Politik

London will mit Taliban-Regierung in Afghanistan zusammenarbeiten

Großbritannien will mit den Taliban zusammenarbeiten, wenn diese in Afghanistan die Regierung übernehmen sollten.
14.07.2021 11:59
Lesezeit: 2 min

Großbritannien will im Falle einer Regierungsübernahme durch die Taliban in Afghanistan mit den militanten Radikalislamisten zusammenarbeiten. «Die britische Regierung wird sich auf jeden einlassen, der die Regierung stellt, vorausgesetzt er hält sich an bestimmte internationale Normen», sagte Verteidigungsminister Ben Wallace dem Daily Telegraph. «Wie bei anderen Regierungen in aller Welt werden wir die Beziehung überprüfen, wenn sie Menschenrechte ernsthaft verletzen.» Wallace sagte, falls sich die Taliban pragmatisch verhielten, könne dies ein Fundament für einen langfristigen Frieden in Afghanistan sein.

Die britische Regierung hatte kürzlich den Abzug ihrer letzten Truppen aus dem Land angekündigt. Während des rund 20 Jahre langen Einsatzes sind dort 457 britische Soldaten getötet worden.

Wallace forderte am Rande eines Besuchs in Washington den afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani und die Taliban zur Zusammenarbeit auf. «Jetzt ist es an der Zeit, dass beide Führungsqualitäten zeigen und Afghanistan vereinen.» Die Taliban würden ihre Fehler der Vergangenheit sicher nicht wiederholen, sagte Wallace. Sie wüssten, dass sie erneut harte militärische Antworten zu erwarten hätten, falls sie Terroristen Unterschlupf böten und Angriffe auf westliche Ziele ermöglichten.

Die Taliban haben in Afghanistan zuletzt breite Geländegewinne erzielt. Die Islamisten nahmen seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen mehr als ein Viertel der Bezirke neu ein und sickerten in mehrere Provinzhauptstädte ein oder kontrollieren bereits Teile davon.

Taliban reklamieren Kontrolle über wichtigen Grenzabschnitt zu Pakistan für sich

Die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan haben eigenen Angaben zufolge die Kontrolle über einen bedeutenden Grenzabschnitt zu Pakistan übernommen. Zuvor hätten die afghanischen Truppen einen wichtigen Grenzposten aufgegeben. "Damit ist die wichtige Straße zwischen Boldak und Chaman und Kandahar nun unter der Kontrolle der Mudschahedin", teilte ein Sprecher der Taliban am Mittwoch mit.

Afghanischen Regierungsdaten zufolge passieren täglich 900 Lastwagen diese Grenze - eine wichtige Verbindung für Pakistan, Afghanistan, Iran und zentralasiatische Länder. Russland warnte die Taliban erneut davor, Zentralasien zu destabilisieren. Das werde zahlreiche Opfer fordern, zitierte die Nachrichtenagentur RIA das russische Außenministerium.

Angesichts des anhaltenden Vormarsches der Taliban wächst in den Nachbarstaaten die Sorge, dass sie in den Konflikt hineingezogen werden und die Islamisten Zentralasien infiltrieren könnten. Seit einiger Zeit suchen immer mehr afghanische Sicherheitskräfte und Flüchtlinge ihr Heil etwa in Tadschikistan und im Iran. Eine Taliban-Delegation versuchte vergangene Woche bei einem Besuch in Moskau, solche Bedenken zu zerstreuen. Ihr Territorium würde nicht gegen die Nachbarn genutzt werden.

Russland forderte die Taliban und Afghanistan auf, Verhandlungen über eine Übergangsregierung aufzunehmen, bevor es dafür zu spät sei. Dem Vormarsch der Taliban war der Beginn des Abzuges ausländischer Truppen vorausgegangen. Von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 hatten die Taliban Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte massiv beschnitten.

Die USA intervenierten in Afghanistan an der Spitze eines Nato-Bündnisses kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Bis Ende August sollen alle US-Truppen abgezogen werden. Die Bundeswehr, die in Kundus im Norden stationiert war, hatte am 30. Juni ihren Einsatz beendet und die letzten Soldaten abgezogen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
14.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket 2025 beschlossen: Wirtschaft hält es für „unfinanzierbar“ – die zentralen Bausteine
14.12.2025

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket soll am 19. Dezember vom Bundesrat bestätigt werden. Was es genau beinhaltet und...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...