Deutschland

Deutsche Maschinenbauer senken Produktions-Prognose

Wegen Lieferengpässen sehen sich die deutschen Maschinenbauer gezwungen, ihre Produktions-Prognose zu senken. Doch welche Teile fehlen ihnen eigentlich?
14.12.2021 12:12
Lesezeit: 2 min
Deutsche Maschinenbauer senken Produktions-Prognose
Ein Mitarbeiter schweißt beim Maschinenbauer Liebherr das Typenschild eines Krans, auf dem die Typbezeichnung und Gewicht stehen, an ein Stück des späteren Krans. (Foto: dpa) Foto: Stefan Puchner

Nach Abstrichen wegen Lieferengpässen in diesem Jahr blicken Deutschlands Maschinenbauer zuversichtlich auf 2022. "Wir gehen mit einer guten Portion Optimismus ins kommende Jahr und gehen davon aus, dass das Vor-Corona-Niveau erreicht wird", sagte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Karl Haeusgen, am Dienstag.

In diesem Jahr wird die Produktion nach Einschätzung des VDMA um etwa 7 Prozent auf rund 219 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr zulegen. Im September war noch ein Plus von 10 Prozent erwartet worden. "Wir hätten mehr produzieren können, wären die verschiedenen Lieferengpässe nicht so hartnäckig gewesen", erläuterte Haeusgen.

Dank prall gefüllter Auftragsbücher könnte die exportorientierte deutsche Schlüsselindustrie im kommenden Jahr stärker wachsen, als zunächst gedacht. Der Verband rechnet aktuell mit einem Anstieg der Produktion bereinigt um Preiserhöhungen (real) von 7 Prozent statt wie bisher von 5 Prozent. Im Corona-Krisenjahr 2020 war die Produktion um knapp 12 Prozent eingebrochen.

In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres stiegen die Bestellungen kräftig um 34 Prozent, die Produktion legte im selben Zeitraum dagegen schwächer als erhofft um real 7,2 Prozent zu. Rohstoffe und Vorprodukte wie Halbleiter sind derzeit knapp. Viele Maschinenbauer können Aufträge daher nicht in dem gewohnten Tempo abarbeiten. Auftragsstornierungen verzeichnet die Branche Haeusgen zufolge bislang jedoch nicht.

Bei einer Umfrage des Verbandes Anfang Dezember, an der sich 521 Mitgliedsfirmen beteiligten, gaben 84 Prozent an, noch immer merkliche oder sogar gravierende Beeinträchtigungen der Lieferketten zu spüren. Es mangelt vor allem an Elektronik-Komponenten und Metallen. Eine weitgehende Entschärfung der Lage wird frühestens im zweiten Quartal 2022 erwartet, bei Elektronikkomponenten rechnen die Unternehmen damit nicht vor dem dritten Quartal.

Trotz eines leichten Rückgangs der Beschäftigtenzahl im Inland um 1,9 Prozent auf rund 1,01 Millionen im zweiten Corona-Jahr, bleiben die Maschinenbauer den Angaben zufolge der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland. Im kommenden Jahr planen 67 Prozent der Unternehmen dem VDMA zufolge einen Aufbau der Stammbelegschaft. Probleme bereitet allerdings der Fachkräftemangel. Das Thema sei auf mittlere Sicht eine ganz große Herausforderung, sagte Haeusgen.

Mit Sorge sieht der Verband die wieder zunehmenden Spannungen im Verhältnis von China und den USA. Hinzu komme, dass die chinesische Regierung immer stärker eine technologische Autarkie bei Schlüsseltechnologien anstrebe. "Damit wird für ausländische Unternehmen in China das Geschäftsumfeld tendenziell schwieriger", sagte Haeusgen. Das Land zählt neben Europa und den USA zu den wichtigsten Absatzmärkten für Maschinen "Made in Germany".

Aktuell die größte Herausforderung ist aus Sicht der Maschinenbauer die Bekämpfung der Corona-Pandemie. "Ich persönlich unterstütze die Forderung nach einer Impfpflicht", sagte Haeusgen. Zugleich mahnte er, um zu soliden Staatsfinanzen zurückzukehren, müsse der Ausstieg aus den milliardenschweren Hilfsprogrammen forciert werden. "Mitnahme- und Gewöhnungseffekte müssen vermieden werden."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rutte warnt in Berlin: Russland sieht Europa als nächstes Ziel
11.12.2025

Bundeskanzler Merz und Nato-Generalsekretär Rutte haben in Berlin Alarm geschlagen. Russland ziele nicht nur auf die Ukraine, sondern...

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimarisiken: Unternehmen gefährden ihre Umsätze durch schwaches Risikomanagement
11.12.2025

Unternehmen geraten weltweit unter Druck, ihre Klimarisiken präziser zu bewerten und belastbare Strategien für den Übergang in eine...

DWN
Politik
Politik Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“
11.12.2025

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und attackiert gleichzeitig europäische Staatschefs. Seine Aussagen im...