Finanzen

Eurozone: Erzeugerpreise verzeichnen stärksten Anstieg in diesem Jahrhundert

Die Erzeugerpreise in der Eurozone sind im Juni sehr stark angestiegen.
03.08.2021 11:20
Aktualisiert: 03.08.2021 11:20
Lesezeit: 2 min
Eurozone: Erzeugerpreise verzeichnen stärksten Anstieg in diesem Jahrhundert
Hubertus Heil (M, SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, besucht im Stahlwerk AcelorMittal unter Führung von Aufsichtsratsmitglied Albrecht Gerber die Warmwalzhalle. (Foto: dpa) Foto: Soeren Stache

Der Preisauftrieb auf Herstellerebene gewinnt in der Eurozone immer stärker an Fahrt. Die Erzeugerpreise stiegen im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. Im Mai hatte die Rate noch 9,6 Prozent und im April 7,6 Prozent betragen. Analysten hatten für Juni eine Rate von 10,3 Prozent erwartet.

Besonders deutlich verteuerte sich auf Unternehmensebene einmal mehr Energie, die etwa ein Viertel teurer war als ein Jahr zuvor. Die Preise von Vorleistungsgütern stiegen mit knapp elf Prozent ebenfalls stark. Dies dürfte auf die derzeitigen Engpässe und Lieferschwierigkeiten im internationalen Warenhandel zurückzuführen sein. Kapital- und Konsumgüter wurden ebenfalls teurer, mit etwas mehr als zwei Prozent fiel ihr Preisanstieg aber klar unterdurchschnittlich aus.

Die Produzentenpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabrik geführt - also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben. Offen ist, wie stark die höheren Preise an die Konsumenten weitergegeben werden.

Die auf Herstellerebene gemessene Entwicklung fließt teilweise in die Verbraucherpreise ein, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Auch auf Verbraucherebene ist die Inflation zuletzt erhöht, mit 2,2 Prozent liegt sie über dem mittelfristigen Zielwert der EZB von zwei Prozent. Die Notenbank will ihre extrem lockere Geldpolitik dennoch fortführen, um das in Schieflage geratene Finanzsystem weiterhin mit aus dem Nichts geschaffenen Billionen zu stützen. Die öffentliche Erklärung für die Untätigkeit hingegen lautet, dass sie die hohe Inflationsrate für vorübergehend hält.

Die Erzeugerpreise in der Industrie stiegen in allen EU-Mitgliedstaaten. In Irland fiel das Plus mit 42,5 Prozent besonders hoch aus, gefolgt von Belgien mit 20,7 Prozent und Dänemark mit 19,1 Prozent. In Deutschland legten die Erzeugerpreise um 7,6 Prozent zu. Experten wie Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen gehen davon aus, dass die starke Inflation auf Erzeugerebene bei den Konsumenten in Deutschland ankommen wird. "Zunehmend schlägt dies auf die Preise der Endprodukte durch, was sich in den kommenden Monaten auch auf der Verbraucherebene bemerkbar machen dürfte", sagte der Analyst.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trumps Verteidigungsminister im Sturm: Angeklagt des möglichen Kriegsverbrechens
03.12.2025

Ein mutmaßlicher US-Verteidigungsskandal erschüttert Washington. Neue Enthüllungen legen nahe, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Kurssturz nach katastrophalem Ausblick – Machtkampf und Übernahmefantasie
03.12.2025

Zur Wochenmitte hat sich der DAX leicht aufwärts bewegt, der Blick der Anleger fiel aber zu einem Großteil auf die Hugo Boss-Aktie: Das...

DWN
Politik
Politik Recht auf Bargeld: Slowenien verankert Recht auf Barzahlung in Verfassung
03.12.2025

Ungarn und die Slowakei haben es vorgemacht, nun zieht ein weiteres EU-Land nach. Slowenien stärkt das Bargeld – und hebt es auf die...

DWN
Politik
Politik Importstopp russisches Gas: EU einig über Komplettverzicht auf Gas aus Russland
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Finanzen
Finanzen Wärmewende: Heizen ist teurer geworden - mal wieder
03.12.2025

Wer seine Wohnung schön warm haben wollte, musste in den Jahren 2022 und 2023 besonders tief in die Tasche greifen. Nun haben Experten die...

DWN
Politik
Politik Putin versucht in Europa, was nicht einmal Stalin gelang
03.12.2025

Europa steht vor einer sicherheitspolitischen Zäsur. Neue Enthüllungen über Washingtons Verhandlungen, interne Machtkämpfe in Kiew und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD-Prognose: Zölle bremsen Wachstum bis 2027
03.12.2025

Die OECD sieht für Deutschland ab 2025 einen zögerlichen Aufschwung, der jedoch im internationalen Vergleich blass bleibt. Niedrige...

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...