Politik

Rätselhaftes Phänomen: Die Sonne wird schwächer

Lesezeit: 2 min
12.11.2013 15:10
Die Zahl der Sonnenflecken ist derzeit viel niedriger, als sie sein müsste. Zudem sind die Sonnenflecken viel weniger aktiv, das Magnetfeld der Sonne verhält sich unregelmäßig. Forscher können nicht sagen, wann die Sonnen-Flaute wieder endet - und welche Folgen das merkwürdige Phänomen für das Klima auf der Erde haben könnte.

Mehr zum Thema:  
Klima >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Klima  

Irgendetwas stimmt nicht mit der Sonne. Die Sonne produziert derzeit nur halb so viele Sonnenflecken wie erwartet, das Magnetfeld verhält sich vollkommen unregelmäßig, sagen Forscher.

Die Sonne erzeugt bei ihren Drehungen riesige Magnetfelder. Sonnenflecken, die oft breiter sind als der Durchmesser der Erde, zeigen sich an Stellen intensiver magnetischer Kräfte. Dort entstehen die gewaltigen Sonnenstürme. Diese Stürme können ihre geladenen Partikel schlagartig über Millionen Kilometer in Richtung Erde ausstoßen.

Die ausgestoßenen Sonnenpartikel haben ausreichend Energie, um etwa Satelliten zu beschädigen. Dies geschah etwa beim Sonnensturm 2003. Astronauten mussten sich damals in der Internationalen Raumstation vor der Strahlung in Sicherheit bringen. Die Ölförderung in Alaska musste unterbrochen werden, die GPS-Navigation wurde behindert, Militärmanöver mussten verschoben werden.

Basierend auf historischen Aufzeichnungen sagen Astronomen, dass die Sonne diesen Herbst sich dem Höhepunkte ihres circa 11-jährigen Zyklus‘ nähern sollte. Doch dieses Maximum ist äußerst schwach. „Dies ist der schwächste Sonnenflecken-Zyklus seit 1906“, sagt David Hathaway, Chef der Sonnenphysiker am Nasa Marshall Space Flight Center im US-Bundesstaat Alabama.

Die Forscher stehen vor einem Rätsel. Sie können nicht sagen, ob die Sonnen-Flaute nur vorübergehend ist oder ob es der Beginn eines längeren Rückgangs ist. Neben dieser Sonnen-Flaute werden derzeit auch die merkwürdigsten Umkehrungen des Magnetfeldes seit Beginn der Aufzeichnungen beobachtet.

Normalerweise wechselt das Magnetfeld der Sonne etwa alle elf Jahre seine Ausrichtung. Dabei wird das Magnetfeld immer schwächer, fällt bis auf null und entsteht dann mit entgegengesetzter Polarität neu.

Im aktuellen Zyklus verläuft dieser Wechsel des Magnetfeldes synchron, sagen die Wissenschaftler. Der magnetische Nordpol der Sonne hat seine Polarität vor mehr als einem Jahr gewechselt. Er hat jetzt dieselbe Polarität wie der Südpol.

„Die Verzögerung zwischen den beiden Umkehrungen ist ungewöhnlich lang“, zitiert das Wall Street Journal Karel Schrijver vom kalifornischen Lockheed Martin Advanced Technology Center. Die Forscher erwarten, dass der magnetische Südpol im Dezember seine Polarität wechselt. Diese Entwicklung sehe man auf Satellitenbildern.

Den Mangel an Sonnenflecken können die Forscher jedoch nicht erklären. Die Sonne scheint kraftlos verglichen mit allen früheren Zyklen. „Es sind nicht nur weniger Sonnenflecken, sie sind auch weniger aktiv“, sagt Schrijver.

In den kommenden Jahren, wenn der Zyklus sich von seinem Maximum entfernt, wird der Aktivität der Sonne voraussichtlich noch zurückgehen. Die Erdatmosphäre wird sich abkühlen und zusammenziehen. „Das freut die kommerziellen Satellitenbetreiber“, sagt Todd Hoeksema vom Sonnen-Observatorium der Stanford University. Und die Astronauten seien froh, weil es keine erhöhte Radioaktivität im All gibt.

Bei einem Sonnensturm im Jahr 2003 mussten die Astronauten auf der internationalen Raumstation Schutz vor verstärkter Strahlung suchen, ein japanischer Satellit wurde zerstört, in Alaska mussten die Öl- und Gasbohrungen eingestellt werden, das US-Militär musste Übungen absagen.

Sonnenforscher haben spekuliert, dass die Sonne derzeit in einen ruhigeren Zustand zurückkehrt. In den 1940er Jahren hatte eine Phase ungewöhnlich hoher Aktivität eingesetzt. Die ungewöhnliche Flaute, die nun eingesetzt hat, ist jedoch nach Ansicht der Forscher stärker als ein rein zyklisches Phänomen.

Die periodischen Schwankungen der Sonnenaktivität sind aber auch eine der möglichen Erklärungen für Klimaschwankungen auf der Erde. Eine neue Eiszeit befürchten die Forscher nicht. Die Auswirkungen auf den Klimawandel sind allerdings noch unklar: Nasa-Mann Hathaway glaubt, dass die Abkühlung nur zu einer Verschnaufpause führen werde: Ganz stoppen kann auch die Sonne den Klimawandel nicht, sagte der Forscher.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Klima >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...