Finanzen

Zentralbanken kaufen wieder mehr Gold, aber Deutschland verkauft

Nach vorübergehend schwachen Goldkäufen im Corona-Jahr haben die Zentralbanken ihren Reserven im April netto 69 Tonnen Gold hinzugefügt. Nur Deutschland und Russland verkauften etwas von ihren massiven Beständen.
04.06.2021 14:21
Lesezeit: 2 min
Zentralbanken kaufen wieder mehr Gold, aber Deutschland verkauft
Ein Mitarbeiter des Sicherungsdienstes der Bundesbank im Geldmuseum. (Foto: dpa) Foto: Frank Rumpenhorst

Die globalen Zentralbanken haben ihren Reserven im April netto 69,4 Tonnen Gold hinzugefügt, wie aus den vorläufigen Zahlen des World Gold Council hervorgeht. Im vergangenen Jahr hatten sich die Goldkäufe der Zentralbanken deutlich verlangsamt, nachdem sie in den Vorjahren 2018 und 2019 Goldkäufe in Rekordhöhe getätigt hatten.

Nun im Jahr 2021 kaufen viele Zentralbanken wieder deutlich mehr Gold als im Corona-Jahr. Im April war Thailand der mit Abstand größte Käufer. Das Land fügte seinen Reserven 43,5 Tonnen Gold hinzu. Ungarn kaufte 63 Tonnen Gold und verdreifachte damit seine Reserven auf 94,5 Tonnen. Es war einer der größten Goldkäufe einer Zentralbank seit Jahrzehnten.

Nach mehreren Monaten des Verkaufs kaufte die Türkei im April wieder 13,4 Tonnen Gold. In den fünf vorhergehenden Monaten hatte das Land 55,2 Tonnen Gold verkauft, was die weltweiten Netto-Goldbestände der Zentralbanken deutlich nach unten verzerrte. Die Türkei hat mit einer Währungskrise zu kämpfen.

Usbekistan setzte seine Goldkäufe im April fort und fügte seinen Reserven 8,4 Tonnen Gold hinzu. Noch im August letzten Jahres hatte die usbekische Zentralbank 32 Tonnen Gold verkauft, um zusätzliches Einkommen zur Bewältigung der Corona-Krise zu generieren. Doch seitdem hat sie jeden Monat Gold zugekauft. Diese Käufe summieren sich inzwischen auf 65 Tonnen Gold.

Kasachstan ist seit vielen Jahren ein aktiver Goldkäufer. Dieser Trend setzte sich im April fort, als die kasachische Zentralbank 4,6 Tonnen Gold zu ihren Reserven hinzufügte. Zudem kaufte Kirgisistan im April 3,8 Tonnen Gold, Ägypten kaufte 0,1 Tonnen, Malta 0,1 Tonnen und die Mongolei ebenfalls o,1 Tonnen.

Russland und Deutschland waren im April die größten Verkäufer. Der Rückgang der deutschen Goldreserven um 1,3 Tonnen ist laut World Gold Council mit der Münzprägung verbunden. Die russischen Goldreserven sanken um 3,1 Tonnen. Dies steht ebenfalls im Zusammenhang mit der Münzprägung. Die Tschechische Republik tätigte ebenfalls einen kleinen Verkauf von 0,2 Tonnen Gold.

Chinas Notenbank meldet bereits seit 17 Monaten keine Goldkäufe mehr. Diese offiziellen Angaben sind jedoch weniger aussagekräftig, da China in der Vergangenheit bereits über lange Zeiträume keine Änderung seiner Goldreserven meldete, dann aber plötzlich beachtliche Goldkäufe durch seine Notenbank meldete.

Die Goldnachfrage der Zentralbanken hatte 2019 bei netto 650,3 Tonnen gelegen. Das war das zweithöchste Niveau seit 50 Jahren und nur knapp unter den Nettokäufen von 2018 mit 656,2 Tonnen. Laut WGC markierte 2018 den höchsten Stand jährlicher Netto-Goldkäufe der Zentralbanken seit der Aussetzung der Konvertierbarkeit des US-Dollars in Gold im Jahr 1971 und den zweithöchsten Jahreswert in der Geschichte.

Nach den Rekordjahren 2018 und 2019 waren die Goldkäufe der Zentralbanken dann im vergangenen Jahr mit Nettokäufen von insgesamt rund 273 Tonnen deutlich zurückgegangen. Es war aber dennoch das elfte Jahr in Folge, in dem die Goldreserven der Zentralbanken netto gewachsen sind. Hintergrund waren die wirtschaftlichen Verwerfungen, die durch Corona verursacht wurden.

Nach Angaben des World Gold Council haben die Zentralbanken in diesem Jahr netto zwischen 150 und 200 Tonnen Gold gekauft. Laut dem Verband der Goldindustrie werden die Käufe im Jahr 2021 anhalten. "Wie glauben, dass das Interesse aufgrund von Faktoren wie geopolitischen Risiken, den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, Negativzinsen sowie der Abkehr vom US-Dollar eher auf der Kaufseite liegt."

Mehr zum Thema:

Wie Europas Zentralbanken einen globalen Goldstandard vorbereiten - Teil 1

Europa und China sind bereit für einen globalen Goldstandard - Teil 2

Goldpreis setzt Höhenflug fort, steigt über 1900 US-Dollar

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...