Politik

EU verhängt Totalverbot für Investitionen in den russischen Energiesektor

Die EU hat ihre Maßnahmen gegen Russland in ihrem vierten Sanktionspaket deutlich verschärft.
15.03.2022 15:24
Aktualisiert: 15.03.2022 15:24
Lesezeit: 2 min
EU verhängt Totalverbot für Investitionen in den russischen Energiesektor
Ursula von der Leyen (CDU), Präsidentin der Europäischen Kommission. (Foto: dpa) Foto: Kenzo Tribouillard

Die EU hat weitere Sanktionen gegen Russland beschlossen.

Die Europäische Kommission führt in einer Mitteilung, die den Deutschen Wirtschaftsnachrichten vorliegt, aus:

„Die Europäische Kommission begrüßt die heutige Zustimmung des Rates zur Verabschiedung eines vierten Pakets restriktiver Maßnahmen gegen Russland als Reaktion auf seine brutale Aggression gegen die Ukraine und ihre Bevölkerung. Diese Sanktionen werden weiter dazu beitragen, den wirtschaftlichen Druck auf den Kreml zu erhöhen und seine Fähigkeit, seine Invasion in der Ukraine zu finanzieren, lähmen. Sie wurden mit internationalen Partnern, insbesondere den USA, koordiniert.

Die vereinbarten Maßnahmen sind folgende:

  • Ein vollständiges Verbot jeglicher Transaktionen mit bestimmten russischen Staatsunternehmen in verschiedenen Sektoren
  • Ein EU-Einfuhrverbot für Stahlprodukte, die derzeit unter Schutzmaßnahmen der EU stehen, was zu etwa 3,3 Milliarden Euro an entgangenen Exporteinnahmen für Russland führt. Zum Ausgleich werden erhöhte Einfuhrkontingente auf andere Drittländer verteilt.
  • Ein weitreichendes Verbot von Neuinvestitionen im gesamten russischen Energiesektor, mit begrenzten Ausnahmen für zivile Kernenergie und den Transport bestimmter Energieprodukte zurück in die EU.
  • Ein EU-Exportverbot für Luxusgüter (z. B. Luxusautos, Schmuck usw.) soll die russische Elite direkt treffen.
  • Darüber hinaus wurde die Liste der sanktionierten Personen und Organisationen um weitere mit dem Kreml verbundene Oligarchen und Wirtschaftseliten sowie in Militär- und Verteidigungsbereichen tätige Unternehmen erweitert, die die Invasion logistisch und materiell unterstützen. Es gibt auch neue Listen von Akteuren, die m Bereich der Desinformation aktiv sind.
  • Ein Verbot des Ratings Russlands und russischer Unternehmen durch EU-Ratingagenturen sowie der Erbringung von Ratingdienstleistungen für russische Kunden, was dazu führen würde, dass sie noch weiter den Zugang zu den Finanzmärkten der EU verlieren würden.“

Russlands Präsident Wladimir Putin gab sich vor wenigen Tagen angesichts westlicher Sanktionen demonstrativ gelassen. Bei einer Sitzung des russischen Kabinetts räumte das Staatsoberhaupt am 10. März 2022 zwar ein, die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen seien zu spüren. Die Nachfrage nach bestimmten Produkten werde steigen. Er betonte aber auch: „Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir all diese Probleme in Ruhe lösen werden.“ Die Menschen in Russland würden nach und nach verstehen, dass es keine Probleme geben werde, „die wir nicht abschließen und lösen können“. Putin bezeichnete erneut die Sanktionen als nicht rechtens. Russland aber werde seinen wirtschaftlichen Verpflichtungen nachkommen.

Finanzminister Anton Siluanow erklärte, die Regierung habe Maßnahmen ergriffen, um den Kapitalabfluss ins Ausland zu stoppen. Er kündigte an, Russland werde seine Auslandsschulden in der Landeswährung Rubel begleichen. „In den vergangenen zwei Wochen haben westliche Staaten im Kern einen wirtschaftlichen und finanziellen Krieg gegen Russland geführt“, sagte der Finanzminister. Wie Putin warf er dem Westen vor, seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen zu sein, indem er russische Gold- und Devisenreserven eingefroren habe, meldet „Reuters“. Zudem versuchten westliche Staaten, den russischen Außenhandel abzuwürgen. Vorrangig für Russland sei es nun, den heimischen Finanzmarkt zu stabilisieren.

Parallel zur Kabinettssitzung kündigte die Zentralbank Einschränkungen bei Devisen an. Demnach dürfen höchstens 5.000 Dollar in bar für Geschäftsreisen im Ausland - und nur dafür - verwendet werden. Industrieminister Denis Manturow setzte vorübergehend den Export von Dünger aus. Hintergrund ist offenbar die Furcht, steigende Düngemittel-Preise könnten auf Lebensmittelpreise durchschlagen. Ministerpräsident Michail Mischustin signalisierte Wirtschaftshilfen, um die Auswirkungen der Sanktionen zu lindern. So könne etwa der Bausektor unterstützt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...