Nahezu jedes dritte Kosmetikprodukt in Deutschland enthält hormonell wirksame chemische Substanzen. Das geht aus einer aktuellen Studie vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervor.
Kontrolliert wurden mehr als 60.000 Körperpflegeprodukte. Insgesamt wurden die Produkte auf 15 verschiedene Chemikalien untersucht, die von der EU in ihrer Prioritätenliste für hormonell wirksame Stoffe mit der höchsten Priorität belegt worden waren.
Hormonell wirksame Chemikalien werden in Kosmetika den Untersuchungen vom BUND zufolge vor allem als Konservierungsmittel oder UV-Filter eingesetzt. Ihre Verwendung ist zulässig, obwohl die Stoffe mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht werden. Unter anderem werden hormonell wirksame Substanzen wie Phthalate und Bisphenol A für eine reduzierte Spermienqualität, eine verfrühte Pubertät und die Förderung mehrerer Krebsarten verantwortlich gemacht.
Dabei seien laut des BUND-Berichts auch bei der Einhaltung der Grenzwerte für einzelne Chemikalien ernste Gefahren vorhanden. Die Kombinationswirkung verschiedener Substanzen im Körper, der sogenannte Cocktail-Effekt, berge kaum bekannte Risiken. Etwa 20 Prozent der getesteten Produkte enthielten mehrere hormonell wirksame Stoffe.
Positiv hervorgehoben werden in dem Bericht mehrere Unternehmen, die schon heute ausschließlich Produkte ohne belastende Stoffe herstellen. Der Anteil der hormonhaltigen Artikel liegt bei den Marktführern L‘Oréal und Beiersdorf hingegen bei fast 50 Prozent. Der BUND fordert die Kosmetikhersteller auf, komplett auf hormonell wirksame Chemikalien zu verzichten.
Mit einer Smartphone-App soll es Konsumenten ermöglicht werden, sich schnell und unkompliziert über die Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten zu informieren. Mit der „ToxFox-App“ kann der Barcode von Kosmetikprodukten eingelesen und festgestellt werden, ob hormonell wirksame Stoffe enthalten sind. Der BUND erhofft sich dadurch ein bewussteres Einkaufsverhalten der Kunden und schließlich auch ein Umdenken bei den Kosmetikherstellern.