Vertreter von Politik, Kultur und Medien fordern von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Blick auf ihren Besuch in Washington diese Woche, sich für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange starkzumachen. "Wer Menschenrechten und Demokratie verpflichtet ist, kommt nicht umhin, sich für die Freiheit von Julian Assange einzusetzen", heißt es in einem am Montag veröffentlichten Offenen Brief an die Kanzlerin. Zu den 120 Unterzeichnern gehören Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP), die Parteivorsitzenden von SPD und Grünen, Norbert Walter-Borjans und Robert Habeck, sowie der Verleger Jakob Augstein und der Schriftsteller Günter Wallraff.
Merkel wird am Donnerstag von US-Präsdient Joe Biden im Weißen Haus empfangen. Biden will wie sein Vorgänger Donald Trump die Auslieferung Assanges in die USA erreichen. Dem mittlerweile 50-jährigen Journalisten wird Verrat von Staatsgeheimnissen vorgeworfen, weil er geheime Geheimdienstberichte veröffentlicht hat. In den USA droht ihm bei einer Verurteilung eine lange Haftstrafe. Assange sitzt derzeit in Großbritannien im Gefängnis. In Berlin wollte Regierungssprecher Steffen Seibert nicht auf die Forderung in dem Brief eingehen. "Wir haben volles Vertrauen darin, dass in Großbritannien die rechtstaatlichen Prinzipien und auch Garantien gewährleistet werden", sagte er lediglich und fügte hinzu: "Den Gesprächen in Washington greife ich hier nicht vor."
Assange hatte vor rund zehn Jahren über seine Enthüllungsplattform Wikileaks Hunderttausende geheime US-Berichte und Diplomatendepeschen veröffentlicht, die er von Informanten bekam. US-Ermittlern zufolge gilt der gebürtige Australier damit als Staatsfeind, der das Leben von US-Agenten in Gefahr gebracht habe. Für seine Anhänger ist er dagegen ein Held, der Machtmissbrauch sowie Fehlverhalten der USA in den Kriegen in Afghanistan und dem Irak aufgedeckt habe. Nach Meinung der Unterzeichner des Offenen Briefs ist die Verfolgung Assanges ein "Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit, der mit aller Entschlossenheit zurückgewiesen werden muss".