Deutschland

Auftragsberg der deutschen Industrie wächst auf Rekordhöhe

In der deutschen Industrie ist der Bestand der Aufträge auf einen neuen Rekordstand angewachsen. Besonders stark betroffen ist unter anderem der Fahrzeugbau.
19.01.2022 09:46
Lesezeit: 1 min
Auftragsberg der deutschen Industrie wächst auf Rekordhöhe
Auftragsberg in der Industrie. Bobby-Cars in der Produktion des Spielwarenherstellers Big. (Foto: dpa) Foto: Daniel Karmann

In der deutschen Industrie stapeln sich angesichts der Produktionsengpässe die Aufträge immer höher. Der Bestand wuchs im November um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat und sei nunmehr so hoch wie noch nie seit Beginn der Datenreihe 2015, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die Betriebe erhalten damit seit Juni 2020 beständig mehr neue Aufträge, als sie abarbeiten konnten.

"Ein wesentlicher Grund dafür dürften Lieferengpässe bei Vorprodukten sein", erklärten die Statistiker. So leiden etwa die Autobauer am Halbleiter-Mangel, weshalb sie trotz starker Nachfrage nicht so viele Fahrzeuge bauen können wie eigentlich möglich. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, liegt der Auftragsbestand kalender- und saisonbereinigt nunmehr um 27,4 Prozent höher.

Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im November um 0,8 Prozent, die aus dem Ausland sogar um 1,8 Prozent. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern stieg der Bestand um 1,5 Prozent, bei den Produzenten von Investitionsgütern um 1,4 Prozent und im Bereich der Konsumgüter sogar um 2,5 Prozent.

Auch die Reichweite des Auftragsbestands hat sich weiter erhöht. Sie erreichte im November mit 7,6 Monaten ebenfalls einen neuen Höchststand. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen ist die Reichweite mit 10,8 Monaten besonders hoch. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Den Auftragsberg werden die Industrieunternehmen durch ein kräftiges Hochfahren ihrer Produktion abarbeiten, wenn sich die Materialengpässe ab dem Frühsommer mit sinkenden Corona-Zahlen deutlich entspannen, erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Das Ifo-Institut sieht durch den aufgestauten Auftragsbestand sogar "ein bedeutendes Aufwärtsrisiko, das den gesamtwirtschaftlichen Erholungsprozess in den kommenden beiden Jahren erheblich befeuern könnte".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...