Finanzen

40 Prozent des Bargelds in Deutschland wird gehortet

Die Nachfrage nach Bargeld ist trotz des wachsenden Trends zum Bezahlen ohne Scheine und Münzen unverändert groß.
21.07.2021 13:41
Lesezeit: 1 min

Die Nachfrage nach Bargeld ist trotz des wachsenden Trends zum Bezahlen ohne Scheine und Münzen unverändert groß. „Ich vermute, dass die Menschen in der Corona-Krise aus Verunsicherung und wegen fehlender Möglichkeit, Geld auszugeben, Bargeld gehortet haben“, sagte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann der Deutschen Presse-Agentur. „Die Unsicherheit in der Pandemie ist hoch.“ Bei schätzungsweise 40 Prozent der Bargeldnachfrage in Deutschland vermutet die Bundesbank Hortung im Inland als Motiv.

Dabei könnte der Notenbank zufolge auch die Vermeidung von Negativzinsen eine zunehmende Rolle spielen. Geschäftsbanken im Euroraum müssen 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Viele Geldhäuser geben die Kosten dafür an Geschäftskunden, zunehmend aber auch an Privatkunden weiter. Zugleich gilt Bargeld vielen Menschen in Krisenzeiten als sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Besonders zu Beginn der Pandemie in Europa im März 2020 war die Banknotennachfrage sehr hoch. Insgesamt stieg der von der Bundesbank ausgegebene Wert der Scheine im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent. Eine ähnlich hohe Wachstumsrate des Bargeldumlaufs hatte es zuletzt 2014 mit 10,2 Prozent gegeben.

„Wann und wie sich die Entwicklung im Zuge sinkender Corona-Zahlen und der damit verbundenen Lockerung der Beschränkungen normalisiert, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen“, sagte Beermann. „Wir stellen in unseren Filialen aktuell fest, dass die Bargeldeinzahlungen und -auszahlungen wieder steigen.“

Ende Mai 2021 waren von der Bundesbank ausgegebene Banknoten im Wert von 839 Milliarden Euro im Umlauf, das waren 52 Milliarden oder 6,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Bezahlverhalten der Verbraucher in Deutschland hatte sich im Corona-Krisenjahr 2020 verändert. Einer jüngst veröffentlichten Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zufolge wird jeder dritte Einkauf im stationären Handel mittlerweile per Karte bezahlt. „Die Krise hat den Rückgang des Barumsatzes im stationären Handel um mindestens drei Jahre beschleunigt. Karten sind - neben dem deutlich gewachsenen Online-Geschäft - die eindeutigen Gewinner der Krise“, erläuterte Studienautor Horst Rüter.

Bargeld ist der Bundesbank zufolge mit einem Transaktionsanteil von 60 Prozent aber noch immer das mit Abstand meistgenutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Die Notenbank geht davon aus, dass Scheine und Münzen auch nach der Corona-Krise ein beliebtes Zahlungsmittel bleiben werden - und auf absehbare Zeit das meistgenutzte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
29.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Politik
Politik Gewalttaten nehmen zu: Über 46.000 Fälle von Gewalt gegen Polizisten
29.12.2025

Angriffe, Widerstand, Körperverletzung: Die Zahl registrierter Gewalttaten gegen Polizisten ist auch 2024 weiter angestiegen. Schwarz-Rot...

DWN
Finanzen
Finanzen Kosten der Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen - Bürgergeld größter Block
29.12.2025

Die Ausgaben für Arbeitslosigkeit waren 2024 so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Warum die Kosten explodieren und was das für...

DWN
Politik
Politik Ökonom Fratzscher: Feiertagsdiskussion ist „Phantomdebatte“
29.12.2025

Wegfallende Feiertage: Aus Arbeitnehmersicht liegen einige Feiertage 2026 ungünstig. Linke und Grüne fordern Ersatz unter der Woche. Ein...

DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.