Technologie

Schnelles Internet auf dem Mond geplant

Auf dem Mond soll es künftig ein Internet geben, das im Unterschied zum Netz auf der Erde flächendeckend sein soll.
28.05.2022 09:09
Lesezeit: 1 min

Kaum zu glauben: Auf dem rund 384.400 Kilometer von der Erde entfernten Mond soll es in wenigen Jahren ein schnelles Breitbandnetz geben. Während auf der Erde noch viele Regionen von ihm abgeschnitten sind, soll das Internet auf dem Mond flächendeckend vorhanden sein.

Hinter diesem Projekt steckt das spanisch-deutsche Unternehmen "Plus Ultra" mit Sitz in Madrid, das in erster Linie aus weltraumerfahrenen Managern besteht. Die Idee: Acht Satelliten, die untereinander vernetzt sind, sollen spätestens von 2028 an den Mond umkreisen und per Funk und über Laserstrahlen mit der Erde verbunden sein.

Dieser Satellitenschwarm mit dem wohlklingenden Namen "Harmony" soll dann auf dem Mond und in einer Umlaufbahn bis zu 1000 Kilometer von der Oberfläche entfernt, ein Breitbandnetz mit bis zu 100 Mbit Verbindungsgeschwindigkeit für jeden Nutzer aufspannen. Zum Vergleich: Ein solches Tempo ist in Deutschland derzeit theoretisch für 94,5 Prozent aller Haushalte verfügbar. Vorgesehen ist zudem eine Art hochpräzises GPS-Navigationssystem für den Erdtrabanten.

Damit will das Unternehmen in den in den nächsten zehn Jahren geschätzten 100 bis 140 Mondmissionen einen Internetzugang ermöglichen. Neben der Unterstützung wissenschaftlicher Projekte soll selbst der Mondtourist auf seinem interplanetaren Ausflug nicht auf das Internet verzichten müssen.

"Jede Mission, die größer als eine einfache Mondlandung ist, wird die neuen Dienste brauchen, um Ausrüstung abzusetzen, Rohstoffe zu erschließen oder abzubauen", schreibt Firmenchef und Gründer Carlos Manuel Entrena Utrilla in einem Blogeintrag des Unternehmens. Dazu kommt: „Die USA planen mit dem Artemis-Programm der NASA, bemannte Mondmissionen und eine dauerhafte Präsenz auf der Mondoberfläche“, sagt Matthias Wachter, Abteilungsleiter beim Industrieverband BDI für Internationale Zusammenarbeit, Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt. "Eine Satelliten-Konstellation für die Kommunikation ist damit ein sinnvolles Projekt."

Nach Angaben des deutsch-spanischen Unternehmens wäre "Harmony" weitaus kostengünstiger und risikoärmer als eine Steuerung der Anlagen von der Erde aus. Zudem wäre die Rückseite des Mondes dauerhaft erreichbar.

Zu den Kosten von "Harmony" will sich Plus Ultra nicht äußern. Nur soviel: Das Projekt des Unternehmens, das derzeit nicht mehr als zehn Mitarbeiter zählt, ist zu 100 Prozent privat finanziert.

Unklar ist noch, von wo aus der fertige Satellitenschwarm gesteuert werden soll. Im Gespräch sind für das zentrale Kontrollzentrum Entrena Utrilla zufolge Spanien, Luxemburg und Deutschland. Das Netz wird 2027/28 fertig sein, der erste Satellit Ende 2023 ins All starten. Plus Ultra hat dazu gerade einen Vertrag mit den deutschen Raketenbauern der Rocket Factory Augsburg (RFA) geschlossen, einem Tochterunternehmen des Raumfahrtkonzerns OHB aus Bremen.

Die Beratungsfirma Euroconsult schätzt den Markt der New-Space-Industrie zwischen 2021 und 2030 auf 54 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Frankreichs Schulden bedrohen Europa: Kommt jetzt die Eurokrise zurück?
23.11.2025

Steigende Zinsen, explodierende Schulden, nervöse Märkte: Europa erlebt ein gefährliches Déjà-vu. Immer mehr Experten warnen vor einer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...