Deutschland

Der Neue an Merkels Seite: Sigmar Gabriel löst Philipp Rösler ab

Lesezeit: 2 min
14.12.2013 01:08
SPD-Chef Sigmar Gabriel wechselt als Nachfolger den glücklosen Philipp Rösler als Wirtschaftsminister und Vizekanzler an Angela Merkels Seite. Um Gabriel in der Regierung mehr Gewicht zu verleihen, wird er auch Energieminister.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Die Bestellung Sigmar Gabriels zum Minister für Energie und Wirtschaft zeigt, dass die SPD keinen grünen Kurs fahren wird: Sie wird versuchen, die Energiewende kontrolliert so zurückzufahren, dass die Kosten nicht ins Unermessliche steigen und zugleich die alten Industrien weiter Arbeitsplätze erhalten.

Die SPD nennt den neuen Vizekanzler Superminister.

Man könnte ihn auch Mann fürs Grobe nennen: Denn die Energiewende ist komplett verfahren. Dem Vernehmen nach agieren die Lobbyisten der Atom-Energie bereits seit Monaten hinter den Kulissen, und preisen ihre Ware als Lösung aller Probleme an. Erst kürzlich war die Regierung der Atom-Industrie entgegengekommen - die Industrie braucht nicht für die Abfälle zu bezahlen, die die stillgelegten AKWs hinterlassen.

Wer weiß - vielleicht gibt es ja so schnell gar keine Abfälle.

Mit Lobbyisten kennt sich Gabriel schließlich aus - wie wir von VW wissen (mehr hier).

Die SPD erhält auch das Umweltministerium. Der bisherige SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wird zum zweiten Mal Außenminister. Der parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, soll ihm als Fraktionschef folgen. Damit dürfte auch sicher sein, dass der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble Bundesfinanzminister bleibt. Offiziell wollten weder SPD noch Unionsparteien die Personalien bestätigen: "Dazu geben wir keinen Kommentar ab, und Glückwünsche werden wir auch nicht entgegennehmen", sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles am Abend in Berlin.

Die Personalien stehen unter dem Vorbehalt, dass die Auszählung des SPD-Mitgliederentscheids am Samstag eine Zustimmung zum Koalitionsvertrag mit CDU und CSU ergibt. Nach Angaben von Nahles haben daran rund 70 Prozent der Parteimitglieder teilgenommen. Bis zum Freitagabend seien 333.500 Stimmzettel eingegangen, sagte sie. Das Ergebnis der Abstimmung unter den 470.000 SPD-Mitgliedern über den Koalitionsvertrag soll am Samstagabend vorliegen.

Die Berufung Gabriels und Steinmeiers war ebenso erwartet worden wie die Ernennung von Generalsekretärin Andrea Nahles zur Arbeits- und Sozialministerin und der SPD-Vizechefin Manuela Schwesig zur Familienministerin. Eine Überraschung ist dagegen, dass der saarländische SPD-Chef Heiko Maas Justizminister und Schatzmeisterin Barbara Hendricks Umweltministerin werden sollen. Die SPD hätte damit die gesamte Verantwortung für die Energiewende.

Die drei künftigen Koalitionäre wollten eigentlich am Sonntagmorgen gemeinsam die Ressortverteilung bekanntgeben. "Wir drei Parteivorsitzenden werden nochmal miteinander telefonieren, im Lichte des Mitgliederentscheides", sagte CSU-Chef Horst Seehofer am Freitag vor einer Kabinettsklausur in St. Quirin am Tegernsee. Bei den CSU-Ministern werde es keine Überraschungen geben. "Ich habe das in etwa fertig." Festgelegt hat sich Seehofer aber bislang nur darauf, dass CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt ins Berliner Kabinett wechseln soll. Zudem möchte die CSU wieder das Landwirtschaftsministerium besetzen. Bisher war damit gerechnet worden, dass auch Hans-Peter Friedrich (Innen) und Peter Ramsauer (Verkehr) dem Kabinett angehören werden.

Auf CDU-Seite galten die Personalie Schäuble und die Bestätigung von Verteidigungsminister Thomas de Maiziere als sicher. Sowohl für Umweltminister Peter Altmaier als auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, die ihre Posten räumen müssen, gibt es unterschiedliche Szenarien: Der bisherige Umweltminister wird Ronald Profalla als Kanzleramstminister folgen, der aus dem Kabinett ausscheidet (hier). Bei von der Leyen gab es die Spekulation, dass sie ein um die Rentenkompetenz aufgewertetes Gesundheitsministerium oder aber das Forschungsministerium übernehmen könnte. Die Verknüpfung von Renten- und Gesundheitspolitik werde es aber nicht geben, hieß es am Freitagabend in SPD-Kreisen. Dann müsste dort die bisherige Ministerin Johanna Wanka (CDU) weichen.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...