Deutschland

Falsche Versprechungen: SPD-Türken wollen gegen Koalition stimmen

Die Deutsch-Türken fühlen sich von der SPD betrogen. Vor den Bundestagswahlen hatte die SPD-Spitze der Türkischen Gemeinde in Deutschland eine Garantie für die doppelte Staatsbürgerschaft gegeben. Doch die wird es nun nicht geben. Beim SPD-Mitgliedervotum werden viele Deutsch-Türken gegen den Koalitions-Vertrag stimmen.
05.12.2013 03:09
Lesezeit: 1 min

Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) hält nicht viel vom Koalitions-Vertrag zwischen SPD und CDU. Besonders argwöhnisch wird die Abschaffung der Optionspflicht im Rahmen des Staatsbürgerschafts-Rechts beäugt.

Denn die Optionspflicht wäre ohnehin in den kommenden Jahren abgeschafft worden. Die SPD habe den Deutsch-Türken vor der Bundestagswahl eine „Garantie“ dafür gegeben, dass die doppelte Staatsbürgerschaft wieder eingeführt werde. Doch die wird nicht kommen.

„Was uns wütend macht ist, dass sowohl Gabriel als auch Steinbrück uns versprochen haben, dass ohne die doppelte Staatsbürgerschaft mit der SPD keine Regierungsbildung möglich sei“, sagte TGD-Vorsitzender Kenan Kolat den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. In der Sondierungsrunde sei die doppelte Staatsbürgerschaft ein Top-Thema gewesen. Doch die SPD habe jenes Thema sehr schnell herausfallen lassen.

Nun sollen als Zeichen des Protests alle sozialdemokratischen TGD-Funktionäre beim SPD-Mitgliedervotum gegen den Koalitions-Vertrag stimmen, sagte Kolat weiter.

Die doppelte Staatsbürgerschaft sei für die erste und zweite Generation wesentlich wichtiger als für die dritte Generation, so Kolat.

„Das wäre eine Chance gewesen, die besonderen Leistungen der ersten und zweiten Generation zu würdigen. Diese Menschen haben hart gearbeitet, ihre Gesundheit für dieses Land verloren, die niedrigsten Arbeiten verrichtet.“

Die Türkische Gemeinde fühlt sich zwar von den Sozialdemokraten betrogen. Doch auch bei den kommenden Landtags- und Bundestagswahlen werden die Deutsch-Türken offenbar immer wieder mehrheitlich die SPD wählen.

Nicht immer aus Überzeugung aber offenbar aus Gewohnheit.

Darauf verlässt sich die SPD und sie liegt mit ihrer Kalkulation richtig.

Im türkischen Sprachgebrauch gibt es den Ausdruck „Geçmiş olsun!“, was als „Gute Besserung!“ übersetzt wird. Den Ausdruck benutzen die Türken auch im ironischen Sinn, wenn eine Person von einer anderen Person oder Organisation übers Ohr gehauen wird. „Gute Besserung!“ erhält dann auch einen sehr kritischen Ansatz. Denn dem Betroffenen wird seine Leichtgläubigkeit vor Augen geführt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...