Weltwirtschaft

Kohle und Stahl: Der Donbass ist das industrielle Herz der Ukraine

Lesezeit: 2 min
22.02.2022 12:01  Aktualisiert: 22.02.2022 12:01
Die Donbass-Region verfügt über die siebtgrößten Kohlereserven der Welt und ist der 13. größte Stahlproduzent der Welt.
Kohle und Stahl: Der Donbass ist das industrielle Herz der Ukraine
Stahlwerke in der Ukraine. (Grafik: Ukrmetalurgprom)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Kohle ist ein Hauptrohstoff für fossile Brennstoffe, dessen Reserven den Bedarf an Energie und Industrie in der Ukraine für die nächsten 500 Jahre decken können. Die Ukraine hat die siebtgrößte Kohlereserve der Welt und die zweitgrößte in Europa bei etwa 34,4 Milliarden Tonnen, berichtet „Euracoal“. Andere Schätzungen gehen von 115 Milliarden Tonnen aus.

Die größten Kohlereserven des Landes befinden sich im Donbass-Becken und im Lemberg-Wolyn-Becken. Die beiden Lagerstätten beherbergen 95 Prozent der Kohlereserven in der Ukraine, wobei der Donbass 92,4 Prozent und das Lemberg-Wolyn-Becken 2,5 Prozent beherbergt. Über 30 Prozent der Reserven in den beiden Becken sind Kochkohle. Diese Reserven, die jährlich etwa 100 Millionen Tonnen Kohle produzieren, werden voraussichtlich etwa für 570 Jahre reichen.

Einige Kohlevorkommen befinden sich auch im Dnepr-Becken. Der Großteil der in der Ukraine produzierten Kohle ist für den heimischen Gebrauch bestimmt, insbesondere für die Stromerzeugung. Kohle machte etwa 44 Prozent des Brennstoffs für Energieerzeugungsunternehmen aus und war damit nach Kernenergie der zweitwichtigste Brennstoff.

Die größten ukrainischen Unternehmen im Osten der Ukraine gehören dem Oligarchen Rinat Achmetow. Er besitzt unter anderem die Kohlefirmen „Rovenkianthracite“ und „Sverdlovantratsit“. Nach Informationen von „Coal Age“ betreibt „Rovenkianthracite“ sechs und „Sverdlovanthracite“ fünf Kohleminen. Zudem gehört Ahmetow die Kohlemine „Komsomolets Donnbas“, die eine der größten Kohleminen des Landes ist.

Die Ukraine ist auch ein bedeutender Stahl- und Eisenerzproduzent. In den Jahren 2021 und 2020 produzierte es 21,4 Millionen Tonnen bzw. 20,6 Millionen Tonnen Rohstahl und war der 13. größte Stahlproduzent der Welt. Normalerweise werden 80 Prozent der Stahlproduktion exportiert. Im gleichen Zeitraum exportierte die Ukraine 44,4 Millionen Tonnen (2021) und 46,2 Millionen Tonnen (2020) Eisenerzprodukte und ist damit der fünftgrößte Eisenerzexporteur der Welt.

Yuri Dobrovolsky von „Ukrainian Industry Expertise“, ein Marktforschungs- und Beratungsunternehmen, führt über die aktuellen Spannungen in der Ost-Ukraine aus: „Es hängt alles vom Szenario ab, aber die Mehrheit der Unternehmen [der Stahlerzeugung und des Stahlrohstoffbergbaus] könnte betroffen sein, da über 90 Prozent von ihnen im Osten des Landes konzentriert sind.“

Nach Angaben von „S&P Platts“ haben die Spannungen bisher weder die Stahlpreise noch die Marktstimmung direkt beeinflusst. Handelsquellen gaben an, dass sie nichts von Problemen mit der Produktion oder dem Versand in die oder aus der Ukraine gehört hätten und die Situation im Allgemeinen nicht so schlimm sehen, dass sie die Beziehungen zu Russland oder der Ukraine abbrechen würden.

Der US-Analyst Brian Milakovsky führt aus, dass Kiew einen geringen Einfluss auf die Donbass-Region hat. Er teilte dem „Wilson Center“ mit: „Ich denke, wir befinden uns in einer Situation, in der die Ukraine gezwungen ist, in einem Szenario zu agieren, dessen Grundbedingungen von Russland vorgegeben werden, und insbesondere in letzter Zeit hat Russland gerade eine Unnachgiebigkeit und einen eskalierenden Charakter gezeigt, der die Ukraine zwingt, einfach ständig zu reagieren. Die Ukraine reagiert einfach immer auf den jüngsten Schachzug Russlands, und das schränkt die wirtschaftspolitische Gestaltungsmacht der Ukraine im Donbass wirklich ein. Und ich denke wirklich, dass die Ukraine alles tun muss, um sie zurückzuerobern, und das ist sehr schwierig.“


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Großer Betrugsfall im Nickel-Markt aufgeflogen – Börse stoppt Handel

Der Markt für das wichtige Industriemetall Nickel ist von einem großen Betrugsfall erschüttert worden – nicht zum ersten Mal.

DWN
Politik
Politik Polens Präsident warnt vor „Gleichschaltung“ in der EU

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat eine programmatische Rede zur Zukunft Europas gehalten.

DWN
Politik
Politik Schottlands neuer Regierungschef betont Ziel der Unabhängigkeit

Der zukünftige Regierungschef von Schottland, Humza Yousaf, macht sich für eine Unabhängigkeit von Großbritannien stark.

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenkrise: Investoren fliehen in Geldmarkt-Fonds

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise fürchten Anleger um ihre Einlagen und fliehen massiv in Geldmarkt-Fonds. Diese gelten als sicher und...

DWN
Politik
Politik Regierungskrise? Koalitionsausschuss ohne Ergebnisse vertagt

Innerhalb der Regierungskoalition herrschen Spannungen, die auch nach 20 Stunden Verhandlungen nicht gelöst wurden.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China und Saudi-Arabien intensivieren Energie-Kooperation

Der saudische Aramco-Konzern baut in China große Anlagen auf. Die Beziehung zu China sei strategischer Natur, so CEO Nasser.

DWN
Politik
Politik Russland stationiert Atomraketen in Weißrussland

Russland weitet seine nuklearen Kapazitäten auf das Territorium des Nachbarlands aus.

DWN
Politik
Politik Landesweite Massenproteste in Israel gegen Justizumbau

In Israel spitzen sich die Massendemonstrationen gegen die geplante Justizreform zu.