Technologie

Deutsche Forscher entwickeln Künstliche Intelligenz für Materialverbindungen

Anorganische Materialien spielen eine große Rolle - beispielsweise als Grundlage für Solarzellen oder in der Halbleiter-Elektronik. Jetzt haben deutsche Wissenschaftler eine neue Entwicklung präsentiert, die es in sich hat.
01.01.2022 12:11
Lesezeit: 1 min
Deutsche Forscher entwickeln Künstliche Intelligenz für Materialverbindungen
Mathematische Formeln, die zu einem Algorithmus für Maschinelles Lernen gehören. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Ein neuer Algorithmus soll dabei helfen, bislang unbekannte Materialverbindungen auszumachen. Entwickelt wurde er von einem Team von Forschern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Universität Lund in Schweden. Die Forschenden konzipierten eine Künstliche Intelligenz (KI), die auf maschinellem Lernen basiert und komplexe Berechnungen binnen kürzester Zeit durchführen kann. Auf diesem Weg konnte das Team bereits mehrere Tausend neue mögliche Verbindungen am Computer beschreiben. Die Studie erschien im Fachjournal "Science Advances".

Anorganische Materialien spielen in der Industrie eine große Rolle: Sie sind zum Beispiel die Grundlage für Solarzellen oder neue Entwicklungen in der Halbleiter-Elektronik, die in technischen Geräten zum Einsatz kommt. Etwa 50.000 stabile anorganische Verbindungen sind derzeit bekannt. "Es gibt aber noch deutlich mehr, die theoretisch existieren könnten - wenn man sie künstlich herstellt", sagt der Physiker Miguel Marques von der MLU. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, diese noch unbekannten Materialien zu entdecken: im Labor über unzählige Experimente mit verschiedenen Substanzen oder per Simulation am Computer. Letztere Variante hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Standard entwickelt, wie Marques sagt. Aber es gebe ein Problem: "Viele bisherige Ansätze benötigen sehr viel Rechenpower und kommen nur langsam zu Ergebnissen."

Die Forschenden entwickelten deshalb ein neues Verfahren, das auf maschinellem Lernen basiert. Anstatt die kompletten Berechnungen durchzuführen, soll der Computer deren Endergebnisse vorhersagen. "Wir wollen also die Ergebnisse der Berechnungen erhalten, ohne selbst rechnen zu müssen", sagt Jonathan Schmidt von der MLU, Erst-Autor der neuen Studie. Dafür benötige man zwei Dinge, so der Physiker weiter: "Einen Algorithmus, der die gewünschte Aufgabe übernimmt, und dann noch einen Datensatz, mit dem man den Algorithmus trainieren kann." Das Team nutzte hierfür mehrere Datenbanken mit über 2,4 Millionen Verbindungen. "Die Berechnungen, die diesen Datenbanken zugrunde liegen, haben zusammengefasst eine Berechnungsdauer von 100 bis 200 Millionen Stunden", erläutert Schmidt.

Die neue KI sucht deutlich schneller als bisherige Verfahren nach neuen Materialien und soll in Zukunft auch deren elektrische und optische Eigenschaften vorhersagen. Mehrere Tausend mögliche Kandidaten konnten die Forschenden so schon ausmachen. "Natürlich müssen vielversprechende Materialkandidaten und ihre Eigenschaften experimentell bestätigt und weiter untersucht werden. Wir sind jedoch sehr zuversichtlich, dass sich die meisten unserer Vorhersagen dabei bestätigen", so Marques.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Technologie
Technologie E-Patientenakte im Praxistest: Wo die Digitalisierung noch stockt
31.10.2025

Die elektronische Patientenakte soll den Austausch medizinischer Daten erleichtern – doch der Start verläuft holprig. Seit vier Wochen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Facebook-Konzern will KI-Ausbau beschleunigen
31.10.2025

Mark Zuckerberg treibt den Ausbau von Künstlicher Intelligenz bei Meta voran. Milliarden fließen in neue Rechenzentren und die Abwerbung...

DWN
Politik
Politik Wie man Deutschlands Industrie helfen kann: Experten fordern Europa zum Handeln auf
31.10.2025

Die deutsche Industrie gerät unter Druck und beeinflusst die gesamte europäische Wirtschaft. Europa steht vor der Aufgabe, Maßnahmen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte im Fokus: Nokia profitiert von Nvidia-Deal und Technologie-Giganten setzen neue Rekorde
30.10.2025

Die Finanzmärkte zeigen aktuell eine Mischung aus leichten Rücksetzern und überraschenden Kursgewinnen. Während Anleger Zinssenkungen...

DWN
Politik
Politik Handelskrieg USA China: Trumps fataler Irrtum mit globalen Folgen
30.10.2025

Ein strategisches Planspiel in Washington zeigt, dass die USA den Wirtschaftskonflikt mit China längst hätten gewinnen können – wenn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation lässt nach: Aber weiter über zwei Prozent
30.10.2025

Die Inflation geht zurück, doch von Entlastung kann keine Rede sein. Zwar sinken die Preise für Energie leicht, dafür verteuern sich...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheid: Eurozone trotzt Zöllen und politischer Krise
30.10.2025

EZB-Zinsentscheid: Die EZB hält an ihrer vorsichtigen Linie fest, während die US-Notenbank erneut überrascht. In Europa bleibt die...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: EZB plant Einführung 2029
30.10.2025

Die EZB bereitet den digitalen Euro für 2029 vor. Verbraucher sollen künftig per Wallet bezahlen können, Bargeld bleibt erhalten. Europa...