rahmenverträge mit militärischen Kunden umfasst, sank im zweiten Quartal massiv auf 2,64 Milliarden Euro. Im Vorjahresquartal lag dieser Wert noch bei 11,44 Milliarden Euro – ein Rückgang um 77 Prozent. Rheinmetall begründete dies mit verzögerten Vergaben infolge der Neuwahlen im Frühjahr sowie mit Vorzieheffekten aus früheren Perioden.
Rheinmetall-Aktie aktuell: Droht Verkaufssignal?
Die Rheinmetall-Aktie reagierte auf die Veröffentlichung der Zahlen deutlich negativ. Am Donnerstagmorgen notierte das Papier auf Tradegate zeitweise bei rund 1.689 Euro, nachdem der XETRA-Schlusskurs am Mittwoch noch bei 1.783,50 Euro lag. Im weiteren Tagesverlauf sackte der Kurs sogar um über 4 Prozent auf unter 1.670 Euro ab und war damit das Schlusslicht im DAX. Angesichts der Kursrally seit Jahresbeginn – die Rheinmetall-Aktie hatte sich nahezu verdreifacht – nutzten Anleger die Gelegenheit zur Gewinnmitnahme.
Charttechnisch steht das Rheinmetall-Papier an einer Weggabelung. Die Zone zwischen 1.649 und 1.659 Euro hat sich zuletzt mehrfach als stabile Unterstützung erwiesen. Sollte diese Marke fallen, droht ein massives Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen bis zur 200-Tage-Linie bei aktuell 1.304,60 Euro. Auf der Oberseite wären hingegen bei einem stabilen Ausbruch über die Widerstände bei 1.829 und 1.889 Euro neue Kaufsignale möglich. Dann könnte sogar das Allzeithoch von 1.944 Euro aus Mai und Juni wieder in Reichweite geraten – verbunden mit Potenzialen bis 2.200 Euro.
Rheinmetall-Chef Papperger: "Auftragsbücher sind voll"
Trotz des enttäuschenden Quartalsverlaufs zeigt sich Rheinmetall-Chef Armin Papperger optimistisch: "Unsere Auftragsbücher sind voll und werden sich in Zukunft weiter füllen." Insbesondere für das vierte Quartal erwartet der Rüstungskonzern eine deutlich höhere Auftragsdynamik. Der sogenannte Backlog – also der Bestand an erwarteten Abrufen und laufenden Verträgen – stieg auf ein Rekordhoch von 63,2 Milliarden Euro.
Auch wenn die Quartalszahlen unter den Erwartungen blieben, hält der Konzern an seiner Jahresprognose fest. Der Umsatz soll demnach im laufenden Jahr zwischen 25 und 30 Prozent zulegen, was einem Erlös von 12,2 bis 12,7 Milliarden Euro entspräche. Die operative Ergebnismarge soll weiterhin bei rund 15,5 Prozent liegen. Gleichzeitig behält sich Rheinmetall eine Anpassung der Prognose vor, sollte die geplante Aufrüstung in Europa konkreter werden.
Rüstungskonzern sorgt für Großaufträge vor
Rheinmetall hat sich nach eigenen Angaben auf eine anziehende Nachfrage vorbereitet und die Lagerbestände im zweiten Quartal deutlich aufgestockt. Dies belastete jedoch den freien Barmittelzufluss erheblich: Der Free Cashflow fiel von plus 170 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 911 Millionen Euro. Ein klares Signal, dass Rheinmetall bereits für kommende Großaufträge vorsorgt – insbesondere aus Deutschland, das im ersten Halbjahr rund ein Drittel zum Konzernumsatz beitrug.
Die Rheinmetall-Aktie bleibt damit ein Spiegelbild der geopolitischen Lage und der Erwartungen an den Verteidigungssektor. Während die Fundamentaldaten kurzfristig enttäuschten, bleibt die langfristige Perspektive angesichts der geplanten Aufrüstungsprogramme in Europa und der engen Kooperation mit US-Partnern weiterhin intakt. Anleger sollten jedoch genau beobachten, ob sich die Prognosen im zweiten Halbjahr bewahrheiten – und ob das Rheinmetall-Papier charttechnisch die entscheidenden Marken halten kann.
Analysten bleiben trotz schwachem Quartal optimistisch
Trotz eines enttäuschenden Quartals halten Analysten an ihren positiven Einschätzungen zur Rheinmetall-Aktie fest. Besonders das vierte Quartal gilt als entscheidend für die weitere Entwicklung.
Die US-Bank JPMorgan bestätigte direkt nach Zahlenvorlage ihre Einstufung für die Rheinmetall-Aktie mit "Overweight" und einem Kursziel von 2250 Euro. Analyst David H. Perry bezeichnete das zweite Quartal zwar als schwach, sieht aber keine Veränderung bei den Jahreszielen und bewertet Kursrücksetzer als Einstiegschance. Auch das Analysehaus Jefferies beließ die Rheinmetall-Aktie auf "Buy", ebenfalls mit einem Kursziel von 2250 Euro. Analystin Chloe Lemarie betonte, dass die entscheidenden Impulse erst im vierten Quartal zu erwarten seien – vor allem durch Aufträge aus Deutschland.