Das deutsche Leitbarometer steht im September vor einem ganz wichtigen Einschnitt: Die Börse wird den Index um zehn Werte von bisher 30 auf 40 Aktien aufstocken. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die neue Zusammensetzung soll dazu führen, dass im Barometer mehr Branchen als bisher berücksichtigt werden.
Bislang war der Dax sehr stark auf bestimmte Segmente fokussiert. So haben die Chemiebranche und die Autoindustrie dem Index ihren Stempel aufgedrückt, während andere Wirtschaftszweige - beispielsweise die Technologiebranche - nur relativ wenig vertreten waren. Das hat dazu geführt, dass gerade während der Krisenzeit der Pandemie die Probleme der stark präsentierten Branche auch übermäßig die Finanzplätze belastet haben.
Darüber hinaus werden die Kriterien für die Mitgliedschaft im Index verschärft. Beispielsweise muss jetzt ein Unternehmen mindestens zwei Jahre lang profitabel gewirtschaftet haben, um dort vertreten zu sein. Die Fachpresse schreibt ganz klar, dass die Skandale um Wirecard der Grund für diese Änderung im Regelwerk sind.
Der Finanzdienstleister hatte in der jüngsten Vergangenheit mit Bilanzbetrügereien negative Schlagzeilen gemacht. Aber auch der Essens-Serive Delivery Hero soll dafür die Ursache gewesen sein, weil das Unternehmen bislang noch keine schwarzen Zahlen geschrieben hat - und trotzdem zur Elite in der deutschen Börsenliga zählt.
Ein Vertreter der Deutschen Börse wollte dies auf Anfrage der DWN nicht bestätigen, sondern sagte lediglich: "Die Börse überarbeitet regelmäßig die Regeln für die Index-Zusammensetzung. Damit wurde bereits 2020 begonnen. Dabei soll auch an international gültige Standards angeglichen werden. Die offiziellen Kandidaten werden am 3. September bekannt gegeben, am 20 September werden sie dann auch im neuen Index erstmals gehandelt."
Airbus und Zalando wahrscheinlich neu im Dax
Es gibt zwar noch keine offiziellen Informationen, welche Kandidaten in den Index aufrücken werden. Doch werden am Markt schon seit Juli einige Namen gehandelt, die mit Sicherheit vertreten sein werden. Dazu gehören Airbus, Zalando und Siemens Healthineers sowie noch neun weitere potenzielle Neulinge.
Die Anleger erhoffen sich von den Änderungen "frischen Wind" für die Märkte. Vielleicht gibt es dann noch mehr Rekorde als bisher? Aktuell liegt das Allzeithoch bei Werten etwas über 16.000 Punkten.
Fed-Politik bleibt auch im September im Fokus
Neue große Impulse könnte der Index gut gebrauchen. Denn er ist im abgelaufenen Monat gerade einmal um etwa zwei Prozent auf Werte über 15.800 Zähler gestiegen. Einige Male hat er neue Höchststände erreicht, ohne dass es aber ein Kursfeuerwerk gegeben hätte. Die Frage bestimmte die Märkte, wann und welcher Art und Weise die US-Fed ihre sehr lockere Geldpolitik gegen die Pandemie ändert. Bisher hat sie daran festgehalten, aber öfter angedeutet, sie werde die Strategie modifizieren. Auch diese Frage wird weiterhin für die Entwicklung des Dax wichtig sein.
Doch das ist noch nicht alles: Es gibt noch einige Zahlenpräsentationen unterschiedlicher Unternehmen. Beispielsweise wird Broadcom am 2. September seine Zahlen fürs dritte Quartal präsentieren. Die Schätzungen liegen bei 6,56 Dollar. Im Vorjahr hatten die Volumina noch bei 5,40 Dollar je Papier gelegen.
Am selben Tag wird auch Hewlett Packard die Anleger darüber informieren, wie sich die Gewinne im zweiten Quartal entwickelt haben. Die Analysten rechnen mit einem Plus je Aktie von 42 US-Cent. Zwölf Monate zuvor hatte es noch 32 US-Cent für die Börsianer gegeben.
Zusätzlich tritt Oracle an die Anleger heran. Die Analysten gehen davon aus, dass der Gewinn je Aktie im zweiten Quartal bei 1,30 Dollar gelegen hat. Im Vorjahreszeitraum lag das Plus noch bei 1,20 Dollar.