Politik

Zwei Brüder im Geiste: Russland kämpft in der Ukraine - China probt den Krieg

Während der Ukraine-Krieg Europa in Atem hält, fährt China in den Gewässern des Pazifiks schwere Geschütze auf.
Autor
20.05.2022 13:24
Aktualisiert: 20.05.2022 13:24
Lesezeit: 1 min
Zwei Brüder im Geiste: Russland kämpft in der Ukraine - China probt den Krieg
Xi Jinping (l) und Vladimir Putin: Zwei Autokraten und geschichtliche Imperialisten (Foto: dpa)

Unter dem Radar: Während die deutschen Medien vorwiegend über den Ukraine-Konflikt berichten, braut sich in den Gewässern des westlichen Pazifiks von der europäischen Öffentlichkeit mehr oder minder unbemerkt eine gefährliche Brühe zusammen. China und die USA fahren im wahrsten Sinne des Wortes schwere Geschütze auf. Als wollten sie sich auf hoher See die Klinke in die Hand drücken: Der Zerstörer "Lhasa", Chinas größtes Kriegsschiff, auf der einen Seite, der Flugzeugträger "USS Ronald Reagan" auf der anderen. Beide Kriegsschiffe sind unterwegs im Namen der Interessen, die ihre jeweilige Nation in Taiwan verfolgt.

Die eine blickt mit Argusaugen auf den 180 Kilometer vom asiatischen Festland entfernten Inselstaat, mit dem Ziel ihn sich einzuverleiben, die andere, um ihn im Namen der Freiheit und demokratischer Werte zu verteidigen.

Die Parallelen zum jetzigen Ukraine-Konflikt sind offensichtlich, eine weitere Eskalation ist alles andere als auszuschließen.

Abgesehen von der Muskelschau auf hoher See, schielen die Machthaber in Peking gespannt auf das Geschehen in der Ukraine. Nach außen hin als Verbündeter oder zumindest Unterstützer Russlands, inoffiziell als ein möglicher Nutznießer eines militärischen Scheiterns Moskaus - denn je geschwächter Russland ist, desto mehr kann China seine Macht in Asien ausbreiten.

Zwar hat Vladimir Putin seinem Bruder im Geiste Xi Jinping den Gefallen getan, den Überall auf die Ukraine auf die Zeit nach Beendigung der Olympischen Spiele zu verschieben. Allerdings dürfte Xi Jinping doch das Gefühl haben, dass ihm sein Alter Ego irgendwie in die Parade gefahren ist, seinen Interessen geschadet hat.

Schließlich dürfte die militärische Gegenwehr der Ukrainer und die geschlossene Reaktion der Nato und EU ihm nämlich aufgezeigt haben, dass der Westen durchaus in der Lage ist, mit einem - eigentlich verloren geglaubten - militärischen Willen „biblischen“ Großmachtphantasien zu begegnen.

Angesichts dieser geänderten Situation sind wohl auch die chinesischen Machthaber gezwungen, die Risiken einer eventuellen Invasion Taiwans neu zu bewerten. Putin sei Dank, der zumindest eine unverzügliche Eskalation in chinesischen Gewässern mit der Asche zerstörter ukrainischer Häuser zu verhindern scheint.

Zumindest würde es zum politischen Kalkül Chinas passen, so lange in den Startlöchern zu verharren, bis sich die Situation in der Ukraine beruhigt hat. Oder aber: Xi Jinping legt einen Einfall in das Nachbarland endgültig ad acta. Des Friedens willens und noch viel mehr, um den wirtschaftlichen Aufschwung Chinas nicht zu gefährden. Irgendwie würden sich dann aber die zwei Brüder im Geiste doch voneinander unterscheiden. Und ob das wirklich der Fall ist?

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...