Kaum zu glauben: Auf dem rund 384.400 Kilometer von der Erde entfernten Mond soll es in wenigen Jahren ein schnelles Breitbandnetz geben. Während auf der Erde noch viele Regionen von ihm abgeschnitten sind, soll das Internet auf dem Mond flächendeckend vorhanden sein.
Hinter diesem Projekt steckt das spanisch-deutsche Unternehmen "Plus Ultra" mit Sitz in Madrid, das in erster Linie aus weltraumerfahrenen Managern besteht. Die Idee: Acht Satelliten, die untereinander vernetzt sind, sollen spätestens von 2028 an den Mond umkreisen und per Funk und über Laserstrahlen mit der Erde verbunden sein.
Dieser Satellitenschwarm mit dem wohlklingenden Namen "Harmony" soll dann auf dem Mond und in einer Umlaufbahn bis zu 1000 Kilometer von der Oberfläche entfernt, ein Breitbandnetz mit bis zu 100 Mbit Verbindungsgeschwindigkeit für jeden Nutzer aufspannen. Zum Vergleich: Ein solches Tempo ist in Deutschland derzeit theoretisch für 94,5 Prozent aller Haushalte verfügbar. Vorgesehen ist zudem eine Art hochpräzises GPS-Navigationssystem für den Erdtrabanten.
Damit will das Unternehmen in den in den nächsten zehn Jahren geschätzten 100 bis 140 Mondmissionen einen Internetzugang ermöglichen. Neben der Unterstützung wissenschaftlicher Projekte soll selbst der Mondtourist auf seinem interplanetaren Ausflug nicht auf das Internet verzichten müssen.
"Jede Mission, die größer als eine einfache Mondlandung ist, wird die neuen Dienste brauchen, um Ausrüstung abzusetzen, Rohstoffe zu erschließen oder abzubauen", schreibt Firmenchef und Gründer Carlos Manuel Entrena Utrilla in einem Blogeintrag des Unternehmens. Dazu kommt: „Die USA planen mit dem Artemis-Programm der NASA, bemannte Mondmissionen und eine dauerhafte Präsenz auf der Mondoberfläche“, sagt Matthias Wachter, Abteilungsleiter beim Industrieverband BDI für Internationale Zusammenarbeit, Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt. "Eine Satelliten-Konstellation für die Kommunikation ist damit ein sinnvolles Projekt."
Nach Angaben des deutsch-spanischen Unternehmens wäre "Harmony" weitaus kostengünstiger und risikoärmer als eine Steuerung der Anlagen von der Erde aus. Zudem wäre die Rückseite des Mondes dauerhaft erreichbar.
Zu den Kosten von "Harmony" will sich Plus Ultra nicht äußern. Nur soviel: Das Projekt des Unternehmens, das derzeit nicht mehr als zehn Mitarbeiter zählt, ist zu 100 Prozent privat finanziert.
Unklar ist noch, von wo aus der fertige Satellitenschwarm gesteuert werden soll. Im Gespräch sind für das zentrale Kontrollzentrum Entrena Utrilla zufolge Spanien, Luxemburg und Deutschland. Das Netz wird 2027/28 fertig sein, der erste Satellit Ende 2023 ins All starten. Plus Ultra hat dazu gerade einen Vertrag mit den deutschen Raketenbauern der Rocket Factory Augsburg (RFA) geschlossen, einem Tochterunternehmen des Raumfahrtkonzerns OHB aus Bremen.
Die Beratungsfirma Euroconsult schätzt den Markt der New-Space-Industrie zwischen 2021 und 2030 auf 54 Milliarden Euro.