Politik

Ukraine: Zwei UN-Inspekteure bleiben im Atomkraftwerk Saporischschja

Präsident Selenskyj fordert erneut den Abzug russischer Truppen vom Atomkraftwerk Saporischschja. Russland hingegen wirft der Ukraine "nuklearen Terrorismus" vor.
02.09.2022 14:39
Lesezeit: 1 min
Ukraine: Zwei UN-Inspekteure bleiben im Atomkraftwerk Saporischschja
IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi und Mitglieder seines Teams am Freitag im Atomkraftwerk Saporischschja. (Foto: dpa/Russian Defense Ministry Press Service) Foto: Uncredited

Zwei Inspektoren der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) werden nach russischen Angaben dauerhaft im ukrainischen Kernkaftwerk Saporischschja bleiben. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA am Freitag unter Berufung auf einen russischen Botschafter in Wien. In der von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerk Europas findet aktuell ein breiter angelegter Einsatz der UN-Behörde statt.

IAEA-Chef Rafael Grossi, der das Team der Inspekteure auf ihrem Weg nach Saporischschja begleitet hatte, befand sich bereits wieder auf dem Rückweg und wollte noch am Abend in Wien, wo die Behörde ihren Sitz hat, vor die Presse treten.

Das seit März von russischen Truppen besetzte größte Atomkraftwerk Europas im Südosten der Ukraine gerät immer wieder unter Beschuss. Die Ukraine und Russland machen sich dafür gegenseitig verantwortlich.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu warf der Ukraine auch am Freitag vor, das AKW zu beschießen und damit eine nukleare Katastrophe in Europa zu riskieren. Er beschuldigte die Ukraine des "nuklearen Terrorismus". Russland habe keine schweren Waffen auf oder um das Gelände des AKW geschafft, wies Schoigu entsprechende Aussagen der Ukraine und des Westens zurück. "Ich hoffe, dass sich das Team der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA davon überzeugt", erklärte Schoigu.

Betrieben wird das AKW nach wie vor von ukrainischen Technikern. Der ukrainische Betreiber des Kraftwerks Energoatom äußerte Zweifel an einer neutralen Begutachtung des Kraftwerks durch die internationale Atomenergiebehörde. Aufgrund des russischen Einflusses sei eine unabhängige Bewertung durch die IAEA schwierig, teilte Energoatom mit. Zudem werde der IAEA-Delegation der Zutritt zum Krisenzentrum der Anlage verwehrt, wo sich nach ukrainischen Angaben russische Soldaten aufhalten. "Die Besatzer lügen, verzerren die Fakten und Beweise, die bezeugen, dass sie das Kraftwerk beschießen und die die Konsequenzen der Zerstörung der Infrastruktur zeigen."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte erneut den Abzug aller Truppen aus dem Atomkraftwerk. "Das Wichtigste, was passieren muss, ist die Entmilitarisierung des Atomkraftwerksgeländes", sagte Selenskyj in einer Videoansprache am späten Donnerstagabend. Die Ukraine müsse die volle Kontrolle über das Kraftwerk und die ukrainischen Mitarbeiter zurückerhalten. Die russische Besetzung des Atomkraftwerks schwäche auch erheblich die Fähigkeit der Ukraine, die europäische Energiebranche zu unterstützen. Selenskyj warb dafür, dass die Ukraine auch Europa mit Strom versorge. Trotz aller Schwierigkeiten könne sein Land etwa acht Prozent des Bedarfs von Italien decken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...