Finanzen

Warum sinkt der Goldpreis?

Der Goldpreis ist auf den niedrigsten Stand seit Mitte Februar gesunken, da Anleger steigende Zinsen erwarten. Doch die Macht der Fed über das Gold hat Grenzen.
03.05.2022 13:00
Lesezeit: 2 min
Warum sinkt der Goldpreis?
Der aktuelle Preisrückgang beim Gold ist vor allem auf das Manövrieren der Fed zurückzuführen. (Foto: dpa) Foto: Liu Jie

Der Goldpreis ist am Dienstag auf rund 1.850 Dollar pro Unze gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit Mitte Februar. Hintergrund sind der Anstieg des Dollars und die bevorstehende Zinsentscheidung durch die US-Notenbank Federal Reserve, wo eine deutliche Zinsanhebung erwartet wird.

Höhere Zinsen machen das Gold weniger attraktiv im Vergleich zu US-Staatsanleihen, die ebenfalls als sicherer Hafen gelten und nun voraussichtlich wieder höhere Zinsen zahlen, während Gold keine Zinsen zahlt.

Michael McCarthy, Chief Strategy Officer bei Tiger Brokers, Australien zufolge bestehen weitere Abwärtsrisiken für Gold. Aufgrund höherer Zinsen und stärkerem Dollar erwartet er nun sogar kurzfristig einen weiteren Preisrückgang auf 1.810 Dollar bis 1.790 Dollar, wie Reuters berichtet.

Der Dollar-Index liegt weiterhin in der Nähe seines 20-Jahres-Hochs. Dies macht das Gold für Käufer außerhalb der USA derzeit weniger attraktiv, da das Edelmetall hier vergleichsweise teuer ist.

So ist der Euro-Goldpreis zuletzt deutlich weniger zurückgegangen und liegt mit aktuell rund 1.770 Euro pro Unze gar nicht weit entfernt von seinem Allzeithoch von Anfang März. Hintergrund ist, dass der Euro auf ein Fünfjahrestief zum Dollar abgestürzt ist. Der Euro steht unter Druck, da die Sanktionen im Kampf gegen Russland das Wachstum in der Eurozone belasten.

In Japan ist der Goldpreis seit Jahresbeginn sogar um rund 16 Prozent gestiegen. Denn dort ist der Yen auf den schwächsten Stand zum Dollar seit 2002 fallen gefallen. Der Dollar schoss über die Schlüsselmarke von 130 Yen hinaus, nachdem die japanische Notenbank bekräftigt hatte, die Zinssätze extrem niedrig halten zu wollen. Sie versprach, täglich unbegrenzte Mengen an Anleihen zu kaufen.

Der schwache Euro und der sogar noch schwächere Yen trugen dazu bei, dass der Dollar-Index auf den höchsten Stand seit Dezember 2002 gestiegen ist. Dieser Index stellt die US-Währung einem Korb anderer Währungen gegenüber.

Der Dollar profitiert von der Erwartung, dass die Fed die Zinsen schneller anheben wird als die anderen Zentralbanken. Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen, der entscheidenden Messlatte im Rentenmarkt, sind am Montag bereits über die psychologisch wichtige Marke von 3 Prozent gestiegen - zum ersten Mal seit Dezember 2018.

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank wird im Laufe des Dienstags seine Zinssitzung beginnen. Dabei wird der Ausschuss den Leitzins voraussichtlich um einen halben Prozentpunkt anheben. Am Mittwoch wird die Entscheidung bekanntgegeben.

Die Fed hatte ihren Leitzins im März bereits um 25 Basispunkte angehoben. Bald könnte sie zudem damit beginnen, ihre Bestände an Vermögenswerten abzubauen, um die steigende Inflation einzudämmen.

"Es wird erwartet, dass die Fed die Zinssätze am 4. Mai um 50 Basispunkte anhebt. Diese Nachricht hat sich seit Wochen angekündigt und ist der Hauptgrund für den Ausverkauf von Gold im letzten Monat", schreibt der Analyst James Hyerczyk. Seiner Ansicht nach könnte die Fed den Goldpreis sogar noch weiter nach unten treiben.

Doch Hyerczyk weist darauf hin, dass die US-Notenbank mit ihrer angekündigten geldpolitischen Straffung möglicherweise auch zu weit gehen könnte, "was die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im weiteren Verlauf des Jahres erhöhen würde".

Eine Rezession im weiteren Jahresverlauf könnte seiner Ansicht nach dazu führen, dass Spekulanten im großen Stil ihre Leerverkäufe decken müssen, was in der Folge eine "bedeutende Rallye" des Goldpreises auslösen würde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsplatz 2030: Wie KI Bürojobs neu definiert
09.12.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in den Büroalltag...

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....