Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) hält nicht viel vom Koalitions-Vertrag zwischen SPD und CDU. Besonders argwöhnisch wird die Abschaffung der Optionspflicht im Rahmen des Staatsbürgerschafts-Rechts beäugt.
Denn die Optionspflicht wäre ohnehin in den kommenden Jahren abgeschafft worden. Die SPD habe den Deutsch-Türken vor der Bundestagswahl eine „Garantie“ dafür gegeben, dass die doppelte Staatsbürgerschaft wieder eingeführt werde. Doch die wird nicht kommen.
„Was uns wütend macht ist, dass sowohl Gabriel als auch Steinbrück uns versprochen haben, dass ohne die doppelte Staatsbürgerschaft mit der SPD keine Regierungsbildung möglich sei“, sagte TGD-Vorsitzender Kenan Kolat den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. In der Sondierungsrunde sei die doppelte Staatsbürgerschaft ein Top-Thema gewesen. Doch die SPD habe jenes Thema sehr schnell herausfallen lassen.
Nun sollen als Zeichen des Protests alle sozialdemokratischen TGD-Funktionäre beim SPD-Mitgliedervotum gegen den Koalitions-Vertrag stimmen, sagte Kolat weiter.
Die doppelte Staatsbürgerschaft sei für die erste und zweite Generation wesentlich wichtiger als für die dritte Generation, so Kolat.
„Das wäre eine Chance gewesen, die besonderen Leistungen der ersten und zweiten Generation zu würdigen. Diese Menschen haben hart gearbeitet, ihre Gesundheit für dieses Land verloren, die niedrigsten Arbeiten verrichtet.“
Die Türkische Gemeinde fühlt sich zwar von den Sozialdemokraten betrogen. Doch auch bei den kommenden Landtags- und Bundestagswahlen werden die Deutsch-Türken offenbar immer wieder mehrheitlich die SPD wählen.
Nicht immer aus Überzeugung aber offenbar aus Gewohnheit.
Darauf verlässt sich die SPD und sie liegt mit ihrer Kalkulation richtig.
Im türkischen Sprachgebrauch gibt es den Ausdruck „Geçmiş olsun!“, was als „Gute Besserung!“ übersetzt wird. Den Ausdruck benutzen die Türken auch im ironischen Sinn, wenn eine Person von einer anderen Person oder Organisation übers Ohr gehauen wird. „Gute Besserung!“ erhält dann auch einen sehr kritischen Ansatz. Denn dem Betroffenen wird seine Leichtgläubigkeit vor Augen geführt.