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Satellitenfirma: Russischer Konvoi nach Kiew ist 64 Kilometer lang

Lesezeit: 2 min
01.03.2022 08:58  Aktualisiert: 01.03.2022 08:58
Die russische Armee baut laut der US-Satellitenfirma Maxar einen Konvoi nach Kiew auf. Er besteht aus Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Militärmaterial.
Satellitenfirma: Russischer Konvoi nach Kiew ist 64 Kilometer lang
Dieses Satellitenbild soll das nördliche Ende eines Konvois russischer Fahrzeuge nordwestlich von Kiew zeigen. (Foto: picture alliance/dpa/Maxar Technologies/AP)
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Die russischen Angriffe in der Ukraine stehen möglicherweise vor einer neuen Eskalation: Russland habe einen massiven Militärkonvoi von 64 Kilometer Länge im Norden der Ukraine Richtung Kiew aufgebaut, berichtete die US-Satellitenfirma Maxar in der Nacht zu Dienstag. Der Konvoi bestehe aus Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und anderem Militärmaterial.

Russland verlegte einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax zufolge zudem Truppen aus dem äußeren Osten Russlands näher an Europa heran. Unterdessen stimmen sich westliche Regierungen erneut ab, wie man Russland weiter isolieren und zum Rückzug aus der Ukraine bewegen kann. Immer mehr europäische und amerikanische westliche Firmen ziehen sich aus Aktivitäten und Beteiligungen in Russland zurück.

Die US-Regierung bot der Ukraine nach Angaben des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba mehr militärische und finanzielle Hilfe an. Wie mehrere europäische Länder wird auch Australien die Ukraine nach Worten von Regierungschef Scot Morrison mit Waffenlieferungen unterstützen, und zwar in Höhe von rund 50 Millionen US-Dollar.

Die US-Regierung machte aber auch deutlich, dass sie nicht direkt in den Konflikt hineingezogen werden will. Eine Sprecherin des Weißen Hauses lehnte deshalb am Montagabend eine Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ab, eine Flugverbotszone über der Ukraine einzurichten. Dies würde den Einsatz von US-Militär bedeuten, sagte Präsidialamtssprecherin Jen Psaki. Die Soldaten könnten in einen direkten Konflikt und "potenziell einen Krieg" mit Russland verwickelt werden. "Das ist etwas, an dem wir uns nicht beteiligen wollen."

Russland hatte in den vergangenen Wochen weit mehr als 100.000 Soldaten an den Grenzen zur Ukraine zusammengezogen und vergangene Woche mit der Invasion begonnen. Die russische Führung behauptet, dass es ihr bei dem Angriff um die Zerstörung militärischer Kapazitäten im Nachbarland und das Ausschalten von Nationalisten gehe. Die ukrainische Regierung wirft Russland dagegen eine Besatzung vor, bei der gezielt auch zivile Ziele beschossen würden. Westliche Politiker sprechen von einem russischen Angriffskrieg.

Kämpfe werden etwa um die ostukrainische Stadt Mariupol und der zweitgrößten Stadt Charkiw gemeldet. Ukrainische Offizielle sprechen von dutzenden getöteten Zivilisten durch russische Artillerieangriffe. Überprüfen ließen sich die Berichte nicht. Am Montag sollen nach Angaben des regionalen Gouverneurs zudem Dutzende ukrainische Soldaten bei einem Angriff auf eine Militärbasis in der Stadt Ochtyrka getötet worden seien.

Wegen der Kämpfe sind immer mehr Menschen auf der Flucht. Seit der russischen Invasion der Ukraine seien inzwischen 350.000 Menschen von dort nach Polen gekommen, sagte der stellvertretende polnische Innenminister Maciej Wasik im Rundfunk. Allein in den vergangenen 24 Stunden hätten 100.000 Menschen die Grenze überquert. Die EU-Staaten hatten beschlossen, alle Flüchtlinge aufzunehmen. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wollte derweil einem Insider zufolge alle Beobachter aus der von Separatisten kontrollierte ostukrainischen Stadt Donezk zurückziehen.

Die westlichen Regierungen wollen sich heute weiter abstimmen, unter anderem beraten die G7-Finanzminister. Kanzler Olaf Scholz empfängt den luxemburgischen Regierungschef Xavier Bettel. Scholz hatte am Montagabend in einer Schalte mit dem US-Präsidenten, dem japanischen Ministerpräsidenten sowie einer Reihe europäischer Staats- und Regierungschefs über das weitere Vorgehen beraten.

Es wird erwartet, dass die Zahl der Unternehmen, die sich aus Russland zurückziehen, am Dienstag zunehmen dürfte, was der russischen Wirtschaft einen weiteren Schlag versetzen würde. Zahlreiche Firmen haben bereits Partnerschaften beendet oder ihre Lieferungen nach Russland eingestellt oder gekürzt.

Die USA folgten am Montag der EU und verhängten neue Sanktionen gegen die russische Zentralbank und andere Geldgeber. Am Wochenende wurden einige russischen Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen. Die russische Währung Rubel hat deshalb massiv an Wert verloren. Auch im Kulturbereich und im Sport werden vielfach Kontakte zu Russland abgebrochen, um das Land international zu isolieren.


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