Politik

NRW: Wahlbeteiligung sackt deutlich ab

Die niedrige Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen wirft Fragen auf.
16.05.2022 14:00
Aktualisiert: 16.05.2022 14:47
Lesezeit: 1 min

Die historisch niedrige Beteiligung an der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hat in Politiker-Kreisen Besorgnis ausgelöst. «Die dramatisch niedrige Wahlbeteiligung verweist auf erschreckende Defizite unserer Demokratie und ist ein ernstes Warnsignal», sagte DGB-Landeschefin Anja Weber. «Wir müssen uns um unsere Demokratie und Chancengleichheit kümmern, und Politik muss die Schwächsten der Gesellschaft endlich wieder in den Fokus rücken und die soziale Spaltung überwinden», forderte die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbund NRW am Montag.

Nach Angaben des Landeswahlleiters fiel die Wahlbeteiligung mit nur 55,5 Prozent auf den niedrigsten Stand überhaupt bei einer Landtagswahl in NRW. 2017 hatten noch 65,2 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben, bei der Bundestagswahl im Herbst 2021 waren es 76,4 Prozent

Grünen-Landeschefin Mona Neubaur sagte in Berlin zur niedrigen Beteiligung: «Das ist kein gutes Zeichen in diesen Zeiten, die geprägt sind von Krisen.» Laut WAZ gehörte der Essener Norden zu den Regionen mit besonders geringer Stimmabgabe - einer Beteiligung von nur rund 35 Prozent in einigen Stadtteilen. Dort fühlten sich viele Menschen abgehängt, zitierte die WAZ eine örtliche Interessensgemeinschaft.

Auch CDU-Chef Friedrich Merz hat sich besorgt über die deutlich gesunkene Wahlbeteiligung geäußert. Dies müsse alle demokratischen Parteien besorgen, sagt er nach den CDU-Gremiensitzungen. Auch die CDU habe in NRW 180.000 Wählerinnen und Wähler an das Nichtwähler-Lager verloren und damit das eigentlich mögliche Potenzial der Partei nicht ausgeschöpft.

Nach Ansicht eines Politologen ist die geringe Wahlbeteiligung von nur 55,5 Prozent auch auf eine mangelnde Mobilisierung der Bürger und auf die Kandidaten zurückzuführen. Zwar seien die Gründe für die extrem niedrige Beteiligung schwer einzuschätzen, es habe aber nicht an einer allgemeinen Wahlmüdigkeit gelegen, sagte der Politik-Professor Klaus Schubert von der Uni Münster der Deutschen Presse-Agentur. «Sie ist spezifisch auf den Wahlkampf der Parteien und auf die Kandidaten zurückzuführen.»

Vor allem die SPD habe ihre Klientel schlecht mobilisieren können. Womöglich sei es hier auch ein Fehler gewesen, dass SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty gegen Ende des Wahlkampfes noch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eingebracht habe. Scholz werde von manchen als «eher schwach und wenig entscheidungsfreudig» angesehen. «Das mag einige aus der SPD-Klientel abgehalten haben, abzustimmen», meinte Schubert in einer ersten Analyse kurz nach der Landtagswahl.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Frankreichs Schulden bedrohen Europa: Kommt jetzt die Eurokrise zurück?
23.11.2025

Steigende Zinsen, explodierende Schulden, nervöse Märkte: Europa erlebt ein gefährliches Déjà-vu. Immer mehr Experten warnen vor einer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...