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27.09.2021 10:21  Aktualisiert: 27.09.2021 10:21
Mit Erleichterung reagieren Anleger auf den Ausgang der Bundestagswahl. Mit beiden jetzt wahrscheinlichen Koalitionen können die Börsen gut leben.
Dax nach Bundestagswahl im Aufwind
Mit Erleichterung reagieren Anleger auf den Ausgang der Bundestagswahl. (Foto: dpa)
Foto: Arne Dedert

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Der deutsche Aktienmarkt ist nach dem Wahlsieg der SPD bei der Bundestagswahl mit klaren Gewinnen in die neue Börsenwoche gestartet. Der Dax kletterte am Montag in der Frühe um 0,91 Prozent auf 15 672,51 Zähler und der MDax der mittelgroßen Börsenwerte rückte um 0,79 Prozent auf 35 560,78 Punkte vor. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verbuchte ein Plus von 0,62 Prozent auf 4184,27 Zähler.

"An den Finanzmärkten wird der Wahlausgang gelassen aufgenommen", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank am Morgen. "Ein Linksbündnis scheidet aus. Das größte Risiko ist aus Finanzmarktsicht somit ausgeräumt. Damit steht aber auch fest: Mit einem deutlichen Bruch der bisherigen Regierungsarbeit ist nicht zu rechnen."

Nach dem vorläufigen Ergebnis sind die Sozialdemokraten mit Olaf Scholz die stärkste Partei. Trotzdem reklamierte am Wahlabend nicht nur Scholz, sondern auch Armin Laschet von der CDU den Auftrag zur Regierungsbildung für sich. Beide streben eine Koalition mit Grünen und FDP an. Es zeichnen sich zunächst schwierige Koalitionsverhandlungen ab.

Angesichts der womöglich anstehenden politischen Hängepartie in Deutschland dürfte sich nach Einschätzung von Michael Hewson von CMC Markets UK die Aufmerksamkeit der Anleger nun wieder auf die zuletzt dominierenden Themen wie "Lieferkettenblockaden, steigende Energiepreise und zunehmenden Inflationsdruck" richten. Auch die Angst vor Ansteckungseffekte durch die Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande sei noch nicht verschwunden. In der vergangenen Woche war der Dax im Sog der Evergrande-Krise auf den tiefsten Stand seit vier Monaten gefallen - die Aussicht auf eine vorerst weiter lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed hatte aber dann für Erleichterung und letztendlich ein kleines Wochenplus gesorgt.

Am Montag zog hierzulande die Aussicht auf eine künftige Regierungsbeteiligung der Grünen Anleger verstärkt in die Papiere aus dem Bereich Windkraft und Erneuerbare Energien. Siemens Energy verteuerten sich als einer der Dax-Favoriten um gut 2,1 Prozent. Nordex rückten um 1,3 Prozent vor. Encavis zogen um rund eineinhalb Prozent an, der Windkraft- und Solarparkbetreiber verkündete zudem den Ausbau des Portfolios in Frankreich.

Das Votum bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, das eine Fortsetzung der bisherigen Rot-Rot-Grünen Regierung möglich macht, sowie der Berliner Volksentscheid zur möglichen Enteignung großer Wohnungskonzerne prallten unterdessen an den Aktien der Immobilienbranche ab. Dabei verteuerten sich insbesondere Vonovia als Dax-Spitzenreiter um gut 4,4 Prozent. Das Unternehmen hat sich inzwischen die Mehrheit am Konkurrenten Deutsche Wohnen gesichert, dessen Anteile dem Gesamtmarkt mit einem hauchdünnen Plus jedoch hinterherhinkten.

Zooplus rückten um mehr als viereinhalb Prozent vor, denn der Bieterwettstreit um den Online-Tierbedarfshändler geht in eine spannende neue Runde. Mit einem Angebot von 470 Euro je Aktie überbietet der Finanzinvestor EQT nun die erst kürzlich angehobene Offerte des Konkurrenten Hellman & Friedman (H&F). Womöglich setzt der Markt aber weiter auf mehr, denn inzwischen notieren die Aktien über 485 Euro.

Probleme in der Logistik erwischen auch den Laserspezialisten LPKF, der deshalb seine Quartalsprognose senkte. Das Unternehmen rechnet für das dritte Jahresviertel mit weniger Umsatz und Gewinn, hält aber an seiner Jahresprognose fest. Nach zunächst noch vorbörslichen Verlusten entschieden sich die Markteilnehmer für Gelassenheit, die Aktien verteuerten sich zuletzt um rund ein halbes Prozent.


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