Finanzen

Bitcoin bleibt nach heftigem Crash weiter unter Druck

Die Talfahrt bei Bitcoin nach dem missglückten Start als Landeswährung in El Salvador hält an. Der historische Tag in El Salvador war begleitet von Protesten und technischen Störungen auf Krypto-Handelsplattformen.
08.09.2021 09:31
Aktualisiert: 08.09.2021 09:31
Lesezeit: 2 min

--- UPDATE ---

Die Talfahrt bei Bitcoin nach dem missglückten Start als Landeswährung in El Salvador hält an. Die Kryptowährung verbilligte sich am Mittwoch um 2,3 Prozent auf 45.722 Dollar. Zeitweise hatte sie am Dienstag mit 18,6 Prozent so viel verloren wie seit dem Börsen-Crash von März 2020 nicht mehr - damit wurden 180 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet. "Die Stimmung ist und bleibt angeknackst", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

Die Einführung des Bitcoins als Zahlungsmittel in dem zentralamerikanischen Land habe sich am ersten Tag als "Eigentor" für die Branche und damit als ein "Albtraum für Anleger" entpuppt. Neben der finanziellen Instabilität der Cyber-Devise könnte die Einführung illegale Transaktionen anheizen. "Die Anleger fürchten, dass durch den gestrigen Tag Aufsichtsbehörden rund um den Globus aufmerksam geworden sind, den Regulierungsgürtel enger schnallen und Bitcoin und Co die Luft zum Atmen nehmen", führte Emden aus.

Der historische Tag in El Salvador war begleitet von Protesten und technischen Störungen auf Krypto-Handelsplattformen. Für Unruhe sorgte auch, dass Präsident Nayib Bukele inmitten der Talfahrt mitgeteilt hatte, dass die Regierung am Dienstag weitere 150 Bitcoin im Wert von rund sieben Millionen Dollar gekauft habe. "Das hat die Schwierigkeit unterstrichen, den Wert von Bitcoin als eigene Währung zu schützen", sagte Nana Otsuki, Chefökonomin bei Monex Securities. "Der Kauf schien nicht effektiv zu sein, um den Rückgang aufzuhalten."

Einige Analysten sahen auch Gewinnmitnahmen als einen der Gründe für den Kurseinbruch. Viele Investoren hätten sich seit Aufkommen von Gerüchten über die Entscheidung El Salvadors mit Bitcoin eingedeckt und nach der tatsächlichen Umsetzung dann wieder verkauft. "Ich denke, dass sich vor diesem Ereignis in El Salvador eine gewisse Vorfreude aufbaute, ähnlich wie vor der Notierung von Coinbase an der Nasdaq", sagte Henrik Andersson, Chefanlage-Stratege beim Kryptofonds Apollo Capital.

--- ENDE UPDATE ---

Am Tag der Einführung des Bitcoin in El Salvodor als offizielles Zahlungsmittel ist die Digitalwährung unter 45 000 US-Dollar gefallen. Im Tief fiel der Kurs der ältesten und marktgrößten Kryptowährung am Nachmittag bis auf 44 444 Dollar. Dies ist der niedrigste Kurs seit Anfang August. Das sind gut 14 Prozent weniger als am Vortag. Damit ist die jüngste Aufwärtsbewegung unterbrochen. Seit Mitte Juli hatte der Bitcoin im Trend deutlich zugelegt. Damals war er noch bis auf rund 30 000 Dollar gefallen.

Der Kurs der zweitwichtigsten Kryptowährung Ether gab am Dienstag noch deutlicher nach. Er fiel um knapp 20 Prozent auf 3194 Dollar.

Der merkliche Rückgang kommt an einem für den Bitcoin historischen Tag. Die Digitalwährung Bitcoin ist in El Salvador zum gesetzlichen Zahlungsmittel geworden. Mit Inkrafttreten eines entsprechenden Gesetzes ging der mittelamerikanische Staat als erstes Land der Welt diesen Schritt. Das Gesetz sieht vor, dass jeder Händler Bitcoin als Zahlungsmittel annehmen muss, der technisch dazu in der Lage ist.

„Das Debüt in El Salvador haben sich Anleger durchaus anders vorgestellt“, erklärte Analyst Timo Emden von Enden Research die Verluste. Neben technischen Schwierigkeiten seien es wachsende Bedenken in puncto Missbrauch der Kryptowährung, wie beispielsweise Geldwäsche, welche Anleger verunsichern. Berichten zufolge habe es Probleme mit dem Download des Wallets „Chivo“ in El Salvador gegeben, so Emden. Zudem könnten Behörden weltweit dazu übergehen den Bitcoin stärker zu regulieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...