Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sieht die Gefahr, dass seine Partei den Anschluss an den Alltag der Menschen und an ihre Sorgen verliert. «Statt über Gemeinsinn und darüber, wie wir unsere Gesellschaft zusammenhalten, reden auch wir Sozialdemokraten viel zu häufig von "Identitätspolitik" einzelner kleiner Gruppen», sagte der 61-Jährige im Interview mit dem Politikjournal Rundblick.
Der SPD fehlten die berufstätigen Jahrgänge. «Wir haben viele Rentner, die viel in ihrem Leben und auch für die SPD geleistet haben. Und es gibt durchaus auch viele junge Leute, die oft noch in der Ausbildung sind», so Gabriel. Es fehlten aber die mittleren Jahrgänge. Die hätten früher die politischen Aussagen der Partei auf ihre «Trittfestigkeit» und Alltagstauglichkeit überprüft und geschaut, ob die Positionen im Programm auch zur Lebenswirklichkeit der Menschen in ihrem Umfeld passten.
Vor dem Hintergrund der Globalisierung sei es die klassische Aufgabe der SPD, die Frage nach Sicherheit im Wandel glaubhaft zu beantworten. «Und ganz offenbar geben wir keine ausreichenden Antworten darauf, sonst sähen die Umfragen besser aus.»
Im Bundestagswahlkampf habe die SPD natürlich ein Problem damit, dass sie einen populären Finanzminister nicht für geeignet gehalten habe, die Partei zu führen, ihn aber jetzt für die Führung des Landes vorschlägt. «Das ist, um es mal zurückhaltend zu formulieren, ein intellektuell ambitioniertes Vorhaben.»
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