Weltwirtschaft

China schockt die Welt mit weiterem Lockdown

Lesezeit: 2 min
01.09.2022 10:40  Aktualisiert: 01.09.2022 10:40
China verschärft den Corona-Kampf. Nun wurde auch in Chengdu mit 21,2 Millionen Einwohnern ein Lockdown verhängt. Nur eine Person je Haushalt darf einkaufen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Liste der wirtschaftlich bedeutenden chinesischen Regionen mit Corona-bedingten Einschränkungen wird immer länger. Zum Technologiezentrum Shenzhen, der Hafenstadt Dalian und der Wirtschaftsmetropole Guangzhou gesellte sich am Donnerstag das 21,2 Millionen Einwohner zählende Chengdu.

Alle Einwohner der Hauptstadt der Provinz Sichuan wurden angewiesen, ab 18.00 Uhr weitgehend zu Hause zu bleiben. Nur eine Person je Haushalt darf zum Einkaufen geschickt werden, wie die Behörden anordneten. Chengdu ist die größte Stadt, die seit den zweimonatigen Beschränkungen Shanghais in der ersten Jahreshälfte einen Lockdown durchsetzt. Unklar ist noch, ob er nach den Corona-Massentests, die bis Sonntag angesetzt sind, aufgehoben wird.

Die Liste der von Corona-Beschränkungen betroffenen Großstädte wird damit immer länger: Das Analysehaus Capital Economics zählte mehr als 40 Städte, die für ein Drittel der chinesischen Wirtschaftsleistung stehen. Dabei ist die chinesische Industrie ohnehin in schlechter Form: Sie schrumpfte im August erneut, wie die Umfrage des Statistikamtes belegte.

Der Wirtschaft der nach den USA zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt setzen nicht nur Corona-Maßnahmen zu, sondern auch die schlimmste Hitzewelle seit Jahrzehnten und eine Krise auf dem Immobilienmarkt. Banken-Ökonomen von ANZ etwa rechnen nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 3 Prozent in diesem Jahr, nachdem bislang 4 Prozent erwartet wurden.

In Chengdu wurden Angestellte der sogenannten nicht lebensnotwendigen Branchen aufgefordert, von zu Hause aus zu arbeiten. Industriebetriebe, die in wichtigen Produktionsbereichen tätig und in der Lage sind, auf einem geschlossenen Gelände zu arbeiten, wurden davon ausgenommen.

Die Flüge von und nach Chengdu wurden nach Angaben des Anbieters Flight Master zugleich drastisch eingeschränkt. Um 10.00 Uhr Ortszeit wurden am Donnerstag am Flughafen Shuangliu in Chengdu 398 Flüge gestrichen, was einer Annullierungsquote von 62 Prozent entspricht. Auf dem Tianfu-Flughafen in Chengdu wurden sogar 79 Prozent oder 725 Flüge gestrichen.

Dem Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) zufolge verschärfen schon kommunale Lockdowns die Engpässe in den globalen Lieferketten. Die derzeitigen Maßnahmen seien allerdings noch nicht vergleichbar mit dem einschneidenden Lockdown in Shanghai im Frühjahr.

"Sollten die Covid-19-Fälle aber weiter steigen, könnte ein harter Lockdown gerade in und um Shenzhen Lieferketten und das Weihnachtsgeschäft belasten", warnte IfW-Handelsexperte Vincent Stamer. "Denn die Provinz Guangdong um die Metropolen Guangzhou und Shenzhen am Perlflussdelta ist die exportstärkste Provinz Chinas. Auch viele Konsumgüter für den deutschen Markt werden dort produziert." (rtr)


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Der DWN-Kommentar: Scholz gegen Lindner – ein Symbol des Scheiterns der Regierung und des Kanzlers
07.11.2024

Die Ampel ist Geschichte. Ein Scheitern, dass die Probleme dieser Konstellation nochmal verdeutlicht.

DWN
Politik
Politik Entmilitarisierte Zone entlang der Front? Erste Pläne zur Umsetzung von Trumps Wahlkampf-Versprechen
07.11.2024

Donald Trump hat die Wahl mit einer klaren Mehrheit gewonnen. Nun beginnen Vorbereitungen für die Machtübernahme. Die Demokraten hingegen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ampel-Aus: Wirtschaft fordert Steuersenkungen und das Lockern der Schuldenbremse
07.11.2024

Stabilität, Verlässlichkeit, Vertrauen – all dies bot die Ampel-Regierung in den vergangenen Wochen nicht. Stattdessen gab es Zoff und...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär Mark Rutte erwartet neue Geld-Debatte mit Donald Trump
07.11.2024

Der Streit um Verteidigungsausgaben brachte die Nato in der ersten Amtszeit von Trump zeitweise an den Rand des Abgrunds. Wird es nun noch...

DWN
Politik
Politik Kollateralschaden? Gesundheitsminister Lauterbach sorgt sich um seine Krankenhausreform
07.11.2024

Die Ampel-Koalition ist am Ende. Was wird nun aus noch laufenden Vorhaben? Der Gesundheitsminister will eine Großoperation trotz allem ins...

DWN
Politik
Politik Exportnation Deutschland im Tief: Das Land ist schlicht "nicht wettbewerbsfähig"
07.11.2024

Drohende US-Zölle und eine Bundesregierung auf Abruf: Schwere Zeiten für die deutsche Wirtschaft. Die jüngsten Konjunkturdaten machen...

DWN
Politik
Politik Ampel-Aus: Was dann? Wie geht's jetzt weiter?
07.11.2024

Wann finden die Neuwahlen statt? Das ist die drängende Frage, die Deutschland beschäftigt. Gestern kam es mit einem Paukenschlag zum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Förderbank des Bundes: KfW vergibt weniger Fördermilliarden und macht mehr Gewinn
07.11.2024

Das Geschäft der Förderbank normalisiert sich nach mehreren Krisenjahren zusehends. Dennoch verdient die KfW Bankengruppe gut.