Wirtschaft

Wegen westlicher Sanktionen: Russland exportiert Rekordmengen Kohle nach Indien

Wegen der westlichen Sanktionen benötigt Russland neue Absatzmärkte für seine Rohstoffe. So werden Öl und Kohle nun im großen Stil nach Indien exportiert.
18.06.2022 17:52
Lesezeit: 1 min

Angesichts westlicher Sanktionen baut Russland Insidern zufolge zu Dumpingpreisen sein Rohstoffgeschäft mit Indien aus. Das nach Bevölkerung zweitgrößte Land der Welt hat seine Kohle- und Ölimporte aus Russland zuletzt binnen Jahresfrist vervielfacht, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus internen Daten der indischen Regierung ersehen konnte.

Russische Rohstoffhändler verkaufen indischen Abnehmern Kohle mit Rabatten von bis zu 30 Prozent, wie mehrere Insider zu Reuters sagten. Der russisch-indische Kohlehandel dürfte auch im Juni florieren, wie Schifffahrtsdaten auf Refinitiv Eikon zeigen.

Die westlichen Sanktionen gegen Russland nach dessen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar haben viele Kohle- und Ölimporteure dazu veranlasst, den Handel mit Moskau zu meiden. In der Folge ist Russland bereits im Mai zum zweitgrößten Öllieferanten Indiens aufgestiegen, vor dem Irak und hinter Saudi-Arabien.

Denn russisches Öl wird an den Märkten aufgrund der gesunkenen Nachfrage mit Rekordabschlägen gegenüber anderen Sorten gehandelt. Indische Raffinerien, die zuvor die hohen Transportkosten für russisches Öl scheuten, greifen seitdem zu. Indien, das auch einen großen Teil seiner Waffen aus Russland bezieht, bemüht sich um eine neutrale Haltung zum Ukraine-Krieg.

Den indischen Regierungsdaten zufolge stieg der Wert der indischen Ölimporte aus Russland zuletzt binnen Jahresfrist um mehr als das 31-Fache auf 2,22 Milliarden Dollar. Verglichen wurden dabei ein 20-Tages-Zeitraum bis zum vergangenen Mittwoch und der entsprechende Zeitraum im vergangenen Jahr. In der gleichen Periode kletterte der Wert der indischen Einfuhren von Kohle und damit zusammenhängenden Erzeugnissen um mehr als das Sechsfache auf 331,17 Millionen Dollar.

Einem Insider zufolge freuen sich indische Abnehmer wie Kraftwerksbetreiber und Zementhersteller über ein Entgegenkommen ihrer russischen Lieferanten, die sogar auf die übliche Bezahlung in Dollar verzichteten.

"Die russischen Händler sind großzügig bei den Zahlungswegen und akzeptieren auch die indische Rupie und den Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate", sagte der Eingeweihte. "Die Preisnachlässe sind attraktiv, und dieser Trend höherer Kohleimporte aus Russland wird sich fortsetzen."

Ableger russischer Kohlehändler wie Suek AG, KTK und Carbo One in Dubai, Singapur und anderswo gewährten Preisnachlässe von 25 bis 30 Prozent, sagten mehrere Insider.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik EU plant Ukraine-Hilfe: Kann Russlands eingefrorenes Vermögen helfen?
13.11.2025

Die Europäische Union steht vor einer heiklen Entscheidung: Sie will die Ukraine weiterhin finanziell unterstützen, sucht jedoch nach...

DWN
Politik
Politik Zollfreigrenze in der EU: Billigwaren künftig ab dem ersten Euro zollpflichtig
13.11.2025

Billige Online-Waren aus Asien könnten bald teurer werden. Die EU plant, die 150-Euro-Freigrenze für Sendungen aus Drittländern...

DWN
Politik
Politik EU-Politik: Fall der Brandmauer öffnet Tür für Konzernentlastungen
13.11.2025

Das EU-Parlament hat das Lieferkettengesetz deutlich abgeschwächt. Künftig sollen nur noch sehr große Unternehmen verpflichtet sein,...

DWN
Politik
Politik Wehrdienst-Reform: Union und SPD einigen sich auf Kompromiss
13.11.2025

Union und SPD haben ihren Streit über den Wehrdienst beigelegt – und ein Modell beschlossen, das auf Freiwilligkeit setzt, aber eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Google: Milliardenstreits um Marktmissbrauch
13.11.2025

Google steht erneut unter Druck: Die Preissuchmaschine Idealo verlangt Milliarden, weil der US-Konzern angeblich seit Jahren seine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Stabilisierungsversuch nach Kursverlusten
13.11.2025

Nach der kräftigen Korrektur in den vergangenen Tagen zeigt sich der Bitcoin-Kurs aktuell moderat erholt – was steckt hinter dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gender Pay Gap in der EU: Was die neue Richtlinie wirklich fordert
13.11.2025

Die EU hat mit der Richtlinie 2023/970 zur Gehaltstransparenz die Gender Pay Gap im Fokus. Unternehmen stehen vor neuen Pflichten bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Telekom-Aktie: US-Geschäft treibt Umsatz trotz schwachem Heimatmarkt
13.11.2025

Die Telekom-Aktie profitiert weiter vom starken US-Geschäft und einer angehobenen Jahresprognose. Während T-Mobile US kräftig wächst,...