Finanzen

Streitpunkt Inflation: Kommt es bei der EZB zu einer Palastrevolte?

Bei der EZB ist ein Streit um die Entwicklung der Inflation ausgebrochen. Demnach drangen mehrere Ratsmitglieder darauf, den Risiken größere Beachtung zu schenken. Doch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane habe in einer längeren Debatte dagegen gehalten.
20.12.2021 14:58
Aktualisiert: 20.12.2021 14:58
Lesezeit: 1 min

Die EZB muss mit Blick auf die Inflation nach den Worten ihres Ratsmitglieds Mario Centeno wachsam bleiben. Mögliche neue Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Infektionsrisiken sollten aber nicht zu einem Anheizen des Preisdrucks führen, sagte der Portugiese am Montag vor Reportern und fügte hinzu: „Im Gegenteil“. Dennoch müsse die Europäische Zentralbank auf der Hut bleiben. Während der jüngsten EZB-Ratssitzung war es mit Blick auf die Inflationsgefahren zu einer Kontroverse gekommen, wie Reuters von mit der Debatte vertrauten Personen erfuhr.

Demnach drangen mehrere Ratsmitglieder darauf, den Risiken größere Beachtung zu schenken. Doch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane habe in einer längeren Debatte dagegen gehalten. Letztlich hätten sich die Bedenken nicht in der Erklärung der EZB wiedergefunden, dass die Inflation Ende nächsten Jahres höher ausfallen könnte als in den Projektionen der EZB veranschlagt.

Ihre Ökonomen sagen für 2022 eine durchschnittliche Teuerungsrate in der Währungsunion von 3,2 Prozent voraus. Im September waren sie noch von 1,7 Prozent ausgegangen. Die Inflation dürfte kurzfristig hoch bleiben, aber sich im Laufe des kommendes Jahres abschwächen, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde ausführte.

Der jüngste Inflationsschub in Deutschland wird aus Sicht der Bundesbank allerdings länger anhalten als bisher gedacht. Die Notenbank schraubte in ihrer jüngst veröffentlichten Halbjahresprognose ihre Vorhersagen deutlich nach oben. Für das laufende Jahr geht sie nun von einer Inflationsrate von 3,2 Prozent aus statt wie noch im Juni von 2,6 Prozent. Für 2022 erwarten die Bundesbank-Experten sogar einen Anstieg der Lebenshaltungskosten von 3,6 Prozent. Damit fällt ihre Prognose für nächstes Jahr doppelt so hoch aus wie noch im Juni.

„Für die Inflationsrate überwiegen wie im Euro-Raum insgesamt die Aufwärtsrisiken“, warnte der scheidende Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. „Die Geldpolitik sollte diese Risiken nicht ignorieren und wachsam bleiben.“ Weidmann tritt nach mehr als zehn Jahren als oberster deutscher Währungshüter zum Jahresende vorzeitig ab. Sein Nachfolger soll der frühere Bundesbankvorstand Joachim Nagel werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic folgt auf Oliver Zipse bei BMW
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...