Finanzen

Neuer Bundesbank-Chef Nagel soll stabilitätsorientiertes Erbe der Bank fortsetzen

Der neue Bundesbankpräsident will den Kurs des Vorgängers fortsetzen. Die EZB-Spitze um Christine Lagarde verfolgt andere Pläne.
22.12.2021 16:00
Aktualisiert: 22.12.2021 16:10
Lesezeit: 2 min
Neuer Bundesbank-Chef Nagel soll stabilitätsorientiertes Erbe der Bank fortsetzen
2016: Jens Weidmann (r), Präsident der Deutschen Bundesbank, und das damalige Vorstandsmitglied Joachim Nagel sind vor der Bundesbank-Zentrale in Frankfurt am Main auf dem Weg zur Bilanz-Pressekonferenz. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Für den Ökonomen Joachim Nagel ist der Weg an die Spitze der Bundesbank nun frei: Das Bundeskabinett habe ihn mit Wirkung zum 1. Januar 2022 als Nachfolger von Jens Weidmann für acht Jahre zum Präsidenten der deutschen Zentralbank bestellt, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin. "Das ging einvernehmlich glatt durch". Der 55-jährige Ex-Bundesbankvorstand sei ein ausgewiesener Experte, der das stabilitätsorientierte Erbe der Bundesbank fortsetzen werde. Nagel verfüge über profunde Kenntnisse der Finanzmärkte.

Der Ökonom wechselt von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zur Bundesbank. Der gebürtige Karlsruher hat allerdings den größten Teil seiner beruflichen Karriere bei der deutschen Zentralbank verbracht. Er durchlief dort vor seinem Ausscheiden im Jahr 2016 insgesamt 17 Jahre lang verschiedene Karrierestufen - davon sechs Jahre im Bundesbank-Vorstand. Er hat im Haus einen ausgezeichneten Ruf: "Joachim Nagel ist jemand, der in der Bundesbank hoch geschätzt ist für seine Kompetenz, aber auch für seine menschliche Art", verlautete aus deren Kreisen.

Auf Nagel kommt eine schwierige Aufgabe zu. Laut Gesetz wirkt die Bundesbank im Europäischen System der Zentralbanken an der Erfüllung der Aufgaben mit dem vorrangigen Ziel mit, die Preisstabilität zu gewährleisten. Zuletzt war die Teuerungsrate im Euroraum aber mit 4,9 Prozent drastisch über das Ziel der Europäischen Zentralbank hinausgeschossen. Weidmann war mit seiner eher ordnungspolitischen Haltung im EZB-Rat mehrmals angeeckt und mahnte jüngst, die Notenbank solle die Inflationsrisiken "nicht ignorieren und wachsam bleiben".

Die EZB-Führung unter Präsidentin Christine Lagarde ignoriert diese Warnungen aus Deutschland und anderen Staaten wie den Niederlanden jedoch. Würde sie die Finanzbedingungen verschärfen, könnte dies zu Schulden- und Bankenkrisen in den besonders überschuldeten Volkswirtschaften Europas führen.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte schon zu Wochenbeginn mitgeteilt, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und er schlügen Nagel vor. Der Ökonom stehe für geldpolitische Kontinuität der Bundesbank, die gerade in Zeiten einer gewachsenen Aufmerksamkeit bei der Inflation wichtig sei.

Weidmann räumt nach über zehn Jahren an der Spitze der Notenbank seinen Posten vorzeitig. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte ihm am Dienstag die Entlassungsurkunde ausgehändigt. Die Mitglieder des Bundesbankvorstands werden vom Bundespräsidenten bestellt, so dass Steinmeier auch die Personalie Nagel noch per Ernennungsurkunde besiegeln muss.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...