Deutschland

GDL-Chef: Streik bei der Deutschen Bahn läuft hervorragend

Der Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL hat den Bahnverkehr in Deutschland weitgehend lahmgelegt. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sagte, der Streik laufe "hervorragend".
11.08.2021 11:18
Aktualisiert: 11.08.2021 11:18
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

GDL-Chef Claus Weselsky wertet die ersten Stunden des Streiks bei der Deutschen Bahn als vollen Erfolg. Der Arbeitskampf laufe "hervorragend", sagte der Chef der Lokführer-Gewerkschaft GDL am Mittwoch im Gespräch mit Reuters TV. "Ich muss sehr deutlich sagen, dass unsere Kollegen sehr diszipliniert in den Streik eingetreten sind."

Bereits um 06.00 Uhr morgens habe man um die 700 Züge zum Stillstand gebracht. Zudem hätten auch Fahrdienstleiter in mehreren Stellwerken mitgestreikt, sagte Weselsky. Dies sei für die GDL besonders ermutigend, da sie sich auch jenseits des Zugpersonals bei der Bahn ausbreiten wolle. Der Ausstand sei bundesweit und treffe Nah-, Fern- und Güterverkehr. Da es in Westdeutschland aber noch Beamte gebe, die nicht streiken dürften, seien die Auswirkungen in Ostdeutschland größer.

Weselsky wehrte sich gegen den Vorwurf, der Streik sei wegen jetzt überfüllter verbleibender Züge in der Corona-Pandemie besonders gefährlich. Die Züge seien teils schon vor dem Arbeitskampf sehr voll gewesen. Zudem habe die GDL schon vor längere Zeit ein Reservierungssystem gefordert, um die Zugauslastung zu steuern. Die Bahn habe dies abgelehnt.

Die GDL will noch bis Freitagmorgen 02.00 Uhr streiken, um ihren Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen.

Streik legt Bahnverkehr in Deutschland weitgehend lahm

Der Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL lähmt den Personen- und Güterverkehr in Deutschland. Mitten in der Ferienzeit und in der Corona-Pandemie mussten sich Urlauber und Pendler am Mittwoch vielerorts auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. "Nach unserer Beobachtung ist der Streik bundesweit wirksam", sagte Bahnsprecher Achim Stauß in Berlin. Die Bahn versuche im Fernverkehr ein Viertel der IC- und ICE-Züge auf die Schiene zu bringen und zwischen den großen Metropolen zumindest einen Zwei-Stunden-Takt sicherzustellen. Auch der S-Bahn-Verkehr war seit den frühen Morgenstunden betroffen. "Wir tun unser möglichstes dafür, die Menschen heute noch ans Ziel zu bringen", sagte Stauß. Er rief Reisende zugleich auf, nicht notwendige Fahrten zu verschieben.

Angesetzt ist der Streik bis Freitagfrüh um 02.00 Uhr. "Ob wir weiter streiken und wann, entscheiden wir nicht am Freitagmorgen, wenn wir aus dem Streik rausgehen, sondern das entscheiden wir nächste Woche", sagte GDL-Chef Claus Weselsky im ZDF. Vorwürfe, der Streik sei erst am Dienstagvormittag und damit zu kurzfristig angekündigt worden, wies er zurück. "Sie wissen, dass es keine gute Zeit gibt, in der man einen Arbeitskampf in einem Eisenbahnsystem machen kann."

Die Zeiten seien "früh genug" bekanntgegeben worden, sagte Weselsky. Es sei klar gewesen, dass es am kommenden Wochenende wegen auslaufender Ferien eine erhöhte Reisefrequenz geben werde. Die Gewerkschaft habe daraufhin entschieden, von Mittwoch- bis Freitagmorgen auch im Personenverkehr zu streiken. Der Güterverkehr wird bereits seit Dienstagabend bestreikt.

Weselsky begründete den Streik damit, dass das Angebot der Bahn in den Tarifverhandlungen aus Sicht der GDL inakzeptabel sei. Die GDL werde erst dann an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn die Bahn ein verbessertes Angebot mache. Personalvorstand Martin Seiler "belügt die Öffentlichkeit, belügt die Eisenbahnerschaft, und tut so, als würde er seit Juni immer wieder neue und verbesserte Angebote bringen. Dem ist nicht so", sagte Weselsky. Weil zu einem Streit auch immer zwei gehörten, sei am Ende der Bahn-Konzern dafür verantwortlich, "dass die Auseinandersetzung jetzt auch auf dem Rücken von Reisenden stattfindet."

Die Bahn rief die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir waren ja schon relativ nahe beieinander, was die Lohnerhöhungen betrifft", sagte Bahn-Sprecher Stauß. Den Streit über die Laufzeit eines Tarifvertrags könne man in Verhandlungen lösen. Auf die Frage, ob die Bahn ein neues Angebot vorlegen werde, sagte Stauß: "Jetzt geht es erst einmal darum, den Streik zu bewältigen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...

DWN
Politik
Politik Fed senkt Leitzins: Trump drängt auf geldpolitischen Kurswechsel
18.09.2025

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Ende 2024 den Leitzins – ein Schritt, der tief in die innenpolitische Auseinandersetzung hineinragt....

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
18.09.2025

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...