Wirtschaft

Beschlossene Sache: Totaler Zusammenbruch der globalen Lieferkette rückt näher

Die globale Lieferkette ist die Achillesferse der Globalisierung. Die Störungen der vergangenen Monate und Jahre wurden nicht behoben und haben sich vertieft. Bald könnte ein regelrechter Kollaps der Lieferkette stattfinden – mit noch massiveren Auswirkungen auf die Verbraucherpreise in Europa.
08.01.2022 18:23
Aktualisiert: 08.01.2022 18:23
Lesezeit: 2 min

Die Probleme bei den Lieferketten wurden immer noch nicht behoben. Die Auswirkungen der Störungen der Lieferketten beobachten die Bürger in den Geschäften in Form von höheren Verbraucherpreisen. Der US-Analyst James Rickards führt in einem Beitrag des „Daily Reckoning“ aus: „Die meisten Leute denken, dass die Lieferkette nur ein Teil der Weltwirtschaft ist. Das stimmt nicht ganz. Die Lieferkette ist die Weltwirtschaft. Es gibt keine einzige Ware oder Dienstleistung, die nicht über eine Lieferkette ankommt (…) Die Schwierigkeiten in der Lieferkette werden noch schlimmer. Noch beunruhigender ist die Tatsache, dass die Umsetzung der Abhilfemaßnahmen Jahre und manchmal Jahrzehnte dauern wird. Die Gründe hierfür liegen in den langen Vorlaufzeiten bei der Umsetzung des Onshoring. Die USA können beispielsweise ihre Abhängigkeit von asiatischen Halbleiterimporten verringern, indem sie ihre eigenen Halbleiterfertigungspläne (Fabs) aufbauen. Das Problem ist, dass der Bau dieser Anlagen drei bis fünf Jahre dauert und der erforderliche Umfang enorm ist.“

Zur Frage, ob die globale Lieferkette sabotiert wird, führt er aus: „Einige Analysten haben sogar angedeutet, dass die globale Lieferkette von großen Akteuren wie China sabotiert wird, um die westlichen Volkswirtschaften aus geopolitischen Gründen zu schädigen.

Es ist schwer zu sagen, ob die Lieferkette absichtlich sabotiert wird oder einfach unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbricht. Möglicherweise beides. In gewisser Weise spielt es keine Rolle, denn alles, was so komplex und hochskaliert ist wie die globale Lieferkette, wird immer zusammenbrechen; es ist nur eine Frage der Zeit (…) Es liegt in der Natur komplexer Systeme, dass kleine Ursachen enorme Auswirkungen bis hin zum totalen Zusammenbruch haben.

Es ist möglich, dass sich eine oder mehrere Parteien dafür entschieden haben, das System absichtlich zu stören, ohne sich bewusst zu machen, wie verwundbar das gesamte System wirklich war. Diese Kombination aus vorsätzlichen Handlungen und unbeabsichtigten Konsequenzen ist ein Grundpfeiler der Geschichte, einschließlich des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs. Sobald die Implosion beginnt, ist sie sehr schwer zu stoppen.“

Was bedeutet das für Deutschland?

Die weltweiten Engpässe im Frachtverkehr könnten die Bürger in Deutschland deutlich zu spüren bekommen. Große Handelsketten in Deutschland rechnen wegen der Logistikprobleme mit deutlich steigenden Preisen. Raoul Rossmann, Chef der Drogeriekette Rossmann, sagte dem Handelsblatt: „Der starke Anstieg bei den Frachtkosten wird auf jeden Fall zu Preiserhöhungen im Handel führen.“ Ganz ähnlich äußerte sich der Chef des Modediscounters Kik, Patrick Zahn.

Ursache sind die massiven Probleme im weltweiten Frachtverkehr. Container sind im Zuge der Corona-Krise knapp und teuer geworden. An wichtigen Häfen in Asien und Amerika stauen sich dutzende Frachter, welche nicht planmäßig entladen werden können. Und auch der Platz auf den riesigen Containerschiffen ist mittlerweile hart umkämpft.

In vergangenen Jahr simulierte das Weltwirtschaftsforum (WEF) im Rahmen von „Cyber ​​Polygon 2021“ einen fiktiven Cyberangriff auf die globale Lieferkette.

Das WEF berichtet: „Ein Cyberangriff mit COVID-ähnlichen Merkmalen würde sich schneller und weiter ausbreiten als jedes biologische Virus. Seine Reproduktionsrate wäre etwa zehnmal höher als die, die wir mit dem Coronavirus erlebt haben.“

Im November 2020 hatte WEF-Chef Klaus Schwab, gesagt: „Wir alle wissen, dass das erschreckende Szenario eines umfassenden Cyberangriffs die Stromversorgung, den Transport, die Krankenhausleistungen und unsere Gesellschaft insgesamt vollständig zum Erliegen bringen könnte“ (Mehr HIER).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Mindeststeuer im Fokus: EU stellt US-Sonderregeln infrage
24.12.2025

Die globale Mindestbesteuerung gerät erneut unter Druck, nachdem die USA weitreichende Ausnahmen durchgesetzt haben. Droht Europa nun ein...

DWN
Politik
Politik Putin braucht keinen Weltkrieg: Darum ist eine globale Eskalation nicht Russlands Ziel
24.12.2025

Russlands Kriegspolitik wird häufig als Vorstufe einer globalen Eskalation interpretiert, doch historische Vergleiche zeichnen ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptobörsen im Vergleich: Darauf sollten Anleger bei Auswahl und Sicherheit achten
24.12.2025

Kryptowährungen sind längst im Finanzalltag angekommen, doch der Einstieg beginnt mit der Wahl der passenden Handelsplattform. Worauf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...