Deutschland

Stahlkocher fordern Milliarden-Hilfen von der nächsten Bundesregierung

Die politischen Vorgaben Brüssels könnten zum Verlust der Stahlindustrie in Deutschland führen. Tausende Stahlarbeiter forderten am Freitag Milliardenhilfen, um die von oben diktierte Transformation zu stemmen.
29.10.2021 17:40
Aktualisiert: 29.10.2021 17:40
Lesezeit: 2 min

Mehrere tausend Stahlkocher haben am Freitag in Duisburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze beim geplanten Umbau zu einer klimafreundlichen Produktion demonstriert. "Deutschland bleibt Industrieland mit grünem Stahl" oder "Stahlarbeiter für Arbeitsplätze und Umweltschutz" war auf Transparenten zu lesen, mit denen die Beschäftigten der Schwerindustrie vor die Zentrale von Thyssenkrupp Steel Europe zogen. Sie forderten von einer neuen Bundesregierung finanzielle Unterstützung für die Transformation der Branche. Die Kundgebung war Teil einer bundesweiten Aktion der IG Metall, an der der Gewerkschaft zufolge in mehr als 50 Städten über 50.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie teilnahmen.

"Wir wollen der Politik und den Parteien etwas ins Stammbuch schreiben", sagte IG Metall-NRW-Chef Knut Giesler der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir brauchen einen Investitions- und Transformationsfonds." Die neue Bundesregierung müsse handeln. "Die Stahlindustrie in Deutschland steht vor einem gigantischen Umbau, der zu einer Schicksalsfrage werden kann", betonte der Betriebsratschef von Thyssenkrupp Steel Europe, Tekin Nasikkol. Entweder gelinge mit den Beschäftigten die Transformation oder die Stahlproduktion verschwinde langsam aber sicher aus Deutschland.

IG METALL FORDERT INVESTITIONEN VON 500 MILLIARDEN EURO

Die Stahlindustrie gehört wie die Aluminium-, Zement- oder die Chemiebranche zu den größten CO2-Produzenten in Deutschland. Die IG Metall und Arbeitnehmervertreter befürchten, dass die Stahlunternehmen durch die Klimaschutzziele der EU im Wettbewerb mit Konkurrenten außerhalb der Union nicht bestehen können. Der geplante Umbau koste weitere Milliardensummen, die die Konzerne nicht alleine stemmen könnten.

Auf der Kundgebung in Duisburg sagte auch der neue Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, den Stahlkochern seine Unterstützung zu. "Stahl ist nicht das Problem, Stahl ist Teil der Lösung im Klimawandel. Ohne Stahl keine Windräder, ohne Stahl keine Elektroautos." Es müsse alles dafür getan werden, dass Stahl in Deutschland wettbewerbsfähig produziert werden könne. Diese Transformation werde gigantische Investitionen erfordern. Das Land und die Landesregierung unterstützten den Prozess mit verschiedenen Wasserstoffprojekten. Die neue Bundesregierung müsse sich bei der EU für die Stahlkocher einsetzen.

Eine neue Bundesregierung müsse "die Transformation der Stahlindustrie bereits in den ersten 100 Tagen zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen", forderte auch der Verband Wirtschaftsvereinigung Stahl, in dem die Unternehmen der Branche organisiert sind.

Bei Aktion der IG Metall rief Gewerkschaftschef Jörg Hofmann die Unternehmen zu einem Verzicht auf Entlassungen während der Transformation auf. An den betroffenen Standorten müsse es eine tragfähige Perspektive für zukunftsfähige Arbeitsplätze geben. Bis 2030 brauche es öffentliche Zukunftsinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...

DWN
Technologie
Technologie Gesetz gegen digitalen Voyeurismus? Justizministerium will Lücke schließen
03.11.2025

Ein Vorfall in Köln sorgte für Entsetzen: Ein Mann filmte im Frühjahr den Po einer joggenden Frau – anzeigen konnte sie ihn nicht,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich – Deutschland hinkt hinterher
03.11.2025

Trotz fast gleicher Erwerbstätigenzahlen von Frauen und Männern bleiben Frauen in Deutschlands Führungsetagen weiterhin die Ausnahme. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau im freien Fall – Aufträge brechen im September dramatisch ein
03.11.2025

Alarmstufe Rot für Deutschlands Maschinenbauer: Nach einem äußerst schwachen September steuert die Branche auf ein Produktionsminus von...

DWN
Politik
Politik General Breuer will alle jungen Männer mustern – Bundeswehr rüstet sich für den Ernstfall
03.11.2025

Ein Satz, der aufhorchen lässt: Alle jungen Männer sollen wieder gemustert werden. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führung als Schlüsselfaktor: Wie Chefs Mitarbeiter halten oder vertreiben
03.11.2025

Mitarbeiter kündigen selten wegen Gehalt oder Karrierechancen – entscheidend ist meist der Vorgesetzte. Eine Studie zeigt: Jeder zweite...