Finanzen

Globale Aktienmärkte: Ausverkauf nimmt Fahrt auf

Nach einem schwachen Wochenausklang geht der Ausverkauf an den weltweiten Aktienmärkten am Montag weiter.
13.06.2022 10:00
Aktualisiert: 13.06.2022 10:06
Lesezeit: 3 min
Globale Aktienmärkte: Ausverkauf nimmt Fahrt auf
Ein Händler an der New Yorker Börse. (Foto: dpa) Foto: John Minchillo

Aus Furcht vor einer Rezession fliehen Anleger aus dem US-Aktienmarkt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones fiel zur Eröffnung am Montag um rund zwei Prozent. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq rutschten um jeweils rund drei Prozent ab. Mit 3795,14 beziehungsweise 10.980,66 Punkten notierten sie so niedrig wie zuletzt vor etwa eineinhalb Jahren.

Nervös machte Investoren vor allem eine Entwicklung am Anleihemarkt, die einen nahenden Konjunkturabschwung signalisiert. Dort warfen zweijährige Staatsanleihen mit 3,25 Prozent so viel ab wie zuletzt vor 14-1/2 Jahren und mehr als ihre zehnjährigen Pendants. Diese rentierten bei 3,155 Prozent. Dieses Phänomen, inverse Zinskurve genannt, gilt als Vorbote einer Rezession.

"Die Verbraucherpreise haben ihren Höhepunkt noch nicht erreicht", sagte Anlagestratege Kenneth Broux von der Bank Societe Generale. Da die Geldpolitik sei in den meisten Industriestaaten noch zu locker sei, würden laufend die Erwartungen über das Tempo der Zinserhöhungen und das Zielniveau nach oben angepasst. Investoren befürchten, dass die US-Notenbank Fed mit drastischen Zinserhöhungen die Konjunktur abwürgt.

Vor diesem Hintergrund warfen Investoren unter anderem Finanzwerte aus den Depots. Die Aktien von Bank of America, Citigroup oder JPMorgan fielen um jeweils zwei Prozent.

Deutscher Aktienmarkt in den roten Zahlen

Am Aktienmarkt geht am Montag der Ausverkauf weiter. Angesichts einer hohen Inflation, Zinsangst und damit verbundenen Rezessionssorgen scheint keine Besserung in Sicht. Der Dax verlor am Nachmittag 1,84 Prozent auf 13 508 Punkte. Das Mai-Tief von 13 380 Punkten ist nahe. In seinen jüngst erst überwundenen Abwärtstrend seit Jahresanfang ist der Dax nun wieder zurückgefallen.

Der MDax büßte zuletzt 2,52 Prozent auf 28 044 Zähler ein. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx lag klar im Minus mit 2,1 Prozent.

Am Mittwoch steht die nächste Zinssitzung der US-Notenbank Fed auf der Agenda, bei der weitere geldpolitische Straffungen als ausgemacht gelten. Entscheidend dürfte aber sein, ob die Währungshüter noch stärker aufs Tempo drücken als bisher erwartet. Die Fed stemmt sich gegen die sehr hohe Teuerung, die jüngst auf den höchsten Stand seit rund 40 Jahren gestiegen war.

Als zusätzliche Sorge kommen drohende Lockdowns in China hinzu, wo am Wochenende in Peking und Shanghai wegen erneuter Corona-Ausbrüche Massentests durchgeführt wurden. Die Befürchtung ist, dass die Covid-Strategie der Wirtschaft und den globalen Lieferketten weiter schadet.

Weiter abwärts auf ein Tief seit dem Frühjahr 2017 ging es am Montag für TAG Immobilien. Zuletzt verloren die auf dem letzten Platz im MDax liegenden Titel fast zehn Prozent. Auch andere Immobilienwerte waren sehr schwach. Die Branche belasten die steigenden Zinsen. Immobilienfinanzierungen werden dadurch teurer. Rheinmetall gewannen 1,9 Prozent.

Aktien aus dem Stahlsektor gaben stärker nach als der Gesamtmarkt. Die Titel von Thyssenkrupp und Salzgitter verloren bis zu 6,6 Prozent. Händler verwiesen neben den allgemeinen Konjunktursorgen auf die Gefahr von Arbeitsniederlegungen in der Stahlindustrie.

Bayer kamen im Dax mit plus 0,2 Prozent recht gut davon. Hier warten die Anleger auf eine wohl unmittelbar bevorstehende Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in den USA im Glyphosat-Streit. Infineon sackten um fast sieben Prozent ab, die Konjunktursorgen belasteten erneut Techwerte deutlich.

Der Euro stand weiter unter Druck. Zu Wochenbeginn fiel die Gemeinschaftswährung deutlich unter die Marke von 1,05 US-Dollar. Am Nachmittag kostete sie 1,0469 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag noch gut einen Cent höher auf 1,0578 Dollar festgelegt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,31 Prozent am Freitag auf 1,47 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,96 Prozent auf 131,79 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,75 Prozent auf 145,80 Punkte.

Aktienmärkte in Fernost im Minus

Belastet von US-Inflations- und Konjunkturdaten waren zuvor die wichtigsten Aktienmärkte in Fernost mit deutlichen Verlusten in die neue Woche gestartet. Damit folgten sie den sehr negativen Vorgaben der US-Handelsplätze. Dort war der Dow-Jones-Index am Freitag um rund 2,7 Prozent gefallen, der technologielastige Nasdaq-100-Index gar um mehr als 3,6 Prozent. Corona-Lockdowns in mehreren Teilen Schanghais drückten ebenfalls auf die Stimmung. Die australische Börse blieb am Montag feiertagsbedingt geschlossen.

In Japan büßte der Leitindex Nikkei 225 3,0 Prozent auf 26 987 Punkte ein. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen des chinesischen Festlands fiel um 1,1 Prozent auf 4190 Zähler. Der Hang-Seng-Index in Hongkong verlor zuletzt 3,2 Prozent auf 21 103 Punkte.

Die unerwartet hohe Inflation in den USA im Mai dürfte die US-Notenbank (Fed) davon überzeugt haben, ihre Pläne zur aggressiven Anhebung der Leitzinsen durchzusetzen, hieß es am Markt. Die Fed wird ihre jüngste geldpolitische Entscheidung an diesem Mittwoch bekannt geben. Bislang war allgemein erwartet worden, dass die Zinssätze um weitere 0,50 Prozentpunkte steigen. Die jüngsten Preisdaten hätten nun die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Fed die Zinsen um 0,75 Punkte anhebt, sagte Volkswirt Michael Pearce von Capital Economics.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...