Deutschland

Produktion bleibt 2021 klar unter Vorkrisenniveau

Die Gesamtproduktion ist vergangenes Jahr bezogen auf 2020 zwar gestiegen. Mit Blick auf das Niveau vor der Pandemie bleibt aber ein deutliches Minus.
07.02.2022 09:40
Aktualisiert: 07.02.2022 09:40
Lesezeit: 2 min
Produktion bleibt 2021 klar unter Vorkrisenniveau
Arbeiter bereiten einen modifizierten Diesel-Nutzfahrzeugmotor mit sechs Zylindern und 15l Hubraum für einen Prüflauf mit Wasserstoff im Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Motoren- und Maschinenforschung Roßlau gGmbH (WTZ) vor. Dem Motor wurde für den Betrieb mit Wasserstoff ein modifizierter Zylinderkopf aufgesetzt, der unter anderem Zündkerzen und die Wasserstoff-Injektoren aufnimmt. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Trotz prall gefüllter Auftragsbücher hat die Produktion der von Materialengpässen geplagten deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr ihr Vorkrisenniveau klar verfehlt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen zwar 3,0 Prozent mehr her als im ersten Corona-Jahr 2020, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Allerdings blieb die Produktion immer noch um 5,5 Prozent unter dem Vorkrisenjahr 2019. Umfragen signalisierten allerdings eine allmähliche Auflösung der Lieferengpässe, wie das Bundeswirtschaftsministerium betonte. "In Kombination mit dem hohen Auftragsbestand der Unternehmen deutet dies eine dynamische Entwicklung der Industriekonjunktur in den kommenden Monaten an."

Das sehen auch Ökonomen so. "Die Grundvoraussetzungen für ein kräftiges Anspringen der Industrieproduktion könnten kaum günstiger sein", sagte etwa der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, angesichts dicker Auftragsbücher. "Es bedarf einer nachhaltig besseren Versorgung mit Vorprodukten und Rohstoffen, damit die Industrieproduktion endlich das tun kann, was sie eigentlich soll - nämlich kräftig zulegen."

Im Dezember stellten Industrie, Bau und Energieversorger zusammen 0,3 Prozent weniger her als im Vormonat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einer Zunahme um 0,4 Prozent gerechnet. Im November war die Produktion noch um revidiert 0,3 Prozent gewachsen, nachdem zunächst ein Minus von 0,2 Prozent ermittelt worden war. Im gesamten Jahr 2021 lag die Produktion zwar um 3,0 Prozent höher als im ersten Corona-Jahr 2020, allerdings blieb sie immer noch um 5,5 Prozent niedriger als im Vorkrisenjahr 2019.

"AUTOBRANCHE LEGT KRÄFTIG ZU"

Es gibt allerdings auch einen Hoffnungsschimmer: Die Industrie allein weitete ihre Produktion im Dezember um 1,2 Prozent und damit den dritten Monat in Folge aus. Damit sei "eine positive Entwicklung sichtbar", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium dazu. Allerdings ergibt sich innerhalb der Industrie kein klares Bild. "Die im letzten Jahr so stark gebeutelte Automobilproduktion zog zum Jahresende erwartungsgemäß kräftig an, während andere Paradebranchen wie der Maschinenbau oder die Chemische Industrie Federn lassen mussten", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. Die Versorger erzeugten zum Jahresende 0,7 Prozent weniger als im Vormonat, während die Bauproduktion sogar um 7,3 Prozent nachgab. Letzteres dürfte zumindest teilweise an der Witterung gelegen haben, sagte Scheuerle.

Die deutschen Industriebetriebe sitzen derzeit zwar auf prall gefüllten Auftragsbüchern. In den vergangenen Monaten konnten die Bestellungen jedoch nicht wie gewohnt abgearbeitet werden - etwa wegen akuter Engpässe bei Vorprodukten wie Mikrochips, durch die beispielsweise die Autobranche ausgebremst wird. Der Materialmangel in der Industrie hat sich zu Jahresbeginn etwas entschärft: 67,3 Prozent der Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, wie das Ifo-Institut bei seiner Umfrage herausfand. Im Dezember waren es noch rund 82 Prozent. 2Es ist noch nicht abzusehen, ob dies eine Trendwende ist", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...