Deutschland

Bauernproteste: Beginn eines "heißen" Herbstes

Lesezeit: 2 min
31.08.2022 15:00
Die deutschen Bauern gehen wieder auf die Straße und protestieren gegen aus Brüssel kommende Vorschläge der EU-Kommission.
Bauernproteste: Beginn eines "heißen" Herbstes
Die Bauern demonstrieren bundesweit gegen aus Brüssel kommende Vorschläge, die sie in ihrer Arbeit behindern. (Foto: dpa)
Foto: Julian Stratenschulte

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am heutigen Mittwoch geht’s los: Die deutschen Landwirte planen von Hamburg bis Würzburg landesweite Protestkundgebungen, die den ganzen Herbst andauern sollen. Der Grund: Die aus Brüssel kommenden Vorschläge der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Landwirtschaftsschutzgebieten einzuschränken.

„Wir werden uns mit Landwirten von anderen Ländern kurzschließen und zusammen nach Brüssel fahren“, so die Kampfansage von Antony Robert Lee, Bauer aus Niedersachsen und Bundessprecher des Vereins Landwirtschaft verbindet Deutschland, kurz LsVD, genannt.

Die Anliegen der Bauern

Bei den Protesten geht es um zweierlei Anliegen. Zum einen möchten die Bauern, die Zivilbevölkerung darauf aufmerksam machen, dass die aus Brüssel kommenden Vorschläge die Versorgungssicherheit in Deutschland gefährdeten. Zum anderen geht’s darum, Druck auf die deutschen Politiker auszuüben, damit der „Wahnsinn in Brüssel“, so Lee ein Ende hat.

Auch bemängelt der Bundessprecher des Vereins, dass die öffentlich-rechtlichen Medien kaum über die an den Bauern vorbeigehende Landwirtschaftspolitik aufklären. Denn: Neben einer Gefährdung der Versorgungssicherheit des Landes, würde eine derartige Einschränkung auch die Existenz einzelner Bauern bedrohen.

Abgesehen davon, so Lee, „sieht man gerade jetzt, wohin das führt, wenn man sich in der Beschaffung von Rohstoffen zu sehr in Abhängigkeiten begibt.“ Und: Die Landwirte sind nicht die Umweltverschmutzer Nummer eins, sondern gingen sehr wohl auf Themen wie Artenschutz, Umweltschutz und Innovation ein.

Der Widerstand gegen die Kommissionsvorschläge beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Bauern, sondern auch aus den Reihen der deutschen Ampel-Koalition mehren sich verstärkt Stimmen, die sich gegen das geplante Verbot von Pflanzenschutzmitteln der EU-Kommission einsetzen.

Farm-to-Fork-Strategie

Die verschiedenen Bauernverbände verweisen zudem daraufhin, dass die Ziele des Green Deals und der Farm-to-Fork-Strategie grundsätzlich zu überdenken seien.

Die Farm-to-Fork-Strategie ist das Herzstück des Green-Deal-Konzepts, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, und steht für eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Land- und Lebensmittelwirtschaft. Mit den Hauptthemen der Landwirtschaft Klimagase aus der Viehhaltung und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einzuschränken. „An und für sich eine gute Sache“, so Lee.

Allerdings scheiden sich die Geister, wenn es um die Mittel und Wege geht, die in Angriff genommen Ziele zu erreichen, ohne die bäuerlichen Strukturen und die landwirtschaftliche Produktion zu gefährden.

Verlagerung der Problematik

Denn: "Mit einer Reduzierung der Viehwirtschaft oder des Anbaues werden die Probleme nur in Länder verlagert, die nicht einmal ansatzweise unsere Umweltstandards haben,“ beteuert Lee. Obendrein sei kein Bauer aufgrund der hohen Kosten daran interessiert, mehr Pflanzenschutz einzusetzen als dringend notwendig.

Besonders hart würde es nach den geplanten EU-Richtlinien das Bundesland Rheinland-Pfalz treffen, Dort wäre dann auf rund einem Drittel von 700.000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche keine Landwirtschaft mehr möglich. Davon wären unter anderem rund 105.000 Hektar Ackerland betroffen, 21.500 Hektar Weinbau, 4.500 Hektar Gemüsebau und 2.700 Hektar Obstbau. Und auch die ökologische Produktion würde von den Regelungen massiv betroffen sein, heißt es aus den Reihen der Bauernvertreter.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...