Deutschland

Produktion in Deutschland mit stärkstem Einbruch seit Beginn der Corona-Krise

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist die deutsche Produktion so stark eingebrochen wie seit April 2020 nicht mehr. Ökonomen sagen, der Frühjahrsaufschwung fällt aus.
06.05.2022 10:06
Lesezeit: 1 min
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Die Serie schlechter Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft infolge des Kriegs in der Ukraine reißt nicht ab: Nach Exporten, Einzelhandelsumsätzen und Industrieaufträgen brach im März auch die Produktion ein – und das gleich viermal so stark wie erwartet. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im März zusammen 3,9 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

"Einen stärkeren Rückgang hatte es zuletzt zu Beginn der Corona-Krise im April 2020 gegeben", hieß es dazu. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet, nachdem es im Februar, als gegen Ende des Monats Russland seinen Angriff auf die Ukraine begonnen hatte, noch zu seinem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gereicht hatte.

"Nach zuletzt fünf Anstiegen in Folge hat die Industrieproduktion dadurch einen herben Dämpfer erfahren – vor allem bedingt durch den russischen Krieg in der Ukraine", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Einerseits sei Deutschland als Exportnation überproportional von den Handelssanktionen gegenüber Russland betroffen. Andererseits seien auch wichtige Waren im Produktionsprozess durch den Krieg in der Ukraine knapp geworden. "So machten fehlende Kabelbäume dem Kfz-Bereich zu schaffen", erläuterte das Ministerium.

"WEITER NACH UNTEN"

Eine rasche Trendwende erwarten Ökonomen nicht. "In den kommenden Monaten dürfte es mit der Industrieproduktion tendenziell weiter nach unten gehen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Einerseits lasse die Null-Corona-Politik Chinas den Nachschub für die Industrie stocken. Zum anderen verunsichere Wladimir Putins Angriffskrieg hierzulande Verbraucher wie Unternehmen. "Wegen der Schwäche in der Industrie dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt trotz der Lockerung der Corona-Beschränkungen im zweiten Quartal nur stagnieren", sagte Krämer voraus.

"Das Konjunkturumfeld bleibt außergewöhnlich schwierig", meint auch LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. "Hohe Rohstoffpreise und Störungen der Lieferketten machen der Industrie auf der Angebotsseite das Leben schwer, nachfragseitig belasten die Inflation sowie die Unsicherheit infolge des Kriegs in der Ukraine, demnächst wohl auch noch Zinserhöhungen."

Die Industrie allein drosselte ihren Ausstoß diesmal um 4,6 Prozent, während das Baugewerbe gegen den Trend um 1,1 Prozent wuchs. Im Bereich Energie brach die Produktion um 11,4 Prozent ein. "Hier haben die hohen Preise zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage geführt", erklärte das Wirtschaftsministerium.

Die Industrieunternehmen sammelten im März vor allem wegen eines schwachen Auslandsgeschäfts 4,7 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat. Das ist der stärkste Einbruch seit Oktober 2021. Viele Industriebetriebe berichten von Knappheiten: Drei von vier Firmen klagten im April über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, wie das Ifo-Institut herausfand.

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