Finanzen

Schwerer Kurseinbruch beim japanischen Yen

Der Wechselkurs des Yen ist zum US-Dollar auf ein 20-Jahres-Tief eingebrochen. Japans Zentralbank gerät unter massiven Druck.
28.04.2022 15:31
Aktualisiert: 28.04.2022 15:31
Lesezeit: 1 min
Schwerer Kurseinbruch beim japanischen Yen
Banknoten des Yen. (Foto: dpa) Foto: Jeon Heon-Kyun

Der japanische Yen steht an den Devisenmärkten unter Druck. Am Donnerstag mussten für einen US-Dollar bis zu 131 Yen gezahlt werden - so viel wie seit etwa zwanzig Jahren nicht mehr. Wie der Euro wird der Yen durch die Erwartung einer deutlichen geldpolitischen Straffung in den USA belastet. In Japan kommt die extrem lockere Ausrichtung der dortigen Notenbank hinzu, die auch nach ihrer jüngsten Zinssitzung in der Nacht auf Donnerstag keine Hinweise auf eine künftige Straffung erkennen lässt.

Die Zentralbank Japans gilt als jene Notenbank weltweit, die das Experiment einer extrem expansiven Geldpolitik auf die Spitze getrieben hat. Im Zuge der Eingriffe ist der Leitzins sogar unter die Nullmarke in den negativen Bereich gerutscht. Zudem kauft die Bank aggressiv Staatsanleihen und Aktien auf. Mehr als die Hälfte (!) aller japanischen Anleihen und Aktien wurden von ihr erworben, um die Kurse vor dem Kollaps zu bewahren und eine illusorische Wohlstandsblase aufrechtzuerhalten.

Seit einigen Wochen steigen die Renditen der Staatsanleihen jedoch, weil Beobachter nicht glauben, dass Japan seine ultraexpanive Geldpolitik in Zeiten hoher Inflation wird aufrechterhalten können.

Die Notenbank rechnet inzwischen mit einem deutlichen Anziehen der Preise, behält die geldpolitischen Zügel aber gelockert. Die Inflation dürfte im laufenden Fiskaljahr angesichts höherer Energie- und Rohstoffkosten bei einem zugleich schwachen Yen bei 1,9 Prozent liegen, gab die Bank of Japan (BoJ) am Donnerstag nach Abschluss zweitägiger Beratungen bekannt. Bislang war die BoJ davon ausgegangen, dass die Preis um 1,1 Prozent anziehen dürften. Die Wirtschaft dürfte nur um 2,9 Prozent und nicht wie zuvor erwartet um 3,8 Prozent wachsen, teilte die Zentralbank weiter mit.

Japanische Geschäftsbanken können sich damit weiter so gut wie kostenlos Geld bei der Notenbank besorgen. Kredite für Investitionen der Wirtschaft und für Verbraucher sollen weiter billig bleiben. Die BoJ ist eine der letzten Notenbanken, die noch nicht auf den Weg zur Normalisierung der Geldpolitik eingeschwenkt ist. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt spürt weiter die Folgen der Corona-Pandemie.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...